NRW wirbt für menschlicheren Umgang mit Demenzkranken

"Mensch. Auch mit Demenz"

Für einen einfühlsamen Umgang mit Demenzkranken wirbt eine neue Kampagne der nordrhein-westfälische Landesregierung, die in Zusammenarbeit mit den Pflegekassen gestartet ist.

NRW-Gesundheitsministerin Steffens für "Mensch. Auch mit Demenz" / © Federico Gambarini (dpa)
NRW-Gesundheitsministerin Steffens für "Mensch. Auch mit Demenz" / © Federico Gambarini ( dpa )

Eine Kampagne gegen die Diskriminierung von Demenzkranken hat die nordrhein-westfälische Landesregierung ins Leben gerufen. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) startete die die landesweite Kampagne "Mensch. Auch mit Demenz" am Montag in Düsseldorf gemeinsam mit den Pflegekassen. Sie solle darauf aufmerksam machen, "dass Menschen mit Demenz mitten in die Gesellschaft gehören".

Während der mehrwöchigen Kampagne setzt Steffens auf Plakate, Postkarten, Werbung im Öffentlichen Nahverkehr sowie auf Tanz-Flashmobs unter anderem in Köln, Düsseldorf, Essen und dem Münsterland. Zudem gibt es Werbung in Arztpraxen und Apotheken sowie einen Kampagnenfilm, der unter der Internet-Adresse www.mensch.nrw eingestellt ist. Die Kampagne solle Bürger dazu bewegen, sich ausführlicher über Demenz zu informieren, und "das Thema aus der Tabuzone holen", betonte die Ministerin. Sie kostet den Angaben zufolge insgesamt 344.500 Euro. Der Verband der Ersatzkassen steuert 100.000 Euro bei, den Rest trägt das Land.

"Menschen mit Demenz nicht abstempeln"

Laut Steffens leben aktuell rund 320.000 Menschen mit Demenz in NRW. Bis zum Jahr 2030 werde ihre Zahl auf etwa 450.000 steigen. Diese Menschen "können lachen, weinen, lieben, sind traurig oder verstimmt, mal stark, mal schwach, müde oder hellwach, apathisch oder aktiv", betonte die Ministerin. "Wir dürfen Menschen mit Demenz nicht abstempeln." Die Kampagne nutze bewusst das Bild des Abstempelns, um daraus ins Positive gewandelt ein Zeichen der Solidarität zu machen.

Nötig sei, Vorbehalte abzubauen und einen angemessenen Umgang mit den Betroffenen zu lernen, sagte Steffens. "Wer sich mit ihnen und ihren Formen der Kommunikation beschäftigt, wird beispielsweise verstehen, auf welche Weise Menschen mit Demenz ihre Ruhe finden und zufrieden sein können."

Berührungsängste abbauen

Nach Erfahrung von Dirk Ruiss, Leiter der Landesverbände der Pflegekassen, gelten Menschen mit Demenz vielfach als schwierig und gehören plötzlich nicht mehr dazu. Angehörige und Menschen aus dem sozialen Umfeld reagierten oft mit Unverständnis und Unsicherheit. "Hier gilt es, Berührungsängste abzubauen", betonte Ruiss. Frank Schulz-Nieswandt, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, erklärte: "Es kommt auf die Haltung der Mitmenschen an. Die muss offen sein."


Quelle:
epd , KNA