Vatikan-Medien unter Führung von Laien

Papst Franziskus besetzt wichtige Posten neu

Die Kurienreform des Papstes kommt langsam voran - oft unter Kritik, manchmal mit überraschenden Aktionen. Die jüngste stärkt den Einfluss von Nichtklerikern im umgebauten vatikanischen Medienimperium.

Autor/in:
Roland Juchem
Zeitungslektüre bei der Synode / © Cristian Gennari (KNA)
Zeitungslektüre bei der Synode / © Cristian Gennari ( KNA )

Im September 2016 errichtete Papst Franziskus im Rahmen der Kurienreform eine neue Behörde, die alle Medienaktivitäten des Vatikan bündeln soll - sie hieß "Sekretariat für Kommunikation". Doch einer der wichtigsten Posten darin blieb frei. Es gab niemanden, der die inhaltliche Linie bestimmte. Am Dienstag nun wurde die Stelle vergeben: An den italienischen Journalisten Andrea Tornielli (54).

Der anerkannte Vatikanbeobachter wird damit quasi der Intendant für die vatikanischen Medien: für das vielsprachige Portal "Vatican News" - früher "Radio Vatikan" -, für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano", die Videoabteilung "Vatican Media" sowie etwaige neue Medienunternehmungen. Laut Statut soll der "Editoriale Direktor", so die offizielle Bezeichnung, eine "wirksame Integration der traditionellen Medien in die digitale Welt" vorantreiben.

"Schon wieder ein Italiener"

Bisher arbeitete Tornielli für Zeitungen und Magazine, zuletzt bei der Turiner Zeitung "La Stampa". Dort war er für das einflussreiche Portal "Vatican Insider" verantwortlich, das er mit Kollegen und freien Mitarbeitern auch anderer Nationalitäten in mehreren Sprachen betrieb.

Auch wenn der unermüdliche Reporter und Buchautor Tornielli - dem Vernehmen nach ist er mit Papst Franziskus per Du - fachlich anerkannt ist, waren bei "Vatican News" auch Seufzer zu hören: "Schon wieder ein Italiener; wir sind aber international." Doch durch die Arbeit bei "Vatican Insider" ist Tornielli international vernetzt, Medienkulturen anderer Länder sind kein Neuland für ihn.

"Osservatore Romano" wird es weiter geben

Gleichzeitig mit Tornielli ernannte der Papst Andrea Monda (52) zum Direktor der Vatikanzeitung "Osservatore Romano". Der Essayist und langjährige Dozent für Religion und christliche Literatur erhält damit eine Stelle, die über dem Chefredakteur Piero Di Domenicantonio angesiedelt ist. Bisher war der noch von Benedikt XVI. ernannte Giovanni Maria Vian (66) Direktor.

Die wichtigste Entscheidung bei dieser Personalie lautet jedoch: Es wird den "Osservatore Romano" allen Unkenrufen zum Trotz weiter geben - trotz seiner sehr geringen Auflage. Den 157 Jahre alten "Römischen Beobachter" - immerhin die älteste Tageszeitung in italienischer Sprache überhaupt - gibt es derzeit als italienische Tages- und Wochenausgabe sowie als deutsche, englische, französische, polnische, portugiesische und spanische Wochenausgabe. Seit 2012 erscheint zudem eine vierseitige Monatsbeilage "Frauen, Kirche, Welt".

Mit einer missglückten PR-Aktion blamiert

Wie der "Osservatore" in die vatikanische Medienwelt integriert wird, muss sich zeigen. Dass dies geschehen soll, hatte der Papst bekräftigt, als er im März den Rücktritt des ersten Medien-Präfekten, Dario Vigano (56), annahm. Dieser hatte sich mit einer missglückten PR-Aktion blamiert. Zur Vorstellung einer theologischen Buchreihe über Papst Franziskus veröffentlichte er teils manipulierte Fotos von Teilen eines privaten Briefes des emeritierten Benedikt XVI. - quasi als theologische Würdigung des amtierenden Papstes durch seinen Vorgänger. Dummerweise hatte Vigano einen wesentlichen Teil des Briefes - Benedikts Kritik an einem der Buchautoren - verheimlicht.

Als Viganos Nachfolger berief der Papst im Juli den heute 62 Jahre alten Journalisten und Fernsehmanager Paolo Ruffini. Er ist der erste Nicht-Priester, der eine zentrale Behörde des Vatikan leitet. Neben ihm sind auch die insgesamt nun fünf Direktoren des "Dikasteriums für Kommunikation" Nicht-Kleriker. In einer Medienbehörde lässt sich dies kirchenrechtlich eher durchführen als etwa in der Bischofskongregation.

Ein Motto Ruffinis lautet: "Kommunizieren, um zu einen, nicht zu spalten". Mit Tornielli hat er sich einen Mann an Bord geholt, der dazu passt und seit langem das Vertrauen von Papst Franziskus genießt. Zwar ist Tornielli in Berichterstattung und Kommentierung nicht unkritisch. Doch inmitten manchmal verwegen spekulierender "Vaticanisti" und polemischer Blogger rund um den Vatikan versuchte er schon immer, Fakten und Ruhe zu bewahren. Dabei brach er manche Lanze für Papst und Kurie. Ab Januar kann er das nun offiziell tun.


Andrea Monda / © Cristian Gennari (KNA)
Andrea Monda / © Cristian Gennari ( KNA )

Andrea Tornielli / © Cristian Gennari (KNA)
Andrea Tornielli / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA