Reporter ohne Grenzen über die bedrohliche Lage von Journalisten in Mexiko

Im Kreuzfeuer der Drogenkartelle

Mexiko gehört nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" zu den gefährlichsten Orten für Journalisten weltweit. Das Land sei auf dem Wege hin zu einem "failed state", einem gescheiterten Staat, beschreibt Christian Mihr, der Geschäftsführer der Organisation, im domradio.de-Interview. Morde an Journalisten würden häufig nicht aufgeklärt.

 (DR)

Allein in den vergangenen zwei Monaten seien fünf Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden, mehr als 80 waren es in den vergangenen zehn Jahren, erklärte die Journalistenorganisation am Donnerstag in Berlin. Blogger würden geköpft, Leichen von Reportern grausam verstümmelt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit stehe Mexiko auf Platz 149 von 179 und damit auf einer ähnlich schlechten Position wie Afghanistan oder Pakistan.



Viele mexikanische Journalisten würden Opfer im Kampf der Regierung gegen die Drogenkartelle. Diese zählen laut "Reporter ohne Grenzen" zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit. Selten gingen die Behörden den Morden nach, kaum ein Täter werde bestraft. Um ihr Leben zu schützen, berichteten deshalb immer weniger Journalisten über Drogenhandel, die Gewaltherrschaft der Kartelle und ihre engen Verbindungen in die Politik. Stattdessen seien Blogs entstanden, in denen oft auch Redakteure anonym Informationen veröffentlichen, die sie in ihren Zeitungen oder Sendern nicht zu publizieren wagen.



Eine der wenigen Ausnahmen sei die 35-jährige Journalistin Ana Lilia Pérez. Sie berichtet seit 2003 immer wieder in Magazinen, Tages- und Wochenzeitungen sowie in Büchern über die Verbindungen zwischen der Regierung und der Drogenmafia. Nach investigativen Berichten über Verbindungen des staatlichen Mineralölkonzerns Permex mit der Drogenmafia werde sie mit dem Tod bedroht und mit Prozessen überzogen. Nachdem zwei ihrer Kolleginnen wenige Monate vor der Präsidentenwahl am Sonntag gefoltert und ermordet wurden, habe Ana Lilia Pérez vor wenigen Tagen Mexiko verlassen. Sie verbringe als Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte jetzt ein Jahr im Exil in Deutschland.