Misereor sammelt für Bauern in Burkina Faso

Alle Jahre wieder

 Jedes Jahr sammelt das katholische Hilfswerk Misereor Geld in der Fastenzeit für Menschen in der Welt. domradio.de hat mit dem Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel über die Fastenaktion 2017 gesprochen, die heute eröffnet wird.

Mit Ernährungsprogrammen begegnet Misereor der Not von Kindern in Afrika / © Wolfgang Radtke (KNA)
Mit Ernährungsprogrammen begegnet Misereor der Not von Kindern in Afrika / © Wolfgang Radtke ( KNA )

domradio.de: Dieses Jahr sammelt Misereor speziell für Burkina Faso in Afrika. Warum?

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer Misereor: Burkina Faso, ein Land in Westafrika am Rande der Sahelzone, gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Misereor will gerade in diesem Jahr sowohl das Land Burkina Faso als auch den afrikanischen Kontinent nicht nur unter der Perspektive von Schwierigkeiten und Problemen vorstellen. Wir wollen auch anhand von Beispielen zeigen, wie dort unter der Brille der Hoffnung ganz positive Entwicklungen stattfinden. Gerade weil Burkina Faso in einem der ärmsten Gebiete der Erde liegt, ist es uns wichtig zu zeigen, dass nicht nur Krisen, Katastrophen, Konflikte und Krankheiten gegenwärtig sind, sondern dass es auch ein großes Potenzial an Hoffnung gibt. Ein Beispiel ist da Burkina Faso: Ein Land, dessen Bevölkerung durchschnittlich weit unter 25 Jahre alt ist und ganz viele kreative Ideen und Initiativen für eine lebendige Zivilgesellschaft hat. Deshalb haben wir Burkina Faso vorgestellt und ausgewählt. Wir freuen uns auch, dass in diesem Jahr wieder ein Afrikagipfel stattfinden wird und dass der Bundesminister für Wirtschaft und Zusammenarbeit einen Marshallplan mit Afrika vorgestellt hat: "Afrika im Fokus". Genau das wollen wir aus der Perspektive von Burkina Faso aufzeigen.

domradio.de: In Ihrem Leitwort sagen Sie: "Die Welt ist voller guter Ideen, lass sie wachsen". Was für gute Ideen meinen Sie damit?

Spiegel: Wir haben uns inspirieren lassen vom Propheten Jesaja, der das Volk Gottes nach Jahren im babylonischen Exil beschreibt. Die Menschen sehen keinen Ausweg, keinen Weg mehr in die Freiheit. Dann haben wir in der Bibel entdeckt, dass die Menschen offenbar selbst erst sehen lernen müssen, welche Möglichkeiten es gibt. Daraufhin haben wir gemeinsam in Burkina Faso mit unseren 30 Kooperationsorganisationen Partner herausgesucht, die Projekte umgesetzt haben: Zum Beispiel wurde eine Minimolkerei mit Frauen in einem Dorf gegründet, die Milch in größeren Mengen produzieren können, die diese Milch aufbewahren, weiterverarbeiten zu Joghurt und dann einen besseren Preis erzielen können, Rücklagen bilden und damit dann ihren Kindern Bildungsmöglichkeiten eröffnen können. Das heißt: An der Wurzel mit dem Wissen der Bauern beginnen und dann mit dem technischen Wissen unserer Partnerorganisationen für eine positive Entwicklung sorgen. Deswegen haben wir das Wort gewählt: "Die Welt ist voller guter Ideen, lass sie wachsen". Es geht darum, die Ideen, die bereits vorhanden sind, mit verschiedenen Kompetenzen zusammenzubringen.

domradio.de: Im Hohen Dom zu Trier beginnt die Fastenaktion am Sonntag mit einem großen Gottesdienst. Was wird das für ein Gottesdienst sein?

Spiegel: Wir freuen uns, dass wir hier in Trier eingeladen sind. Nach 33 Jahren können wir hier wieder eine Fastenaktion eröffnen. Die Diözese Trier hat eine Besonderheit, da sie seit mehr als 50 Jahren eine Partnerschaft nach Bolivien unterhält. Es gibt eine starke weltkirchliche Präsenz in Trier. Was auch besonders ist: Trier hat sehr viele ländliche Strukturen, es gibt viel Land- und Viehwirtschaft. In Burkina Faso ist das ähnlich, natürlich unter anderen Bedingungen. Etwa 80% der Burkiners leben von Land- und Viehwirtschaft. Weil es diese Gemeinsamkeiten auch bezüglich der Erfahrung in weltkirchlicher Arbeit gibt, haben wir in Trier angefragt. Wir sind mit Freude eingeladen worden und haben daraufhin ganz viele Bauern aus der Region zu einer Delegationsreise nach Burkina Faso eingeladen und auch heute in den Dom.

domradio.de: Wo kommen die Spenden denn an?

Spiegel: Die Gelder werden wir in besonderer Weise für die Projektpartner in Burkina Faso einsetzen. Wir haben eine Delegationsgruppe von Burkinern, unter anderem auch mit Erzbischof Philippe Ouédraogo, der Kardinal der Hauptstadt von Burkina Faso, Ouagadougou. Über diese konkreten Projekte in Burkina Faso hinaus dienen die Spendengelder dem Einsatz für eine größere soziale Gerechtigkeit, gegen den Hunger, gegen Krankheiten; es sind fast 3.000 Projekte in der ganzen Welt. Darum lade ich alle ein, über die Spende ein Zeichen der Wertschätzung anderer, ein Zeichen der Solidarität und der Hoffnung zu setzen für und mit anderen Menschen, die in Not sind.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 

 

Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel / ©  Ralf Roeger  (dpa)
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel / © Ralf Roeger ( dpa )
Quelle:
DR