Polens Ombudsmann fordert Missbrauchskommission für Kirche

"Das ist der Moment"

Polens Ombudsmann für Bürgerrechte, Adam Bodnar, hat sich für eine staatliche Kommission zur Aufklärung von sexuellem Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ausgesprochen. Ein solches Organ sei nötig, sagte er am Freitag in einem Radiointerview.

Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz (KNA)
Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz ( KNA )

"Das ist der Moment, in dem der Staat alle seine Instrumente nutzen und die Sache aufklären muss." Man müsse die Täter und die Personen zur Verantwortung ziehen, die von pädophilen Handlungen gewusst und die Staatsanwaltschaft nicht informiert hätten, so Bodnar im Privatsender TOK FM. Aber wegen der gesetzlichen Verjährungsfrist könne die Staatsanwaltschaft Missbrauchsfälle, die älter als 20 Jahre seien, nicht verfolgen.

Die staatliche Kommission solle sich hingegen allen Fällen annehmen und die Dokumente aus den Kirchenarchiven gründlich untersuchen. Sie solle auch die Vertuschung von Sexualstraftaten aufklären. Dazu brauche sie Ermittlungsbefugnisse.

"Nur sag es niemandem"

Die Regierung lehnt die auch von der Opposition im Parlament geforderte Untersuchungskommission bislang ab. Sie will stattdessen die Strafen für sexuellen Kindesmissbrauch verschärfen.

Die am vergangenen Wochenende im Internet veröffentlichte Doku "Nur sag es niemandem" über sexuellen Missbrauch durch Priester hatte in Polen Entsetzen ausgelöst. Bis Freitagvormittag wurde der zweistündige Film auf der Videoplattform YouTube mehr als 18 Millionen Mal aufgerufen. In ihm konfrontieren Betroffene ihre ehemaligen Peiniger mit deren teils mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Taten. Thematisiert wird auch, wie die Kirche manche Täter nur in andere Pfarreien versetzte, wo sie erneut mit Kindern arbeiteten.


Quelle:
KNA