Seligsprechung von Polens Ex-Primas Hlond rückt näher

Noch eine Wunderanerkennung und die Papstzustimmung

Das Seligsprechungsverfahren für den polnischen Kardinalprimas August Hlond kommt voran. Nun wurden die Belege für die Anerkennung des heroischen Tugendgrades gebilligt. Jetzt fehlt noch die Anerkennung einer Wunderheilung.

Versiegelung von Unterlagen für Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari (KNA)
Versiegelung von Unterlagen für Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari ( KNA )

Das teilte der stellvertretende Anwalt des Seligsprechungsverfahrens, Vizepostulator Boguslaw Koziol, laut polnischen Medienberichten mit. Die "Positio" genannte Dokumentation muss demnach noch von der Kardinalsversammlung der Heiligsprechungskongregation geprüft werden.

Abschließende Entscheidung von Papst Franziskus

Die abschließende Entscheidung über eine Annahme oder Ablehnung des heroischen Tugendgrades liegt bei Papst Franziskus. Voraussetzung für eine Seligsprechung ist zudem, dass eine unerklärliche Heilung eines Menschen als Wunder auf Fürsprache Hlonds anerkannt wird. Eine solche Wunderheilung konnte bislang noch nicht nachgewiesen werden, hatte der Vizepostulator im Februar erklärt.

Hlond (1881-1948) leitete von 1926 bis 1948 als Primas die Polnische Bischofskonferenz. Er verteidigte die katholische Kirche in der Nachkriegszeit gegen die neuen kommunistischen Machthaber und vertraute 1946 Polen im Wallfahrtsort Tschenstochau (Czestochowa) der Gottesmutter Maria an. Er gilt als bedeutender, vorausschauender Primas. 1992 eröffnete der Warschauer Kardinalprimas Jozef Glemp das Seligsprechungsverfahren für seinen Vorvorgänger.

Stimmungsmache gegen Juden und Deutsche?

Kritiker werfen Hlond allerdings Stimmungsmache gegen Juden und Deutsche vor. Er habe 1945 die deutschen Bischöfe der Oder-Neiße-Gebiete zum Rücktritt gedrängt. So soll er etwa seine Befugnisse überschritten haben, indem er dem Danziger Bischof Carl Maria Splett habe mitteilen lassen, er sei seines Bischofsamtes in der Ostseestadt enthoben. Deutsche Heimatvertriebene sprachen sich in der Vergangenheit gegen Hlonds Seligsprechung aus.

Der 1881 im damals zum Deutschen Reich gehörenden Oberschlesien geborene Sohn eines Bahnwärters trat 1896 in den Salesianerorden ein. 1922 wurde er zunächst apostolischer Administrator von Oberschlesien, 1925 Bischof von Kattowitz (Katowice). Ab 1926 war er Erzbischof von Gnesen (Gniezno) und Posen (Poznan), ab 1927 Kardinal.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs floh er vor den deutschen Besatzern nach Rom und später weiter nach Frankreich. In Radio Vatikan schilderte er die Verbrechen der Nazis. Die Nationalsozialisten verhafteten ihn und verwehrten ihm die Rückkehr nach Polen. Sie internierten Hlond zunächst in Frankreich, dann in Deutschland. Papst Pius XII. (1939-1958) ernannte Hlond 1946 zum Erzbischof von Warschau.

 

Quelle:
KNA