Franziskus ernennt Ende November neue Kardinäle

Männer, wie der Papst sie will

Das Kardinalskollegium bekommt Zuwachs - neun Papstwähler und vier verdiente Kirchenmänner. Das Gremium, das einmal das nächste Kirchenoberhaupt wählt, trägt immer mehr das Profil von Franziskus.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Konsistorium mit Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Konsistorium mit Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

Papst Franziskus hat die Ernennung neuer Kardinäle angekündigt: 13 Geistliche erhalten am Vorabend des ersten Advent aus seiner Hand das purpurne Birett - das teilte er am Sonntag vom Fenster des Apostolischen Palastes aus zwischen dem Mittagsgebet und dem üblichen Wunsch "Guten Appetit" mit. Die Auswahl zeigt einmal mehr das Profil von Franziskus, der in dem vornehmen Kollegium eher Repräsentanten sozialer und kirchenpolitischer Handlungsfelder denn Inhaber traditionsreicher Bischofssitze vertreten sehen will.

Eine Nominierung war fällig: Der Kreis jener Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind und damit an einer Papstwahl teilnehmen dürfen, ist aktuell auf die Richtzahl von 120 gesunken. Bis März scheiden drei weitere aus, angefangen mit dem emeritierten Washingtoner Erzbischof Donald Wuerl am 12. November.

Das klassische Schema

Vier der Kandidaten passen in das klassische Schema, nach dem bestimmte Posten den Kardinalstitel nach sich ziehen: Das gilt für den erst Mitte Oktober ernannten Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Marcello Semeraro (73), ebenso wie für Mario Grech (63), der Mitte September als Generalsekretär der Bischofssynode antrat und somit für die weltweiten Bischofsversammlungen zu wechselnden Themen verantwortlich ist. Wenig überraschend kommt auch der Kardinalspurpur für die Erzbischöfe von Washington und Santiago de Chile, Wilton Gregory (72) und Celestino Aos Braco (75).

Dessen ungeachtet besitzen sie das besondere Vertrauen des Papstes: Alle vier wurden von Franziskus unter dem Zeichen eines Neuanfangs in ihre Ämter berufen. Der unerwartete Rücktritt von Semeraros Vorgänger Giovanni Angelo Becciu war von Verdächtigungen in Zusammenhang mit einer Finanzaffäre überschattet; im Generalsekretariat der Bischofssynode schien zuletzt der Eifer für eine synodalere Kirchenleitung erlahmt. Das Image der beiden letzten Oberhirten von Washington litt durch den Missbrauchsskandal und moralische Verfehlungen, und auch die Kirche in Santiago hat unter den Vorgängern Glaubwürdigkeit verloren. Gregory und Aos wurden ernannt, um Vertrauen vor Ort wieder aufzubauen. Jetzt will Franziskus ihre Stimme auch in Rom.

Sonst eher weniger beachtet

Vier weitere fallen in die Kategorie derer, die sonst weniger beachtete Regionen und Gruppen der Weltkirche im päpstlichen Senat repräsentieren sollen. Jose Fuerte Advincula (68), Erzbischof von Capiz auf den Philippinen, hat sich den Kampf für Indigenen-Rechte auf die Fahne geschrieben, während Cornelius Sim (69) als erster Bischof von Brunei in einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft tätig ist. Beide stammen aus Asien, einer für die katholischen Kirche wichtigen Wachstumsregion. Mit Antoine Kambanda (61), Erzbischof von Kigali, bekommt Ruanda erstmals einen Kardinal. Augusto Lojudice (56) hingegen, Bischof von Siena und zuvor Weihbischof in Rom, stammt zwar nicht eben aus der weltkirchlichen Peripherie, machte sich aber als Anwalt sozialer Randgruppen einen Namen.

Eine ausgesprochen persönliche Wahl scheint Mauro Gambetti (ab Dienstag 55), Leiter des Sacro Convento in Assisi, des Franziskanerklosters am Grab des heiligen Franziskus. Der amtierende Papst ist mit dieser Stätte seines Namenspatrons eng verbunden. Gambetti steht dem dortigen Minoriten-Konvent seit 2013 vor und ist - abgesehen von einem Ingenieur-Diplom - einfacher Ordenspriester. Für eine Kardinalserhebung sieht das Kirchenrecht als Regel eine Bischofsweihe vor; dann könnte Gambetti aber keine Funktion mehr im Orden ausüben.

Verdiensthalber in das Kardinalskollegium berufen

Vier Kandidaten haben das 80. Lebensjahr vollendet und werden verdiensthalber in das Kardinalskollegium berufen: Der mexikanische Bischof Felipe Arizmendi, der sich für Indigene einsetzte, der langjährige Kirchendiplomat und Migrations-Experte Silvano Tomasi, der Kapuziner Raniero Cantalamessa, der seit 40 Jahren als päpstlicher Hausprediger der Kurie ins Gewissen redet, und der langjährige römische Caritas-Direktor Enrico Feroci.

Mit insgesamt sechs Italienern unter den Nominierten bleibt die italienische Dominanz im Kollegium unangefochten. Der einzige weitere Europäer ist der Malteser Grech. Dass dem Papst sachliche und persönliche Aspekte wichtiger sind als nationale Quoten, hat er schon in der Vergangenheit gezeigt. Am 28. November werden 73 der dann 128 konklaveberechtigten Kardinäle von Franziskus ernannt sein. Die Mehrheit der Papstwähler sind Männer seiner Wahl.


Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mario Grech, Bischof von Gozo (Malta) / © Romano Siciliani (KNA)
Mario Grech, Bischof von Gozo (Malta) / © Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Marcello Semeraro / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Marcello Semeraro / © Romano Siciliani ( KNA )

Erzbischof Wilton Gregory / © Michael Alexander (KNA)
Erzbischof Wilton Gregory / © Michael Alexander ( KNA )

Bischof Felipe Arizmendi Esquivel / © Tobias Käufer (KNA)
Bischof Felipe Arizmendi Esquivel / © Tobias Käufer ( KNA )

Kardinal Silvano Tomasi (dpa)
Kardinal Silvano Tomasi / ( dpa )

Raniero Cantalamessa / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Raniero Cantalamessa / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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