Evangelischer Militärbischof fordert Frühwarnsysteme nach Skandal

"Geschlossene Systeme besonders anfällig"

Vor dem Hintergrund des Bundeswehrskandals in der Pfullendorfer Staufer-Kaserne hat der Evangelische Militärbischof Sigurd Rink bessere Frühwarnsysteme verlangt. Auch in den eigenen Reihen wolle man mehr in die Prävention investieren.

Staufer-Kaserne Pfullendorf / © Thomas Warnack (dpa)
Staufer-Kaserne Pfullendorf / © Thomas Warnack ( dpa )

"Ich habe den Eindruck, dass geschlossene Systeme wie die Bundeswehr besonders anfällig für Missbrauch sind", sagte Rink vor Journalisten in Berlin.

Bei der anstehenden Frühjahrstagung der evangelischen Militärseelsorge wolle man die eigenen Pfarrer in dieser Hinsicht noch einmal sensibilisieren. Derzeit gibt es in Deutschland 97 evangelische und 70 römisch-katholische Militärgeistliche.

Debatte um bessere Ausstattung der Bundeswehr

In der Debatte um die bessere Ausstattung der Bundeswehr und ein mögliches Aufwachsen des Verteidigungsetats auf zwei Prozent des Bundeshaushalts mahnte Rink, die Themen Prävention, Krisenvorsorge und Entwicklungszusammenarbeit nicht zu vergessen. Sie seien so wichtig, "dass man Wert darauf legen müsste, dass die entsprechenden Etats mitaufwachsen".

Rink äußerte sich auch zu dem derzeit an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg (FEST) laufenden Projekt zum zehnjährigen Bestehen der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Viele Rahmenbedingungen seien heute anders als 2007, als die Denkschrift erschien, sagte Rink. Dazu gehörten der Umgang mit dem internationalen Terrorismus, die Flüchtlingsströme oder die Automatisierung von Waffensystemen.

Bei computergestützten Waffen sei kirchlicherseits klar: "Am Ende der Entscheidungskette muss der Mensch stehen, kein Automatismus und kein Computer."

Große Nachfrage bei Projektangeboten

Nach den Worten des evangelischen Militärgeneraldekans Matthias Heime stößt das seit Januar bestehende Projekt der Seelsorge an Menschen, die an Einsatzfolgen leiden auf großes Interesse. So seien allein in diesem Jahr 62 Seminare geplant. Dazu zählten etwa Hinterbliebenenseminare, Pilgerwege und Erholungswochen für Kinder.

"Wir sind davon überzeugt, dass da mehr dazu gehört, als soziale Unterstützung", so Heime. "Wir wollen Menschen aus unserem christlichen Ansatz heraus helfen."


Quelle:
KNA