Zum 70. Geburtstag von Friedensnobelpreisträger Bischof Belo

Osttimors Freiheitsheld wurde später Afrika-Missionar

Er zählte zu den größten Helden des Freiheitskampfes in Osttimor. Nach der Unabhängigkeit 2002 war Bischof Belo erschöpft - und ging als Missionar nach Mosambik. In der Heimat genießt er weiter höchstes Vertrauen.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Sonnenaufgang am Strand von Dili - Fischer ziehen ihre Netze ein. (KNA)
Sonnenaufgang am Strand von Dili - Fischer ziehen ihre Netze ein. / ( KNA )

Osttimor ist einer der jüngsten Staaten der Welt. Doch seit die südostasiatische Nation 2002 ihre Unabhängigkeit von Indonesien erstritt, kämpft sie einen neuen Kampf: um den Aufschwung eines freien, aber bitterarmen Landes.

Einer der großen Freiheitshelden der 90er Jahre war Carlos Filipe Ximenes Belo, früherer Bischof der Hauptstadt Dili. Am 3. Februar wird der Friedensnobelpreisträger von 1996 und Salesianerpater 70 Jahre alt.

Entwicklung der katholischen Kirche in Osttimor

Meist gewinnt Goliath, wo ein übermächtiger Gegner auf einen kleinen trifft. Tatsächlich starben bis zu 180.000 der damals 800.000 Osttimorer unter der Knute der indonesischen Besatzer - nachdem Portugal den östlichen Inselteil 1975 eigentlich nach über 400 Jahren in die staatliche Unabhängigkeit entlassen wollte. Stattdessen annektierte Indonesien auch diesen Teil der politisch geteilten Insel Timor.

In den Jahrzehnten der Unterdrückung schlug die Stunde der katholischen Kirche in Osttimor. Während der langen Portugiesen-Zeit hatte sie wenig Anstalten gemacht, kulturell auf die multiethnische Bevölkerung einzugehen. So war sie zwar von der Kolonialmacht Portugal wirtschaftlich privilegiert, zählte aber bis zur Mitte der 1970er Jahre nur rund 30 Prozent der Bewohner als Mitglieder.

Angesichts der massiven militärischen Unterdrückung seit der Annexion durch Indonesien erwies sie sich - ihrer Privilegien und ihrer Schutzmacht beraubt - nun aber als glaubhafte Verteidigerin der Menschenrechte, als einzige funktionierende Organisation und als Klammer der Gesellschaft. Weil sich die Bürger Osttimors unter der indonesischen Besatzung zu einer der fünf staatlich anerkannten Religionen - Islam, Katholizismus, Protestantismus, Buddhismus oder Hinduismus - zugehörig erklären mussten, entschieden sich die meisten Angehörigen der traditionellen animistischen Religionen für die katholische Kirche.

Bischof Belo wird zum Sprachrohr der Menschen

Ihre charismatischste Gestalt erwuchs ihr in dem Lehrersohn Carlos Filipe Ximenes Belo. Ab 1968 studierte Belo in Lissabon Philosophie; er trat dem Salesianer-Orden bei und kehrte zunächst als Lehrer zurück in die Heimat. Nach der indonesischen Annexion wählte er noch einen Umweg, studierte in Lissabon und Rom Theologie. 1981, inzwischen zum Priester geweiht, kehrte er erneut ins besetzte Osttimor zurück, wo der gegen den Völkermord engagierte Apostolische Administrator von Dili, Bischof Martinho da Costa Lopes (1977-1983), von der indonesischen Generalität mit massiven Drohungen aus dem Amt gedrängt wurde.

Als sein Nachfolger wurde schon damals der noch junge Priester Belo auserkoren, aber angesichts der lebensgefährlichen Zeiten erst 1988 zum Bischof geweiht und ins Amt gebracht. Belo führte den Kampf seines Vorgängers um internationale Aufmerksamkeit für die Gräuel in Osttimor entschlossen fort. Im Februar 1989 verfasste er einen Brief an den damaligen UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar, in dem er bereits eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes anregte.

Mehr und mehr wurde der junge Bischof zum Menschenrechtsanwalt und zum Sprachrohr der Bevölkerung. 1996 wurde er - gegen scharfe indonesische Proteste - gemeinsam mit dem Rebellenführer und späteren Staatspräsidenten Jose Ramos-Horta mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 1999 kam endlich das ersehnte Referendum zustande. Allerdings stand davor noch ein neulicher Höhepunkt der Gewalt; Indonesien spielte die Karte der Einschüchterung mit aller Härte aus.

Dennoch: Das Unabhängigkeitsreferendum kam durch, und noch einmal wirkte Belo als zentraler politischer Vermittler. Nach der Erlangung der staatlichen Souveränität war er erschöpft von den Jahren des Widerstands - und trat im November 2002 von seinem Bischofsamt zurück. 2004 verließ er das Land und arbeitet seither als Missionar und Seelsorger im afrikanischen Mosambik - das, ebenfalls als einstige portugiesische Kolonie, auch einen langen Bürgerkrieg erlebte. Von Zeit zu Zeit kehrt Belo noch in seine Heimat zurück. Er genießt dort weiter ein hohes Maß an Vertrauen.

 

Bischof Carlos Belo  (KNA)
Bischof Carlos Belo / ( KNA )
Quelle:
KNA