Vor 30 Jahren wurde der erste Webbrowser vorgestellt

Vorläufer von Mozilla, Chrome oder Safari

WorldWideWeb, das lässt ans Internet denken. Tatsächlich geht es um den ersten Webbrowser, den Vorläufer von Mozilla, Chrome oder Safari - ein unverzichtbares Puzzleteil für den Erfolg des Gesamtkomplexes Internet.

Autor/in:
Anna Fries
Smartphone und Laptop / © GaudiLab (shutterstock)

Heute schon gegoogelt? Online eingekauft oder Geld überwiesen? Ob Wissen, Arbeit, Unterhaltung oder Ablenkung, das Internet bietet schier unerschöpfliche Möglichkeiten. Die Technik dahinter ist seit rund 30 Jahren verfügbar, das World Wide Web (WWW). Als Sammlung von miteinander verknüpften Internetseiten macht es Informationen zugänglich, auf die Nutzer mit einem Webbrowser über das Internet zugreifen können.

Vereinfachung des Informationsaustausches stand am Anfang

Ursprünglich wollte der britische Informatiker Tim Berners-Lee vor allem den Austausch von Informationen am CERN verbessern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf. Die Mitarbeiter der riesigen Forschungseinrichtung standen vor dem Problem, dass Bild-, Ton- und Textdokumente lokal auf einem Computer gespeichert waren. Nutzer mussten sich vor Ort auf dem entsprechenden Rechner anmelden, um an die Inhalte zu kommen. Zusätzlich wurde der Datenaustausch verkompliziert, weil viele Computer mit unterschiedlichen Programmen arbeiteten.

Es sei oft einfacher gewesen, sich mit anderen Wissenschaftlern auf einen Kaffee zu treffen und persönlich nach Infos zu fragen, heißt es in einem CERN-Bericht. 1989 startete Berners-Lee dazu ein Forschungsprojekt. "Ungenau, aber aufregend", lautete die erste Bewertung seines Chef. Ein Jahr später waren die grundlegenden Bausteine fertig: die Programmiersprache HTML, das Protokoll zur Datenübertragung HTTP und die Adressen für die Dokumente, die URLs.

Hauptsächlich von Wissenschaftlern genutzt

Am 26. Februar 1991 - vor 30 Jahren - stellte Berners-Lee dann den ersten Browser mit dem Namen "WorldWideWeb" vor. Später nannten die Wissenschaftler ihn in Nexus um - damit er nicht mit dem WWW verwechselt wurde. Seine Funktion bestand darin, Textdokumente darzustellen. Moderne Browser können deutlich mehr, Bilder, Grafiken, Videos oder komplexe Web-Anwendungen anzeigen. "WorldWideWeb" wurde damals hauptsächlich von Wissenschaftlern genutzt. Doch legte der Browser die Grundlagen für Folgebrowser wie Mosaic und Netscape - bis dann 1995 mit großem kommerziellem Erfolg der Internet-Explorer online ging.

1993 stellte das CERN die ganze Technologie rund um das WWW kostenfrei zur Verfügung. Mit dem Web wurde das Internet populär und stellte nach und nach das Leben von Millionen Menschen weltweit auf den Kopf. 1995 ging die Suchmaschine Google online, 2001 folgte Wikipedia, 2004 Facebook, ein Jahr später Youtube - alles auf Grundlage der WWW-Software.

Hälfte der Weltbevölkerung lebt ohne Internet

Erfinder Berners-Lee hoffte, dass das Internet zu mehr gesellschaftlicher Gleichheit führe. Alle Menschen sollten die Vorteile nutzen und sich weiterbilden können.

Die Realität sieht auch Jahrzehnte später anders aus: Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt ohne Internet. Während 2018 in Deutschland etwa 90 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Netz hatten, waren es in Burkina Faso nur 16 Prozent, im Kongo 9 Prozent, in Somalia 2 Prozent und in Eritrea 1,5 Prozent.

Vorstöße, ein Menschenrecht auf Zugang zum Internet zu formulieren - wie es etwa Berners-Lee und anderen vorschwebt - wurden auf internationaler Ebene bislang wiederholt abgelehnt. Doch ohne Internetzugang wird es zunehmend schwieriger, am öffentlichen Leben teilzunehmen.

Grundrechtekatalog für das Internet

Auch das Internet selbst birgt Schattenseiten. So können mit wenig Aufwand "Fake News" verbreitet, Meinungsbildungsprozesse einseitig beeinflusst oder Hetzkampagnen losgetreten werden. Manche Regierungen blocken das Netz, um zu verhindern, dass oppositionelle Gruppen sich online zusammenschließen. Konzerne wie Google, Facebook oder Amazon haben sich über das Internet als machtvolle Spieler etabliert. Und gesetzliche Regelungen hinken den realen Entwicklungen im Netz oft hinterher.

Informatiker Berners-Lee meldet sich immer wieder mit kritischen Gedanken zu seiner Erfindung zu Wort. "Der Kampf für das Web ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit", schrieb er unlängst in einem offenen Brief. Es müsse als öffentliches Gut verteidigt werden. Im Sinne des ursprünglichen Gedankens sollte es etwa einen Grundrechtekatalog für das Internet geben - mit Aspekten wie Privatsphäre, Sicherheit der eigenen Daten und freier Meinungsäußerung.


Google-Suche per Smartphone und Notebook / © PK Studio (shutterstock)
Google-Suche per Smartphone und Notebook / © PK Studio ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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