Frauenrechtlerin fordert Ausbildung für Rückkehrerinnen

"Ohne blinden Aktionismus"

Die katholische Ordensfrau Lea Ackermann fordert eine stärkere Nachhaltigkeit von Rückkehrerprogrammen für Flüchtlinge und Migranten. Wichtig sei, eine Ausbildung aus Deutschland mitzubringen, sagte die Frauenrechtlerin.

Frauen in Bangui, Zentralafrikanische Republik / © Daniel Dal Zennaro (dpa)
Frauen in Bangui, Zentralafrikanische Republik / © Daniel Dal Zennaro ( dpa )

"Wichtig ist, gerade auch für Frauen, dass sie in Deutschland eine kleine Ausbildung bekommen. Das ermöglicht ihnen in ihrer Heimat einen ganz anderen, erfolgreichen Start nach der Rückkehr", sagte die Gründerin der Frauenrechts- und Hilfsorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) am Montag bei einer internationalen Fachtagung in Erfurt zur Situation von Rückkehrerinnen.

Lea Ackermann / © Thomas Frey (dpa)
Lea Ackermann / © Thomas Frey ( dpa )

Ackermann schilderte, viele Rückkehrerinnen seien in ihrer Heimat mit dem Druck ihrer Familien konfrontiert, dass eine Rückkehr aus Europa quasi als Scheitern und Tabu angesehen werde. Wer aber eine Ausbildung aus Deutschland mitbringe, habe direkt ein höheres Ansehen und bessere Startbedingungen.

"Überlegter und weitsichtiger"

"Außerdem ist meines Erachtens bei den staatlichen Rückkehrerprogrammen eine höhere Sensibilität für das individuelle Schicksal notwendig", betonte die Ordensfrau. Albanien etwa werde von Deutschland als sicheres Herkunftsland eingestuft. Es gebe aber Frauen, die bei einer Rückkehr dorthin um Leib und Leben fürchten müssten.

Insgesamt müssten "Programme zur Rückkehr viel überlegter und weitsichtiger angegangen werden. Man darf nicht illusorisch sein. Es sollte auch kein blinder Aktionismus sein", so Ackermann. Wichtig sei eine Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen vor Ort, die zu stärken und zu unterstützen ebenfalls ein wichtiger Punkt sei. Rückkehrprogramme wie vom Entwicklungsministerium oder den Bundesländern seien begrüßenswert, dürften aber "keine Alibi-Programme" sein.

Solwodi berät hunderte Frauen

Im Rückkehr- und Reintegrationsprogramm von Solwodi sind den Angaben zufolge derzeit 60 Frauen, 300 weitere werden beraten und weiter betreut. Solwodi hält nach der Rückkehr der Frauen den Kontakt noch weiter aufrecht, mitunter mehrere Jahre, um eine nachhaltige Reintegration sicherzustellen.

Mittels eines weltweiten Netzwerks von Nichtregierungsorganisationen stellt die deutsche Organisation die Begleitung der Frauen in ihren Herkunftsländern sicher. 2019 wandten sich laut Ackermann gut 2.600 Frauen aus 112 Ländern an Solwodi.

Frauenhilfsorganisation SOLWODI

Die Frauenhilfsorganisation SOLWODI existiert seit 1985. Das Kürzel steht für SOLidarity with WOmen in DIstress (Solidarität mit Frauen in Not). Die Ordensfrau Lea Ackermann gründete die Organisation zunächst, um damit kenianischen Frauen aus der Elendsprostitution herauszuhelfen. 

Symbolbild Gewalt an Frauen / © Doidam 10 (shutterstock)
Symbolbild Gewalt an Frauen / © Doidam 10 ( shutterstock )
Quelle:
KNA