Initiative will kostenlos Leitungswasser auffüllen

Bei "Refill" machen bereits mehrere Städte mit

Als Rom-Reisender kann man in der Stadt seine Trinkflasche an den vielen Brunnen auffüllen. Solche Brunnen gibt es in Deutschland nicht - doch eine neue Initiative will jetzt Abhilfe schaffen. Das Projekt soll zudem Müll vermeiden.

Autor/in:
Dana Kim Hansen
In Deutschland hat Leitungswasser eine gute Qualität / © Oliver Berg (dpa)
In Deutschland hat Leitungswasser eine gute Qualität / © Oliver Berg ( dpa )

Der Aufschrei war groß: Der Schauspieler Til Schweiger bietet in seinem Hamburger Restaurant Leitungswasser an. Doch der Liter Wasser aus dem Wasserhahn soll 4,20 Euro kosten. Immerhin sei das Wasser gefiltert und mit Kohlensäure versetzt worden, erklärte der Schauspieler. Trotzdem schlugen die Wellen hoch.

Neue Initiative "Refill"

Darf Leitungswasser in Restaurants so viel kosten? Jedenfalls gibt es eine Alternative. Wer in Hamburg sein Wasser aus dem Hahn umsonst bekommen möchte, der muss die blau-weißen Aufkleber mit dem Wassertropfen suchen. Die signalisieren: Hier gibt es Leitungswasser um sonst. Dahinter steht die neue Initiative "Refill". Die Idee dazu hatte die Hamburger Bloggerin und Webdesignerin Stephanie Wiermann. Inspiriert wurde sie dabei von der englischen Stadt Bristol. Dort gibt es seit 2015 ein ähnliches Projekt - und mittlerweile 200 Abfüllstationen. Die Idee gefiel Wiermann so gut, das sie sie nach Deutschland holen wollte.

Das Prinzip ist laut Wiermann einfach: "Die Menschen müssen nur ihre Wasserflaschen dabei haben. Bars, Cafes oder Läden erklären mit dem Refill-Aufkleber an dem Fenster, kostenfrei Leitungswasser in diese Gefäße einzufüllen." Das sei für niemanden ein großer Aufwand. Wer also bei der Initiative mitmachen will, klebt den entsprechenden Aufkleber an die Tür. Dabei ist die Art des Ladens egal. "Es macht auch eine Buchhandlung mit und eine Apotheke - an solche Geschäfte habe ich am Anfang gar nicht gedacht", so die Gründerin. Und auch ein Cafe in Stedesand, nicht weit von der dänischen Grenze, ist dabei.

Müll vermeiden

Mit der Initiative will Wiermann vor allem eins erreichen: Müll vermeiden. "Wenn wir den zukünftigen Generationen eine Lebensgrundlage bieten wollen, müssen wir radikal etwas an unserem Plastikkonsum ändern. Wir leben auf Pump, auf Kosten der nächsten Generationen."

Was Ende März in Hamburg begann, hat mittlerweile auch in anderen deutschen Städten Nachahmer gefunden. Neben Berlin und Dresden ist seit Anfang Juni auch Bonn dabei. Benjamin Wockenfuß holte die Idee in die ehemalige Bundeshauptstadt. Mittlerweile bekommt man unter anderem auf dem Theaterplatz in Bad Godesberg gratis Leitungswasser.

Bewegung noch in den Anfängen

Die Bewegung stecke noch in den Anfängen. "Aber es kommen immer neue Läden hinzu", so Wockenfuß. Für ihn sind Müllvermeidung und gesunde Ernährung wichtige Punkte, um die Bewegung zu unterstützen. Das Projekt komme bei den Bonnern sehr gut an. "Ich würde mich freuen, wenn ich durch die Stadt gehe und es egal ist, ob ich in der Südstadt oder in der Altstadt bin oder in Godesberg - und ich überall meine Flasche kostenlos auffüllen kann", sagt der Initiator.

Die Initiative sei eine einfache Möglichkeit, "für sich selbst etwas Nachhaltiges zu tun", findet der Bonner Organisator. Er betont auch die soziale Komponente der Aktion, schließlich komme man so mit der Nachbarschaft in Kontakt. Ziel sei es aber auch, ein neues Bewusstsein zu schaffen. "Wir müssen nicht immer neu konsumieren, vieles liegt uns schon vor der Nase." So habe jeder zu Hause ein Gefäß, dass er mitnehmen könne, um es unterwegs mit Wasser zu füllen.

Das spare die Plastikflaschen und helfe Müll zu vermeiden. "Außerdem ist die Qualität des Leitungswassers sehr gut".

Leitungswasser qualitativ gutes Trinkwasser

Ole Braukmann von Hamburg Wasser teilt diese Einschätzung. "In Hamburg und in ganz Deutschland ist Leitungswasser aufgrund der Trinkwasserverordnung als Lebensmittel sehr gut geeignet." Die Wasserqualität werde durch regelmäßige Analysen und strenge Grenzwerte kontrolliert. Und auch der Preis kann sich sehen lassen.

So kosten in Hamburg laut Braukmann 1.000 Liter "Kranwasser" inklusive der Schmutzwassergebühr 3,96 Euro. Trotz regionaler Unterschiede liege der Preis pro Liter bei weniger als einem halben Cent. "Da können Mineralwasser nicht mithalten."

Stephanie Wiermann hofft, dass noch mehr Menschen auf Leitungswasser umsteigen. "Ich wünsche mir, dass die Menschen realisieren, dass sie auch zu Hause Wasser aus dem Hahn zapfen können und keine Plastikflaschen mehr dafür schleppen müssen."


Quelle:
KNA