Wochenimpuls: Der Chefredakteur kommentiert

Eine Klasse für sich

"Wer unter`m Schutz des Höchsten steht" sangen die Bischöfe. Es klang so, als müssten sie sich selber Mut machen. Am letzten Tag ihrer Herbstvollversammlung in der Frühmesse war der Dom zu Fulda fast leer. Selbst die Hälfte der Bischöfe fehlte. Irgendwo im Bett oder auf der Strecke geblieben. Das Bild vom müden Haufen stimmt nicht ganz - alles erinnert mehr an eine völlig abgekämpfte Truppe. Wie viele Amtsjahre haben die verdienten Kirchenmänner gemeinsam auf dem Buckel? Jahre, in denen sie alles gegeben haben - sich mühsam abgerackert haben - nach Kräften bemüht haben. Und doch läuft immer weniger zusammen. Exemplarisch steht die Aufklärung des sexuellen Missbrauches: Man ist in Prävention und Intervention weiter als alle anderen gesellschaftlichen Gruppen - doch gesellschaftlich gesehen ist und bleibt man nur der Buhmann. Hinzu kommt der unübersehbare Streit in den eigenen Reihen. 

Alles erinnert an einen Klassenausflug. Die einen suchen ihr Heil in der Flucht nach vorne, die anderen halten alle auf - wollen nicht mehr mitgehen. Bleiben einfach stehen, weil ihnen die ganze Richtung nicht passt. Klassensprecher Bätzing ist nicht zu beneiden. Diese "Klasse für sich" kann kein Mensch zusammenhalten. Der nötige Zusammenhalt mit Rom lastet auch schwer auf den Schultern, wenn selbst Kurienkardinäle den schwierigen Weg der Bischöfe mit unzutreffenden Vergleichen abkanzeln. Und wenn dann noch der Nuntius mahnt, in Rom halte man die deutschen Bischöfe für verrückt ...

Ja, vielleicht braucht diese Welt mehr Verrückte - Verrückung - Aufbruch! Der Menschensohn saß bekanntlich nicht auf einem Heiligen Stuhl - seine Apostel hatten kein Vermögen des Bischöflichen Stuhls. Die Weisung des Herrn war damals wie heute eine ganz andere: "Geht hinaus in die Welt ...! - GEHT!"

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur

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