Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Mutig Mensch bleiben

Drei osteuropäische Regierungschefs reisen mit dem Zug mitten durch das Kriegsgebiet der Ukraine, um in Kiew ihre Solidarität zu bekunden. Mutig! Eine russische TV-Journalistin hält ein selbstgemaltes Pappschild in die laufenden Kameras, um vor Krieg und Propaganda zu warnen. Sehr mutig! Eine Mutter lässt ihren Mann zurück und flieht vor dem Bombenhagel, um ihre drei kleinen Kinder zu retten, ohne zu wissen was sie auf ihrer Flucht erwartet. Bewundernswert mutig! 

Es ist Krieg. Soldaten werden ausgezeichnet, die todesmutig gekämpft haben. Die möglichst viele feindliche Soldaten getötet haben. Doch für mich sind die wahren Helden diejenigen, die sich dem Krieg mutig entgegenstellen. Die mutig ihr Gesicht zeigen. Diejenigen, die gerade im Krieg Mensch bleiben. Die, die nicht Teil einer anonymen Kriegsmaschinerie werden – sondern sich ihre Menschlichkeit bewahren und diese auch zeigen. Gerade da, wo Hass und Gewalt immer mehr zur neuen Tagesordnung werden.

Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, die Mut machen. Die im Vertrauen auf Gott beten und vor allem dann auch handeln. Mutmacher gibt es auch heute – viele gerade da, wo keine TV-Kameras warten. 

Ja, es stimmt, ich bin wenig mutig. Vielleicht fühlst auch Du Dich gerade wenig mutig – fast hilflos. Aber auch Du und ich – wir können helfen. Wenn wir ehrlich sind, wir können doch noch viel mehr helfen. Viel, viel mehr. Tatkräftig helfen, dass Not und Elend gelindert werden. Wirklich tatkräftig helfen, indem wir Bedürftigen die rettende Hand reichen. Richtig tatkräftig und wirksam helfen – so dass das leise Lied der Menschlichkeit lauter wird als alles tumbe Kriegsgeschrei. Und wir können, nein, wir müssen mutig Mensch bleiben!

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

 

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