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Armut macht krank! Caritas Jahresaktion 2012

Der Deutsche Caritasverband (DCV) stellt seine Jahreskampagne 2012 unter das Motto «Armut macht krank».
Langzeitarbeitslose etwa seien doppelt so häufig krank wie erwerbstätige Menschen, sagte DCV-Präsident Peter Neher am Mittwoch in Berlin. Einen besonders schlechten Gesundheitszustand wiesen wohnungslose Menschen auf. Obdachlose Männern hätten eine Lebenserwartung von 46 Jahren, das seien 30 Jahre unter dem Durchschnitt aller Männer.

Auch die gesundheitliche Versorgung von Asylbewerbern und Zuwanderern, die sich ohne Aufenthaltserlaubnis in Deutschland aufhalten, sei schlecht, kritisierte Neher. Obwohl auch «illegale» Migranten bei akuten Schmerzen Anspruch auf ärztliche Behandlung hätten, trauten sich diese aus Angst vor einer möglichen Abschiebung nicht zum Arzt.

Der DCV-Präsident forderte einen regulären Zugang zum Gesundheitssystem für Menschen ohne Aufenthaltsstatus. Dafür müssten auch niedrigschwellige Angebote wie die Straßenambulanzen etwa von Caritas und Diakonie ausgebaut und über die gesetzliche Krankenversicherung finanziert werden. Zur Abfederung der derzeitigen Versorgungslücken seien unbürokratische Fonds notwendig, die im Notfall ungedeckte Kosten übernähmen. Zudem wandte sich Neher gegen die Praxisgebühr, da sie für bedürftige Menschen ein zusätzliches Hindernis darstelle. Der Caritaspräsident mahnte die Gesellschaft zu mehr Toleranz gegenüber obdachlosen Menschen, wenn diese etwa eine Arztpraxis aufsuchten.