Papst verzichtet bei Audienz erstmals auf persönlichen Kontakt

Kein Bad in der Menge

Papst Franziskus hat bei seiner Generalaudienz Distanz zu den Menschen in der Halle gehalten. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Kritik gegeben, weil er den Besuchern sehr nahe gekommen war. In seiner Ansprache bezeichnete er die Psalmen als "Gebetsschule".

Papst Franziskus (M) kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz in der Vatikanischen Audienzhalle / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus (M) kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz in der Vatikanischen Audienzhalle / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Erstmals verzichtete Papst Franziskus am Mittwoch zu Beginn und am Ende der Generalaudienz darauf, die Menschen in der Halle eigens zu begrüßen. "Gerne würde ich zu Ihnen hinunter kommen", sagte er am Ende seiner Ansprache. Aber mit den geltenden Vorschriften solle man lieber Abstand wahren. Bereits zu Beginn der Audienz war er erstmals seit Wiederaufnahme der Mittwochsaudienzen nicht durch den Mittelgang gekommen, sondern betrat die Bühne durch einen Seiteneingang.

In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach öffentliche Kritik gegeben, weil Franziskus zu Beginn und Ende der Generalaudienz den Gästen sehr nahe gekommen war, einigen auch die Hand gegeben hatte. Zudem waren Zuschauer in Trauben teils ohne Maske zum Mittelgang gestürzt, um den Papst möglichst aus der Nähe sehen zu können.

Papst: Psalmen sind Gebetsschule für alle Menschen

Das Buch der Psalmen im Alten Testament ist nach Aussage von Papst Franziskus eine Gebetsschule für alle Menschen. In der Sammlung von 150 Gebeten des Volks Israel fänden sich sämtliche menschlichen Gefühle wieder: "Freuden, Trauer, Zweifel, Hoffnungen und Bitterkeit", sagte er in seiner Ansprache. Mit den Psalmen setzte das Kirchenoberhaupt seine Reihe zum Gebet fort.

"Die Psalmen sind das Wort Gottes, das wir Menschen benutzen, um mit ihm zu sprechen", so Franziskus weiter. Sie seien keine abstrakten Phrasen am Schreibtisch formuliert, sondern aus dem Alltagsleben der Menschen entstanden. Eine der durchgehenden Fragen in den Gebeten, laute: "Wie lange noch ...?".

Das Leben der Beter sei getragen von der bangen Hoffnung, dass "jeder Schmerz nach Befreiung verlangt, jede Träne nach Tröstung, jede Verletzung ihre Heilung und jede Verleumdung eine Vergebung." Der Ruf nach Gott, ja das Schreien nach seiner Zuwendung gebe dem Leben Sinn, so der Papst.

Gruß an Pilgergruppe aus Augsburg

In seinem Gruß an die Besucher deutscher Sprache wandte sich Franziskus eigens an eine Pilgergruppe aus dem Bistum Augsburg. Diese bat er, für ihn zur sogenannten "Maria Knotenlöserin" zu beten.

Das Bildnis der Muttergottes, die ein ihr von Menschen angereichtes verknotetes Band löst, hatte Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires geschickt bekommen. Das Motiv einer Grußkarte beeindruckte ihn so sehr, das er mehr darüber erfahren wollte und es verbreiten ließ.

Das Original des um 1700 geschaffenen Ölbildes hängt in der Kirche Sankt Peter am Perlach in Augsburg. Reproduktionen des Motivs finden sich vielerorts in Lateinamerika wie auch rund um den Vatikan; auch in vatikanischen Amtsstuben sowie im Gästehaus Santa Marta hängt das Bild der Maria Knotenlöserin.


Quelle:
KNA