Museumsdirektorin findet Ablassbrief mit Luthers Namen

"Ein Kind seiner Zeit"

Martin Luther lehnte den Ablasshandel in seinen späteren Jahren entschieden ab. Auf einem Ablassbrief findet sich aber sein Name. Museumsdirektorin Vera Lüpkes hat ihn gefunden. Bei domradio.de erklärt sie, was es mit dem Brief auf sich hat.

Lutherdenkmal in Wittenberg / © Peter Endig (dpa)
Lutherdenkmal in Wittenberg / © Peter Endig ( dpa )

domradio.de: Hat Martin Luther munter Ablassbriefe gekauft, bevor er gegen sie zu Felde zog?

Vera Lüpkes (Direktorin Weserrenaissance-Museum, Lemgo): Nein, munter gekauft hat er sie nicht. Er hat einen gekauft. Und dieser eine wurde uns durch eine Abschrift von 1631 überliefert. Diese Abschrift liegt heute in der Nationalbibliothek in Madrid.

domradio.de: Wie kommt der Name Luthers auf den Ablassbrief?

Lüpkes: Man kann festhalten, dass Martin Luther ein Kind seiner Zeit war, dass er in der vorreformatorischen Kirche sehr verwurzelt war. Man muss sich die damalige Situation vor Augen führen. Martin Luther lebte damals als Mönch in Erfurt im Augustiner-Emeritenkloster. Erfurt gehörte zur Kirchenprovinz Mainz. Und in dieser Kirchenprovinz durfte der Ablassprediger Johann Tetzel predigen. Ende März 1508 ist Tetzel nach Erfurt gekommen und hat dort den Ablass gepredigt - unter anderem in dem Augustiner-Emeritenkloster, in dem Luther Bruder war.

domradio.de: Martin Luther stand also mit vielen anderen Klosterbrüdern auf dem Ablassbrief, den Sie gefunden haben?

Lüpkes: Ganz richtig. Der Papst hatte nämlich angeordnet, dass für Klöster nicht mehr einzelne Ablassbriefe geschrieben werden sollten, sondern einer für das gesamte Kloster. 

domradio.de: Wie haben Sie diesen Brief denn nun gefunden?

Lüpkes: Ich habe mich mit dem System Ablass beschäftigt und habe den Ablassbrief von Tetzel für das Augustiner-Emeritenkloster gesucht und ihn in den Archivalien der Nationalbibliothek in Madrid gefunden. Auf dem Brief stand der Name Martin Luder - wie sich Luther vorher nannte - zusammen mit den anderen Augustiner-Eremiten.

domradio.de: Dieser Brief ist jetzt in Madrid und er wird nicht ein Teil Ihrer neuen Ausstellung über Martin Luther und die Reformation sein, oder?

Lüpkes: Nein, wir konnten den Brief nicht ausleihen. Wir haben ihn als Kopie in dem Katalog zu unserer Ausstellung "Mach's Maul auf!" abgebildet.

domradio.de: Was können Sie uns über diese Ausstellung noch sagen?

Lüpkes: Wir sind ja hier im Weser-Raum. Wir fragen deshalb, wie die Idee Martin Luthers zur Reformation in den Weser-Raum gekommen ist. Einerseits über das gesprochene Wort, andererseits über Druck und Bild - also Bibeldruck und Flugblätter. Und ganz früh über die Entscheidung des hessischen Grafen, die lutherische Reformation zur Staatsreligion zu machen. Das war schon 1526. Das kann man alles in unserer Ausstellung mit tollen Bildern, interessanten Flugschriften und einer sehr guten Bibel nachvollziehen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR