Zahl der Spender schrumpft weiter

Der Mittelbau bricht langsam weg

Es ist kein Rekordjahr, aber ein gutes Jahr: Der Spendenrat hat seine Bilanz für das vergangenen Jahr vorgelegt. Das Gesamtvolumen an Spenden ist weiterhin hoch. Ein Abwärtstrend gibt dabei allerdings zu denken.

Autor/in:
Anna Mertens
Spenden / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Spenden / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Rund 5,2 Milliarden Euro haben die Bundesbürger im vergangenen Jahr für wohltätige Zwecke gegeben. Das geht aus der aktuellen Analyse des Marktforschungsinstituts GfK für den Deutschen Spendenrat hervor, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Doch die Spendensumme wird von immer weniger Schultern getragen. Die Zahl der Spender sinkt dramatisch.

Weniger Spender

Im vergangenen Jahr haben 21,3 Millionen Menschen Geld für wohltätige Zwecke gespendet - ein Rekordtief seit der ersten Erhebung 2005. Zehn Jahre zuvor waren es noch 27,7 Millionen Spender. Vor allem die mittlere Altersgruppe zwischen 30 und 59 Jahren gibt insgesamt weniger und seltener Geld. So hat sich etwa in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen im Vergleich zu vor zwei Jahren das Spendenvolumen um 30 Prozent verringert. Und auch bei den 30- bis 39-Jährigen gab es im Zwei-Jahres-Vergleich einen zweistelligen Rückgang.

Der Spendenrat und die Gfk analysieren jährlich eine repräsentative Dauerumfrage unter 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Erbschaften, Unternehmensspenden, Spenden an Parteien sowie Großspenden werden nicht einberechnet. Insgesamt öffnete im vergangenen Jahr weniger als ein Drittel der Bundesbürger über zehn Jahren sein Portemonnaie für wohltätige Zwecke.

Zuwachs bei Spendenhäufigkeit

Einen steten Zuwachs gibt es demgegenüber bei der Spendenhäufigkeit. Wer spendete, tat das im Schnitt 6,9 Mal im Jahr. Auch hier lohnt der Zehn-Jahres-Rückblick. Damals lag die Spendenhäufigkeit bei 5,1 Mal jährlich. Ebenfalls positiv für Hilfsorganisationen entwickelt sich die durchschnittliche Spende. Diese lag im vergangenen Jahr bei 35 Euro; vor zehn Jahren waren es 28 Euro.

Einen neuen Trend, den der Spendenrat beobachtet, ist das Sammeln von Spenden durch Crowdfunding - also durch Online-Sammelaktionen. Dies sei besonders bei der Altersklasse von 30 bis 49 Jahren beliebt.

Viele derer, die Crowdfunding nutzten, spendeten zudem nicht an klassische Organisationen. "Zuwächse im klassischen Bereich bleiben aus, dafür wird Crowdfunding wichtiger", sagte die Geschäftsführerin des Spendenrats, Daniela Geue. Hieraus ergebe sich ein großes Potenzial für Spenden sammelnde gemeinnützige Organisationen, "wenn sie die Chance der Digitalisierung engagiert nutzen", so Geue.

Größter Anteil bei humanitärer Hilfe

Der größte Anteil aller Spenden ging mit beinahe 80 Prozent an humanitäre Hilfsprojekte. Das Plus ist vor allem auf mehr Spenden für die Not- und Katastrophenhilfe zurückzuführen. Ebenfalls mehr Mittel flossen in Projekte für den Umwelt- und Naturschutz und für Kultur- und Denkmalpflege. Besonders spendenreiche Monate waren März, Mai und Juni. Der Dezember fiel indes wider Erwarten schlecht aus. Üblicherweise ist die Adventszeit die Hochzeit der Spenden.

Nahezu die Hälfte aller Spenden ging an "kleinere", nicht-konfessionelle Organisationen, ein weiteres Viertel an die großen nicht-konfessionellen. Der Anteil der Spenden für katholische und evangelische Organisationen sank im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem bei katholischen Organisationen gab es einen merklichen Rückgang auf anteilig 13,9 Prozent von 15,6 im Vorjahr. Zudem gehören immer weniger Spender nach eigenen Angaben einer Konfession an.

Rückläufig war auch das Spendenaufkommen für Geflüchtete im In- und Ausland. Acht Prozent des Spendenaufkommens oder 403 Millionen Euro flossen der Befragung zufolge in die Hilfe für Flüchtlinge. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Rückgang von 17 Prozent. Ebenfalls rückläufig war die Anzahl der Spender, die für Flüchtlingsprojekte Geld gaben, und auch die Höhe der Einzelspende sank. Wer spendete, tat dies aber wie bei anderen Zwecken mehrfach im Jahr.


Quelle:
KNA