Weihbischof Schwaderlapp blickt auf die Synodalversammlung

"Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir einander verstehen"

Auf der ersten Synodalversammlung in Frankfurt werden die ersten Schritte des Synodalen Wegs gegangen. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erklärt im Interview, was ihm Sorgen bereitet und worauf es eigentlich ankommt.

Dominikus Schwaderlapp, Weihbischof in Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dominikus Schwaderlapp, Weihbischof in Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie den Synodalen Weg?

Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp (Domkapitular und Weihbischof im Erzbistum Köln): Der Synodale Weg fängt ja gerade erst an. Daher sind am Anfang die Dinge zu klären, die zugegebenermaßen sehr mühsam sind. Wir haben uns am ersten Tag bis zum Nachmittag mit Satzungs- und Geschäftsordnungsfragen beschäftigt. Und ich bin niemand, der in Verbänden groß geworden ist und das auch da tagtäglich macht. Ich finde es daher sehr mühsam und bin froh, dass wir diesen Punkt jetzt abgehakt haben.

DOMRADIO.DE: Dann schauen wir noch auf den Einstieg der Veranstaltung. Zunächst gab es einen Gottesdienst und im Anschluss an den Gottesdienst gab es Glaubenszeugnisse von sechs Personen. Wie haben Sie das empfunden?

Schwaderlapp: Es ist ja bekannt, dass ich diesen Weg mit einer gewissen Sorge betrachte. Meine Sorge rührt daher, dass ich glaube, dass die unterschiedlichen Erwartungen, die auf diesen Weg projiziert werden, gar nicht erfüllbar sind. Das hat sich für mich nochmal bestätigt. Es waren so unterschiedliche, zum Teil gegensätzliche Erwartungen, die da sehr deutlich formuliert wurden. Ich weiß nicht, wie diese unterschiedlichen Erwartungen irgendwie versöhnt oder gar erfüllt werden können.

Das ist für mich der Punkt, der mich weiter beschäftigt. Jetzt muss man sehen, wie es weitergeht. Ich möchte mich hier einbringen mit meiner Überzeugung – authentisch und ehrlich. Dann muss man sehen, wie es weitergeht.

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn das Gefühl, dass man hier gegenseitig respektvoll miteinander umgeht, was ja von allen verlangt wurde? Wenn man sagt, Jesus Christus soll immer in unserer Mitte sein, dass das hier von allen synodalen Teilnehmern befolgt wird?

Schwaderlapp: Das kann ich niemandem absprechen. Also das muss jeder mit Gott ausmachen, inwieweit er oder sie ihn in den Mittelpunkt rückt. Das ist immer auch eine Frage der eigenen Gewissenserforschung. Der Respekt bei dieser Synodalversammlung ist wirklich da. Die Art und Weise, wie miteinander umgegangen wird, ist, wie ich es bisher erlebt habe über die ersten Stunden, wirklich respektvoll – auch da, wo es kontrovers ist. Das ist eigentlich etwas, was wir auch weiter ausbauen müssen. Ich finde, es wäre schon viel gewonnen, wenn wir einander verstehen. Wenn man vielleicht sagt: Naja, ich bin nicht mit allem einverstanden, aber das hat schon seine Gründe. Das wäre schon ein großer Fortschritt.

DOMRADIO.DE: Verstehen Sie die Aussage einer Ordensfrau, die in etwa sagte: "Wir haben doch als Frauenorden eine lange Tradition und merken, dass Frauen in der Leitung funktionieren? Macht doch Gleichberechtigung in allen Fällen."

Schwaderlapp: Ich meine, ich bin ja Weihbischof und war vorher Generalvikar. Ich habe aktuell so gut wie keine Macht mehr im Generalvikariat und in der Administration. Es gibt Frauen und Männer, Laien und Priester, die mehr Verantwortung und mehr Macht haben als ich. Ich glaube, dass die Machtfrage zu sehr in den Vordergrund gerückt wird. Wir sind als Christen dazu gesandt, Christus in der Welt präsent zu machen. Die Wirksamkeit von uns Christen hängt also weniger von unserer Macht ab, sondern eher davon, wie gut wir Christ sind – Sie als Journalist und ich als Weihbischof.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR
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