Papst

Angelus aus Castel Gandolfo 17.08.08

Gebet für die Kriegsopfer
Papst fordert humanitären Korridor im Kaukaus - Welternährungsprogramm startet Nothilfe. Papst Benedikt XVI. hat die Einrichtung von humanitären Korridoren für die Flüchtlinge des Konflikts zwischen Georgien und Russland gefordert. Bei seinem Angelus-Gebet am Sonntag in Castel Gandolfo verlangte er, dass solche Hilfsmöglichkeiten zwischen Südossetien und dem Rest von Georgien unverzüglich geschaffen werden müssten. So würde es möglich, die noch unbestatteten Toten würdig zu beerdigen und die Verletzten zu pflegen.

Der Papst äußerte die Hoffnung, dass der mit Hilfe der EU unterzeichnete Waffenstillstand zu einem "stabilen Frieden" führe. Die internationale Gemeinschaft rief er auf, weiterhin ihren Betrag zu einer dauerhaften Lösung "durch Dialog und mit gutem Willen" zu leisten. Zugleich forderte er einen wirksamen Schutz und Unversehrtheit für die ethnischen Minderheiten. Menschenrechte dürften nie mit Fußen getreten werden, sagte das Kirchenoberhaupt.

Der Papst rief eindringlich zum Gebet für die Toten des Konflikts auf. Den Angehörigen der Opfer bekundete er sein Beileid und allen Betroffenen seine geistige Verbundenheit.

Im Wortlaut
"Ich verfolge weiterhin aufmerksam und voll Sorge die Situation in Georgien und ich bin ganz besonders den Opfern des Konflikts nahe. Ich bete besonders für die Toten und drücke den Trauernden meine Anteilnahme aus. Ich appelliere, dass großzügig den Flüchtlingen geholfen wird, die große Not leiden, besonders den Frauen und Kindern, denen sogar das Notwendigste zum Ãœberleben fehlt. Ich fordere die Öffnung humanitärer Korridore zwischen Südossetien und dem restlichen Georgien, damit die zurückgelassenen Toten eine würdig bestattet werden können, die Verletzen richtig versorgt werden und diejenigen, die es wünschen, ihre lieben Angehörigen wiedersehen. Außerdem müssen den ethnischen Minderheiten, die in diesen Konflikt verwickelt sind, Unversehrtheit und jene fundamentalen Rechte garantiert werden, die niemals mit Füßen getreten werden dürfen. Schließlich hoffe ich, dass der derzeitige Waffenstillstand, der Dank der Vermittlung der Europäischen Union zustande gekommen ist, sich konsolidiert und in einen stabilen Frieden wandelt. Die internationale Staatengemeinschaft bitte ich, weiterhin ihre Unterstützung anzubieten um eine tragfähige Lösung zu erreichen, im Dialog und mit gutem Willen."

Die Pilger deutscher Sprache grüßte der Papst mit folgenden Worten:
"Ein herzliches "Grüß Gott" sage ich euch allen, liebe Freunde aus den Ländern deutscher Sprache. Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet uns von einer Frau, die nicht zum jüdischen Volk gehört, aber Jesus beharrlich um die Heilung ihrer Tochter bittet. Und ihr Gebet wird erhört. Die Begebenheit zeigt uns: Im tiefen Vertrauen berührt der Mensch Gott und Gott den Menschen. Lassen wir uns von Gottes Liebe anrühren und seien wir Botschafter seines Erbarmens unter den Menschen! - Der Herr segne eure Urlaubszeit und begleite euch auf euren Wegen."

Nuntius bittet um Hilfe für Flüchtlinge
Sofortige Hilfe für die Flüchtlinge im Kaukasus-Konflikt hat auch der Vatikan-Botschafter in Georgien, Erzbischof Claudio Gugerotti, gefordert. Ihre Zahl wachse auch nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens weiter, und ihre Unterbringung und Verpflegung sei teilweise dramatisch, sagte der Erzbischof am Wochenende gegenüber Radio Vatikan. In einer Schule habe er 1.500 Menschen getroffen, die ausgehungert gewesen seien und unter ungenügenden hygienischen Verhältnisse lebten.

Südossetien sei von Georgien völlig abgeschnitten, sagte der Nuntius. Die Menschen hätten keine Nachrichten über ihre dort lebenden Angehörigen. Unbekannt sei, inwieweit die dort lebenden Flüchtlinge Hilfe von der Russischen Föderation erhielten, die offenbar von Nordossetien aus Unterstützung leiste.

Papst Benedikt XVI. hat die Einrichtung von humanitären Korridoren für die Flüchtlinge des Konflikts zwischen Georgien und Russland gefordert. Bei seinem Angelus-Gebet am Sonntag in Castel Gandolfo verlangte er, dass solche Hilfsmöglichkeiten zwischen Südossetien und dem Rest von Georgien unverzüglich geschaffen werden müssten. So würde es möglich, die noch unbestatteten Toten würdig zu beerdigen und die Verletzten zu pflegen.

Welternährungsprogramm startet Nothilfe im georgischen Gori
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat am Wochenende Hilfstransporte in die georgische Stadt Gori gestartet. "Die Lage ist verzweifelt", beklagte die WFP-Landesdirektorin für Georgien, Lola Castro, nach Angaben der UN-Organisation. In den ersten Tagen des Krieges hatte das Welternährungsprogramm wegen mangelnder Sicherheit keine Hilfsgüter in die Stadt an der Hauptverkehrsader zwischen dem östlichen und dem westlichen Teil Georgiens geliefert.

Vom UN-Logistik-Zentrum im süditalienischen Brindisi aus flog das Welternährungsprogramm am Wochenende zusätzlich 58 Tonnen Energiekekse der amerikanischen Hilfsorganisation USAID in die georgische Hauptstadt Tiflis. Bereits in den vergangenen Tagen hatte die UN-Organisation in Städten mit einer hohen Zahl von Flüchtlingen Bäckereien und Suppenküchen mit Mehl und Grundnahrungsmitteln beliefert.

Die UN-Organisation versorgte nach eigenen Angaben bislang 34.000 Menschen, die infolge des Konflikts zwischen Georgien und Russland auf Hilfe von außen angewiesen sind. Die russischen Behörden leisten den Angaben zufolge 30.000 über die Grenze ins russische Nordossetien geflohenen Menschen humanitäre Hilfe.

(kna,epd,RV,dr)

Bildrechte C-TV