Junge Vorkämpferin gegen Aids in Südafrika verstorben

Trauer um Smiley

Als beispielhafte Vorkämpferin gegen Aids würdigt das katholische Hilfswerk missio Zanele Mbambo. Die 29-Jährige starb an den Folgen ihrer HIV-Infektion. Einblick in ihr Leben gibt die missio-Ausstellung "Glaubenszeugen".

Zanele Mbambo (KNA)
Zanele Mbambo / ( KNA )

Sie war gerade mal neun, als sie vergewaltigt wurde. Von ihrem eigenen Stiefbruder. Doch damit nicht genug: Seitdem war Zanele Mbambo auch HIV-positiv. Jetzt ist sie mit erst 29 Jahren im südafrikanischen Durban an den Spätfolgen der Infektion gestorben, teilte das katholische Hilfswerk missio am Mittwoch in Aachen mit.

"Eine starke Frau und eine beispielhafte Vorkämpferin gegen HIV und Aids", würdigt Präsident Klaus Krämer die Frau, deren Biografie Teil der aktuellen missio-Wanderausstellung "Glaubenszeugen" ist.

Biografie: Sie nennen mich Smiley

"Der Glaube hat ihr Kraft gegeben, ein echter Schutzengel zu sein für Kinder und Jugendliche", sagt ZDF-Moderatorin Gundula Gause in einer ersten Reaktion gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich habe Sie trotz ihres schweren Schicksals immer als zuversichtlich und lebensfroh erlebt. Ihr Tod bewegt mich sehr, doch ich hoffe, dass ihre wichtige Arbeit in Erinnerung bleibt und weiter Früchte trägt." Als Schirmherrin des missio-Afrikatags hatte Gause die junge Frau mehrfach getroffen und das Vorwort zu Zaneles Buch "Sie nennen mich Smiley" geschrieben.

Rückblende ins Jahr 2007: Zanele steht am Altar der kleinen Kapelle des Kinderschutzzentrums St. Philomenas in Durban und sagt allen Ernstes "Mein Virus ist mein bester Freund". Ungläubiges Kopfschütteln bei den vielen Kindern, die wie gebannt an ihren Lippen hängen. Eben noch haben sie ausgelassen getanzt, getrommelt und gesungen, von Tod und Auferstehung und von der christlichen Hoffnung, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist. Lebensfreude pur, obwohl auch einige dieser 6- bis 17-Jährigen den tödlichen Virus schon in sich haben. Genau wie Zanele, die hier ihre Botschaft verkündet: "Auch HIV-positiven ist ein positives Leben möglich, trotz allem!"

Zanele: Lebt Euer Leben trotz Virus

Und die zierliche junge Frau erzählt weiter von ihrem besten Freund, dem Virus. Bringt die Kinder zum Schmunzeln, wenn sie mit ihm redet und auch mal schimpft, sobald er sie zu sehr ärgert. "Ich muss den Virus akzeptieren, denn keiner kann ihn mir wegnehmen. Was nützt es also, gegen ihn zu kämpfen?" Und so lange es ihm gut geht, geht es auch Zanele gut. "Aber lasst Euch nicht vom Virus bestimmen, lebt Euer eigenes Leben", macht sie den Kindern Mut. In dem katholischen Zentrum, wo sie selbst den Weg zurück ins Leben gefunden hat.

"Smiley" wurde sie damals genannt, weil sie immer freundlich lächelte - obwohl sie eigentlich nichts zu lachen hatte. Nach der Vergewaltigung und der niederschmetternden Diagnose: HIV-positiv.

"Wounded healers, also verwundete Retter" - so nennt Patrick Vorster Menschen wie Zanele. Ihre Ausbildung zählt der Theologe und Sozialarbeiter zu den besonderen Schwerpunkten seines Stress- und Trauma-Programms: "Sie sind selbst schwer verletzt an Leib und Seele.

Doch gerade das macht sie authentisch, sie können besonders glaubwürdig aufklären und warnen". In "Aids-Gottesdiensten" etwa hat Zanele immer wieder ihre Geschichte erzählt. Ungewöhnlich in Südafrika, denn das Thema Aids ist bis heute weitgehend tabu - trotz der hohen Infektionsrate rund ums Kap der Guten Hoffnung.

Darüber hinaus arbeitete Zanele in Durban als Streetworkerin für eine Organisation, die Straßenkinder in der Küstenstadt betreut. Ohne missio und den Rettungsanker St. Philomenas hätte sie ebenso enden können wie ihre gestrandeten Schützlinge, von denen viele Klebstoff schnüffelten, bettelten und auf den Straßenstrich gingen: "Ich begegne hier meiner eigenen Vergangenheit, die ich lange verdrängt habe. Aber wenn ich diesen Kindern helfe, von der Straße wegzukommen, helfe ich auch mir selbst." Verwundete Retter als Hoffnungsträger - am vielzitierten "Kap ohne Hoffnung".

"Zanele hat das tödliche Schweigen gebrochen, vielen anderen Mut gemacht und ihnen geholfen zu leben", betont Gundula Gause. "Sie ist viel zu früh gestorben, aber als Vorbild bleibt sie erhalten", ergänzt missio-Präsident Krämer. Zu Zaneles Vermächtnis gehöre auch die Zusage, dass die katholische Kirche vom HIV-Virus betroffene Menschen "weiter mit allen Kräften unterstützt".


Quelle:
KNA