Wochenimpuls

Bete und arbeite!

Am 11. Juli, also am kommenden Freitag, feiern wir das Fest des Hl. Benedikt von Nursia. Benedikt ist der Vater des abendländischen Mönchtums und der Schutzpatron Europas. Außerdem hat er eines der hartnäckigsten Missverständnisse über Ordenschristen in die Welt gesetzt. Viele kennen die berühmte Stelle aus der Benediktsregel "ora et labora – bete und arbeite". 

Auf den ersten Blick klingt das, als sollten Mönche – und natürlich auch Ordensschwestern – zwei Dinge tun, die zueinander im Gleichgewicht stehen: Arbeiten und Beten. Das große Missverständnis aber ist, dass es gar nicht um zwei getrennte Tätigkeiten geht. Es geht nicht um Arbeit auf der einen Seite und Gebet auf der anderen. Benedikt wollte, dass seine Mönche ihre Arbeit beten und ihr Gebet mit demselben Ernst und Eifer verrichten wie ihre Arbeit. Ora et labora – beten und arbeiten gehören zusammen! 

Der hl. Benedikt hat seine Regel für die von ihm gegründete klösterliche Gemeinschaft geschrieben, und vieles ist nicht so ohne weiteres übertragbar auf das Leben außerhalb von Klostermauern. Aber "ora et labora" können wir alle beherzigen. Und bevor Sie sich fragen: "Wann soll ich das denn alles schaffen?" – der Trick ist, dass "ora et labora" immer beten und arbeiten gleichzeitig meint. 

Versuchen Sie das einfach mal: Versuchen Sie auch während der Arbeit mit dem Herzen bei Gott zu sein. Und wenn Sie beten, dann tun Sie das so gewissenhaft wie Ihre tägliche Arbeit. Für Mönche und Ordensfrauen funktioniert das bestens seit fast 1.500 Jahren. Es lohnt sich daher mit Sicherheit, es selbst auch mal zu versuchen.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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