Wie wird Weihnachten in der Türkei gefeiert?

Adventskalender bis Neujahr

Tannenbäume, Sterne, rote Kugeln und ganz viel Lametta: Weihnachten gibt es auch in der Türkei. Zum Beispiel in den christlichen Gemeinden. Zur Christmette kommen manchmal auch Muslime und jedes Mal ein paar Sicherheitsbeamte.

Autor/in:
Marion Sendker
Weihnachten in der Türkei / © Marion Sendker (DR)
Weihnachten in der Türkei / © Marion Sendker ( DR )

Weihnachten in der Türkei: Da, wo Christen in der Unterzahl sind, wird es im Dezember ganz schön weihnachtlich. Denn auch die Türken feiern – nur nicht alle und auch nicht Weihnachten. Ab dem ersten Dezember bereitet sich die Türkei nämlich auf den Jahreswechsel vor. Und zwar mit fast allem, was man sonst so aus der Adventszeit kennt.

Pater Alexander Jerney von der Kirchengemeinde St Georg in Istanbul ist das vor allem bei einem Spaziergang im Basar aufgefallen: "Da war vom Baum bis über den Schmuck alles da, aber alles auf Neujahr hin: Also es gab einen Neujahrsbaum und Neuhjahrsschmuck, es gibt sogar Adventskalender, vom ersten bis zum 31. Dezember mit Türchen!"

Nikolaus oder Weihnachtsmann? Das ist in der Türkei nicht so wichtig

Spätestens am Silvesterabend kann diese Weihnachts-Neujahr-Diffusion ala turca bei so manchem Europäer einen kleinen Kulturschock auslösen: Auf türkischen Straßen sind am dann nämlich die Neujahrsmänner los – und die sehen genauso aus wie Weihnachtsmänner. Die Geschenke, die sie bringen, landen unterm Neujahrsbaum legt – die türkische Version des Weihnachtsbaumes.

Dass der Nikolaus übrigens aus Myra in der heutigen Südtürkei stammt, spiele für viele Türken keine Rolle. Das sagt der Istanbuler Künstler und Designer, Erdogan Altindis. Er kennt Weihnachten aus seiner Kindheit in Deutschland und feiert es seitdem er wieder in der Türkei lebt auch dort – alle Jahre wieder. Altindis sagt: "Man kann in der ganzen Welt sagen: Diese bekannte Figur und der Welt, wenn man sagen kann, die kommt aus der Türkei, dann ist das auch eine Marketingstrategie."

Miteinander feiern

Keine Marketingstrategie ist dagegen die Vorbereitung auf Weihnachten in den christlichen Gemeinden gefeiert. Priester Jerney findet: In Istanbul kann man sich sogar ziemlich gut auf den Advent und Weihnachten besinnen. Denn das ganze stressige Weihnachtseinkaufs-Drumherum wie in Deutschland fällt quasi weg. So bleibt mehr Zeit für Aktionen in der Gemeinde, wie der Adventsbasar oder die Adventsfeier, erzählt die Pastoralassistentin der St Georgs-Gemeinde, Gerda Willam:

"Es war ein Miteinander spürbar! Es hat jemand Glühwein gemacht, die Frauen haben die Kekse gemacht, es war ein Miteinander-Feiern."

Muslime und Christen singen Weihnachtslieder

Eine noch andere Art von Miteinander ist beim Vorweihnachtskonzert zu hören: Es singen Muslime und Christen gemeinsam Weihnachts- und Adventslieder. Der Chor gehört zur österreichischen Schule, die eng mit der Gemeinde verbunden ist.

Was Pastoralassistentin Willam da besonders wichtig ist: Es werden zwar vor allem christliche Lieder gesungen, aber es geht nicht ums Missionieren: "Es gibt sehr viele Lieder im Umfeld von Advent und Weihnachten, die über Frieden, Schenken, miteinander teilen – es sind Lieder, bei denen wir sagen können,  dass sie sich nicht total verbiegen müssen, um sowas zu singen. Das würden wir auch nicht wollen."

Wie steht es um die Religionsfreiheit?

Den Glauben zu leben und zu feiern, das sei in Istanbul aber meistens kein Problem, sagt Pater Jerney. Im Gegenteil: Die meisten Türken seien sehr offen und neugierig auf die Art und Weise, wie die Christen ihren Glauben leben. Deswegen würden zu manchen Gottesdiensten auch Muslime kommen.

Dass gerade an Hochfesten der Staat Sicherheitsbeamte zu den Kirchen schickt, ist für die meisten Christen ein Zeichen des Respekts. In der Türkei gebe es eben viel Sympathie für religiöse Menschen – ob die nun Muslime sind oder Christen. "Wir leben von allen Seiten wohlwollend, wenn wir unsere Kultur und unsere Religion zelebrieren", sagt Pater Jerney.

Die Türken wünschen sich "Mutlu Yillar"

Und so wird die Türkei Ende Dezember an manchen Orten wirklich weihnachtlich. Fernab von Weihnachtsstress, Konsum und Streit um Religionen ist endlich Platz für ein friedliches Miteinander – egal man sich Frohe Weihnachten wünscht oder wie die Türken sagen: Mutlu Yillar.

Das bedeutet natürlich nicht "Frohe Weihnachten", sondern "Frohes Neues Jahr". Dazu gibt es in der Türkei übrigens auch ganz stilecht einen Tannenbaum. Der heißt dann aber Neujahrsbaum. Andere Länder, anderes Weihnachten.

 

Kirchengemeinde St. Antuan in Istanbul / © Marion Sendker (DR)
Kirchengemeinde St. Antuan in Istanbul / © Marion Sendker ( DR )

 

Krippe vor der Gemeinde St. Georg in Istanbul / © Marion Sendker (DR)
Krippe vor der Gemeinde St. Georg in Istanbul / © Marion Sendker ( DR )

 

Weihnachtsfeier in der St. Georgs-Gemeinde / © Marion Sendker (DR)
Weihnachtsfeier in der St. Georgs-Gemeinde / © Marion Sendker ( DR )

 

Auch in der Türkei gibt es Weihnachtsstollen  / © Marion Sendker (DR)
Auch in der Türkei gibt es Weihnachtsstollen / © Marion Sendker ( DR )

 

Weihnachtsplätzchen auf Türkisch  / © Marion Sendker (DR)
Weihnachtsplätzchen auf Türkisch / © Marion Sendker ( DR )

 

Weihnachtsdeko an einem Wohnhaus / © Marion Sendker (DR)
Weihnachtsdeko an einem Wohnhaus / © Marion Sendker ( DR )

 

Weihnachtsbaum in einem Geschäft / © Marion Sendker (DR)
Weihnachtsbaum in einem Geschäft / © Marion Sendker ( DR )

 

"Mutlu Yillar" wünschen sich Türken zu Weihnachten, das heißt: "Frohes Neues Jahr". / © Marion Sendker (DR)
"Mutlu Yillar" wünschen sich Türken zu Weihnachten, das heißt: "Frohes Neues Jahr". / © Marion Sendker ( DR )
Quelle:
DR