Citykirche Wuppertal plant Alternativen für Weihnachtszeit

"Nicht einfach alles ausfallen lassen"

Gottesdienste nach draußen verlegen und Weihnachtsmärkte mit Hygienekonzepten entwickeln: Die Citykirche Wuppertal will trotz der Pandemie das Advents- und Weihnachtsgefühl vermitteln. Alternativen sind wichtig, erklärt Werner Kleine.

Weihnachtsbaum / © IgorAleks (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie müssen sich für Corona gar nicht neu erfinden bei der Wuppertaler Citykirche. Was haben Sie für den Advent geplant?

Dr. Werner Kleine (Pastoralreferent in der katholischen Citykirche Wuppertal): Wir müssen uns in der Tat nicht neu erfinden, weil wir natürlich aus unserem Konzept heraus immer schon auf die Straßen und Plätze der Stadt gegangen sind und weiterhin gehen.

Das hat in der Advents- und Weihnachtszeit dazu geführt, dass wir schon seit 15, 16 Jahren immer wieder mit Aktionen draußen sind. Weit über Wuppertal hinaus bekannt ist unsere Graffiti-Krippe, beziehungsweise sie heißt ja jetzt Künstler-Krippe, weil sie nicht mehr mit Graffiti gemacht wird, sondern gemeinsam mit einer Künstlerin erstellt wird. Da finden auch immer wieder Gottesdienste statt.

Stadtbekannt ist der Gottesdienst an Heiligabend, der erste weihnachtliche Gottesdienst, der am Heiligabend um zwölf Uhr stattfindet, wenn wir das Christkind, das Jesuskind, in die Krippe legen. Ansonsten haben wir immer wieder verschiedene Aktionen gehabt, wie etwa den Elberfelder Nikolauszug. All das wird natürlich in diesem Jahr stattfinden, wenn auch unter coronabedingten Veränderungen.

DOMRADIO.DE: Welche Lösungen können Sie sich denn für die Weihnachtsgottesdienste vorstellen?

Kleine: Das wird sicherlich eine der größten Herausforderungen sein. Denn die Weihnachtsgottesdienste selbst zählen ja zu den meistbesuchten Gottesdiensten, die wir im Kirchenjahr haben. Das wird sicherlich in diesem Jahr nicht so sein.

Aber wir haben bei uns in der Citykirche schon die Erfahrung gemacht, dass man sehr wohl draußen feiern kann. Wenn wir am Heiligabend um zwölf Uhr mit über 100 Leuten an der Künstler-Krippe stehen und draußen Gottesdienst feiern, dann kann man auch weihnachtliche Stimmung erzeugen.

Das machen manche evangelische Kollegen hier in Wuppertal übrigens auch am Loher Bahnhof an der Nordbahntrasse um Punkt 12:03 Uhr, drei Minuten nach uns. Deswegen kann ich sagen, dass wir der erste weihnachtliche Gottesdienst sind. Um 12:03 Uhr feiert die evangelische Kirchengemeinde am Loh auch immer einen sehr einprägsamen Gottesdienst - auch draußen. Es gibt also hier in Wuppertal schon Vorerfahrungen. Das geht.

DOMRADIO.DE: Wir müssen nochmal auf die Weihnachtsmärkte zu sprechen kommen. Es fehlt natürlich in der Vorweihnachtszeit etwas, wenn die nicht stattfinden. Kardinal Woelki hat gesagt, dass darin aber auch eine Chance liegt. Würden Sie da zustimmen?

Kleine: Erstmal werden die Leute natürlich etwas vermissen. Hier in Wuppertal bin ich mir zum Beispiel noch gar nicht so sicher, ob die Weihnachtsmärkte tatsächlich ausfallen. Von dem sogenannten Märchenmarkt auf dem Laurentiusplatz etwa, habe ich jetzt gehört, dass die dort ein Hygienekonzept mit Einlasskontrollen und allem Möglichen entwickelt haben, damit der vielleicht doch stattfinden kann.

Aber das wird natürlich überhaupt nicht die Atmosphäre sein, die man sonst von Weihnachtsmärkten kennt. Das wird schon ein Einschnitt sein. Jetzt kommt etwas, das ich wichtig finde, womit wir uns auch als Gesellschaft auseinandersetzen müssen: Wir können nicht einfach immer alles ausfallen lassen.

Wir müssen stattdessen schon auch Alternativen anbieten, dass, im Falle von Weihnachten und Advent, die adventliche und weihnachtliche Stimmung stattfindet. Und ich kann es mir durchaus vorstellen, wenn man etwa den Laurentius-Platz sieht, dass man den dann auch kirchlicherseits noch mal anders nutzt, weil wir da die große Laurentius-Basilika haben. Warum nicht Platz-Konzerte dort auf der schönen Treppe der Laurentius-Basilika machen, wo die Menschen wenigstens die Musik hören?

Ich will es an einem anderen Beispiel deutlich machen, weil es zwar vierzig Tage vor Weihnachten ist, aber doch schon irgendwie auf Weihnachten hinweist: die Martinszüge. Martinszüge fallen überall aus. Eine wichtige Tradition, gerade hier im Rheinland.

Ich tue mich da schwer mit, das einfach abzusagen. Wir sind deshalb seitens der Citykirche - und wir sind hier letztes Jahr mit über 6.000 Menschen durchs Luisen-Viertel gezogen, das wird natürlich in diesem Jahr so nicht gehen - mit dem Krisenstab der Stadt schon im Gespräch, dass wir eine gute Alternative hier in Wuppertal haben. Der Martin muss kommen.

Und so müssen wir auch als Kirche die Advents- und Weihnachtszeit, gerade, wenn die traditionellen Gegebenheiten ausfallen, wirklich nicht nur als Chance begreifen, sondern auch als Herausforderung und Aufgabe, das zu nutzen und den Advent tatsächlich in den Städten öffentlich zu gestalten.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Quelle:
DR