Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Und sie bewegt sich doch!

Donnerwetter, wer hätte das gedacht? Kardinal Marx möchte das Ende des Pflicht-Zölibats für Priester. Der gerade noch in der Kritik stehende Erzbischof von München Freising kann sich gut verheiratete Priester vorstellen. Er spricht ganz offen die Probleme der zölibatären Lebensform an. Fast zeitgleich spricht sich der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, für das Amt der Diakonin aus. Priester, die heiraten dürfen, gibt es dazu im Doppelpack. 

Und in Frankfurt beim Synodalen Weg wurde in dieser Woche mit großer Mehrheit ein Papier verabschiedet, das allen Gläubigen mehr Macht geben will. Die bischöfliche Macht soll besser kontrolliert werden. Viele Dinge, die gestern in der Katholischen Kirche noch kaum gedacht werden durften, kommen plötzlich wie ganz selbstverständlich daher. Bei den diversen Reformvorschlägen, die plötzlich aus allen Diözesen gefunkt werden, ist es wie bei den Corona-Regelungen: Man kommt kaum noch hinterher… 

Der immense Druck im kirchlichen Kessel, noch einmal erhöht durch das Münchner Gutachten, die Wirren um den Ex-Papst Joseph Ratzinger und das Projekt "Out in Church" hat die Katholische Kirche in Bewegung gebracht. Auch wenn manches noch unübersichtlich, unfertig und unkoordiniert wirkt: Das Volk Gottes steht nicht – es bewegt sich. Auch die Hirten sind noch nicht immer geschwind – aber sie bewegen sich doch! 

 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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