Bertelsmann-Umfrage unter Lehrkräften

​Demokratie kommt in Schulen zu kurz

​In deutschen Schulen kommt das Thema Demokratie nach einer Studie zu kurz. Die Lehrer befassten sich damit in ihrer Ausbildung kaum, heißt es in einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zur schulischen Demokratiebildung.

Grundschule in Prenzlau (Brandenburg) / © Patrick Pleul (dpa)
Grundschule in Prenzlau (Brandenburg) / © Patrick Pleul ( dpa )

Nur rund 16 Prozent der Befragten hätten sich mit Demokratievermittlung im Studium intensiv befasst. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, das Thema besser in der Lehreraus- und -fortbildung zu verankern.

Nach der repräsentativen Studie hat Demokratiebildung in der Schule nur für jeden 20. Lehrer einen hohen Stellenwert. In der bundesweiten Internetbefragung von November und Dezember 2017 maßen fast 95 Prozent dem Thema mittelmäßige Bedeutung zu.

Etwa drei Viertel gaben an, in ihrem Unterricht demokratische Werte wie Respekt, Fairness und Gleichbehandlung zu vermitteln. 1,3 Prozent der Pädagogen nutzt laut Bertelsmann Unterrichtsmethoden wie Demokratiewochen oder Schülerparlamente, um Demokratie zu lehren. Befragt wurden nach den Angaben rund 1.200 Lehrer.

 

 

"Die Länder sind gefragt"

"Wir müssen die Lehrerschaft dabei unterstützen, sich für diese Aufgabe in Aus- und Weiterbildung die notwendigen Kompetenzen anzueignen", sagte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Brigitte Mohn. "Hier sind die Länder gefragt, um entsprechende Qualifizierungsangebote auszubauen." Zum Ausbau der schulischen Demokratievermittlung sei es wichtig, dass das Thema ins Leitbild der Schulen einfließe.

Thema in Fortbildungen "unterbelichtet"

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte unterdessen Verbesserungen in der Lehreraus- und -fortbildung. "Das Thema Demokratie in der Schule spielt in der Lehrerausbildung an den Unis eine viel zu geringe Rolle. Das muss sich ändern", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Politische Bildung müsse von den frühkindlichen Angeboten bis in die Berufsschulen eine Rolle spielen. "Auch in der Kita können Kinder schon Demokratie üben und kleinere Fragen mitentscheiden", sagte Tepe.

Mit Blick auf die Lehrerfortbildung erklärte die Gewerkschafterin: "Fast alle Bundesländer haben die Fortbildung von Lehrern zurückgefahren. Da gilt das Motto: Jede Unterrichtsstunde, die nicht ausfällt, zählt - auch wenn dann niemand mehr zu Fortbildungen gehen kann." Gerade das Thema "Demokratie in der Schule" sei im Fortbildungsangebot "unterbelichtet". Dies sei "kurzsichtig und falsch", unterstrich Tepe.


Quelle:
KNA