Präfekt des Päpstlichen Hauses bekommt andere Aufgaben

Bühnenpause für Georg Gänswein

Am Ende bestätigte es der Vatikan doch: Erzbischof Gänswein nimmt als Präfekt des Päpstlichen Hauses vorerst andere Aufgaben wahr. Statt um offizielle Gäste des Papstes kümmert er sich stärker um dessen Vorgänger.

Autor/in:
Roland Juchem
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein im Dezember 2015. / © Osservatore Romano (KNA)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. und sein Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein im Dezember 2015. / © Osservatore Romano ( KNA )

Bislang war Georg Gänswein im Vatikan "Diener zweier Herren". Einerseits steht er als Privatsekretär von Benedikt XVI. (2005-2013) dem emeritierten Papst so nahe wie kein anderer im Vatikan. Zugleich arbeitet er als Präfekt des Päpstlichen Hauses für den Nachfolger Franziskus als Organisations- und Protokollchef. Von dieser Aufgabe hat der Papst den 63-jährigen Erzbischof nun vorübergehend entbunden.

Statt von einer "Beurlaubung", wie es zuerst in Medienberichten hieß, spricht die vatikanische Pressestelle von einer "normalen Umverteilung der verschiedenen Aufgaben und Funktionen des Präfekten des Päpstlichen Hauses". Dazu gehöre "wie bekannt auch die Rolle des Privatsekretärs des emeritierten Papstes". Außerdem heißt es in der Antwort zur Frage einer Verabschiedung, man habe "keine Informationen in diesem Sinne".

Zuletzt war der Präfekt am 15. Januar zu sehen

Weil Gänswein länger nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen war, kam Ungewissheit auf: Hat sich sein alter Hörsturz zurückgemeldet?

Ist er im Urlaub? Oder versetzt? Es gab unbestätigte Hinweise und Gerüchte, er sei einstweilen anders tätig. Am Mittwoch dann berichtete die Zeitung "Die Tagespost" von einer "Beurlaubung" durch den Papst.

Zuletzt war der Präfekt am 15. Januar zu sehen - bei der wöchentlichen Generalaudienz des Papstes. Das war zwei Tage nach der Veröffentlichung des Buches von Kardinal Robert Sarah über Priestertum und Zölibat, zu dem Benedikt XVI. einen Aufsatz beigesteuert hatte. Die Publikation wurde als Affront gegen Franziskus aufgefasst, der möglicherweise eine begrenzte Lockerung der Zölibatspflicht anstrebt.

Anders als es der vom Verlag veröffentlichte Titel nahelegte, war der Emeritus kein Co-Autor des Buches. Und anders als in Vorabberichten vermutet, war es Sarah - nicht Benedikt XVI. -, der versuchte, Franziskus von möglichen Kursänderungen abzubringen. Wer von Verlag, Kardinal und Privatsekretär im Vorfeld wen missverstanden hatte, blieb offen. Sarah widersprach einer Erklärung Gänsweins, Benedikt XVI. sei zu wenig informiert worden.

Von Amts wegen ist der Erzbischof dem zurückgezogen lebenden früheren Bischof von Rom zu Diensten, zum anderen obliegen ihm protokollarische und organisatorische Aufgaben beim amtierenden Papst. Gleichwohl war das Sarah-Buch mit Benedikts Beitrag nicht der erste Fall, in dem Gänswein in einer kirchenpolitischen Debatte präsent war. Was nicht nur daran liegt, dass der oft so charmant-pointiert auftretende Schwarzwälder bei Vorträgen oder Diskussionen mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält.

Mehrmals zwischen den Fronten

Anders aber als etwa der frühere Leiter der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ließ Gänswein bisher öffentlich keinen Zweifel an seiner Loyalität gegenüber Franziskus aufkommen.

Dennoch geriet er mehrmals zwischen die Fronten, weil er maßgeblich den Zugang zum emeritierten Papst reguliert. Und unter dessen Besuchern und Korrespondenzpartnern gab es offenbar manch einen, der Benedikt XVI. in Distanz zu Franziskus bringen will.

Gänsweins Werdegang ist untrennbar mit Benedikt XVI. verbunden. Und wird es bleiben, wie er in einer Anfang Januar gezeigten Dokumentation des Bayerischen Rundfunks über den früheren Papst aus Bayern bekannte. Der Rücktritt Benedikts XVI. 2013 war einer der tiefsten Einschnitte in seinem Leben. Wie schwer es ihm fiel zu akzeptieren, dass "sein" Papst jetzt "Papa emeritus" ist, hat er in zahlreichen Interviews berichtet.

Mit der spontanen Art des neuen Papstes aus Argentinien zurechtzukommen, fiel Gänswein anfangs nicht leicht, wie er selbst sagt. Gewöhnen musste er sich wohl ebenfalls daran, nun weniger Einfluss zu haben. Früher war er nach eigenen Worten der "Schneepflug", der Benedikt XVI. vor der täglichen Lawine von Anfragen schützte. Er entschied darüber, wer zum Papst vorgelassen wurde. Unter Franziskus zählt er nicht mehr zum Kreis der engsten Vertrauten.

Als Präfekt des Päpstlichen Hauses ist Gänswein für die offiziellen Termine verantwortlich, die der Papst vormittags im Apostolischen Palast absolviert: Begegnungen mit Staatsmännern, Kardinälen und sonstigen Gästen. Kurz vor seinem Rücktritt hatte Benedikt XVI. seinen treuen Weggefährten in diese Position befördert. Franziskus suchte sich neue Privatsekretäre, beließ Gänswein aber im Amt des Präfekten. Das bleibt er vorerst weiterhin - auch wenn er derzeit weniger im Apostolischen Palast und mehr im Kloster auf dem Vatikanhügel tätig ist.

 

Quelle:
KNA