Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

14 Nothelfer reichen nicht

Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, dann braucht es Helfer in der Not. Es muss ein Wink des Himmels gewesen sein, dass sich die 67 katholischen Bischöfe Deutschlands für ihre alljährliche Frühjahrsvollversammlung ausgerechnet im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen verabredet hatten.

Hier in Oberfranken werden seit Generationen die 14 Nothelfer verehrt. Jeder mit ganz besonderen Fähigkeiten. Ob Todesängste oder Seelenleid, ob Hungersnot oder Rettung aus jeglicher Gefahr - Hilfe wird immer gewährt. Die Bischöfe können diesen Zuspruch gerade richtig gut gebrauchen: Krieg, Flüchtlinge, Corona, Kirchenkrise und und und…

Gut auch, dass die Bischöfe weitere Helfer in der Not zum Treffen eingeladen hatten. Erstmalig in der 155-jährigen Geschichte der DBK sprachen auch Vertreter:innen der Laien mit, um gemeinsam in Arbeitsgruppen nach guten Lösungen beim Synodalen Weg zu suchen. Oder aber es kamen engagierte Helfer aus der Ukraine zu Wort, um abzustimmen, wie Flüchtlingshilfe koordiniert und noch mehr lebenswichtige Hilfe durch die Kirche auf den Weg gebracht werden kann. Oder es waren Vertreter:innen der Gruppe #Outinchurch da, die den Bischöfen Beine machen wollen, damit eine Kirche ohne Angst Wirklichkeit wird - auch für Menschen mit ganz unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Lebensweisen.

Ob wirklich alle Bischöfe ohne Ausnahme erkannt haben, dass die Herausforderungen der aktuellen Krisen nicht mehr alleine zu lösen sind, bleibt offen. Hier gilt dann Pestalozzis Feststellung: Wer sich nicht selber helfen will, dem kann auch nicht geholfen werden.

Alle anderen - und das ist eine sehr große Mehrheit der Bischöfe - will aber mutig und entschlossen die dringend nötigen Reformen angehen. Sie dürfen nicht nur auf den Beistand der 14 Heiligen Nothelfer hoffen. Für sie gilt auch die Zusage Jesu: Bittet - und ihr werdet erhört werden.

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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