Rom feiert sein Patronatsfest Peter und Paul

Vor wichtigen Weichenstellungen

Heute feiern Rom und der Vatikan ihr Patronatsfest "Peter und Paul". Beobachter spekulieren, dass der Papst wichtige Weichenstellungen vornimmt.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Pallium (KNA)
Pallium / ( KNA )

In jedem Fall überreicht er den neu ernannten Erzbischöfen das Pallium, das Zeichen ihrer Amtswürde. Die Ewige Stadt und die Kirchenzentrale gedenken am 29. Juni der Apostelfürsten, die hier vor rund 1.950 Jahren hingerichtet wurden und über deren Gräbern sich die wichtigsten Kirchen des Christentums erheben. Seit 1969 feiern die getrennten Kirchen von Ost und West dieses Patronatsfest gemeinsam: Das orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel entsendet regelmäßig eine hochrangige Delegation nach Rom. Und diesmal beteiligen sich auch wieder die Kirchen der Reformation mit einem Beitrag: Der evangelische Thomanerchor aus Leipzig wirkt bei der musikalischen Gestaltung der Papstmesse mit - wie im Jahr zuvor der anglikanische Westminster Abbey Choir.

Verleihung des Palliums

Für Papst Franziskus ist es sein erstes römisches Patronatsfest. Er wird im Petersdom die orthodoxe Delegation begrüßen, mit ihnen Grußworte und den Friedensgruß austauschen. Und er wird traditionell den im vergangenen Jahr ernannten Metropolitan-Erzbischöfen das Pallium als Zeichen ihrer neuen Amtswürde als Leiter von Kirchenprovinzen verleihen.

Bereits seit geraumer Zeit gibt es auch Spekulationen, Franziskus werde dieses römische Hochfest darüber hinaus zu einer wichtigen Etappe seines Pontifikates machen. Denn mehr als die 100-Tage-Marke seit der Papstwahl, die Mitte des Monats Anlass für Bilanz und Ausblicke war, dürfte dieses Fest für ihn Wegmarke und Zeitpunkt für deutliche Signale sein.

Gerüchte um erste Enzyklika von Franziskus

Als falsch hatten sich bereits im Vorfeld Gerüchte erwiesen, Franziskus werde an Peter und Paul seine erste Enzyklika herausgeben: sein erstes großes Lehrschreiben, das er als Dokument "der vier Hände" nach Vorarbeiten seines Vorgänger Benedikt XVI. zum Thema "Glauben" angefertigt hat. Es soll bereits seit einem Monat fertig sein - jedoch noch nicht die Übersetzungen in die wichtigsten Sprachen. Und so könnte dieser erste große Text des Pontifikats vielleicht das symbolische Unterschriftsdatum vom 29. Juni 2013 tragen. Mit der Veröffentlichung ist offenbar jedoch erst später zu rechnen.

Bleibt die Frage, ob Franziskus das Patronatsfest und die Anwesenheit zahlreicher Bischöfe für personelle Weichenstellungen nutzt. Seit Beginn des Pontifikates steht die Berufung eines neuen Kardinalstaatssekretärs im Raum. Franziskus wollte sich Zeit nehmen, einen Nachfolger für den inzwischen erschöpft wirkenden Kardinal Tarcisio Bertone (78) zu ernennen. Er muss einen Mitarbeiter finden und berufen, der über Verwaltungsgeschick verfügt und mit und für ihn die notwendigen Reformen an der Kurie plant und umsetzt; der ihn in der Kirchenleitung unterstützt und die Arbeit der Vatikanbehörden ohne unnötigen Reibungsverlust koordiniert.

Viele Namen sind in den vergangenen Wochen für diesen wichtigen Posten genannt worden: Der erfahrene Vatikandiplomat Giuseppe Bertello (70), derzeit Regierungschef des Vatikanstaates und Mitglied der achtköpfigen Kardinalsgruppe für die Planung der Kurienreform. Oder der polyglotte Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (70) von Tegucigalpa/Honduras, der Franziskus in vielen Inhalten nahesteht, bei dem sich aber die Frage stellt, ob der Papst aus Argentinien einen Lateinamerikaner zum "zweiten Mann" machen würde. Aber auch Botschafter großer Nuntiaturen wie Erzbischof Luigi Ventura (68, Paris), Celestino Migliore (60, Warschau), Pietro Parolin (58, Venezuela) oder sogar Carlo Maria Vigano (72) wurden genannt, dessen Versetzung nach Washington vor zwei Jahren zu den ersten Themen der "Vatileaks"-Affäre gehörte.

Als unwahrscheinlich gilt dagegen die Spekulation, der neue Papst mache es wie Pius XII. (1939-1958), der gar keinen Staatssekretär ernannte, weil er diese Aufgabe selbst übernahm. Ob Franziskus den Nachfolger für Bertone nun schon zum Patronatsfest ernennt, möglicherweise den neuen Namen sogar persönlich ankündigt, ist offen.

Sicher ist, dass der Papst diese wichtige Personalentscheidung bald treffen dürfte; sie ist von zentraler Bedeutung für den Fortgang des Pontifikats.

 

Quelle:
KNA