Seit Monaten sorgt die Frauenprotestaktion Maria 2.0 in der Kirche für Aufsehen. Die wichtigsten Ereignisse:
Januar: Frauen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster gründen die Bewegung Maria 2.0. In einem offenen Brief an Papst Franziskus fordern sie die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Eine Petition wird zur Unterschrift freigegeben.
11. März: Mitglieder der Maria 2.0-Gruppen nehmen an der Aktion #MachtLichtAn der kfd während des Frühjahrstreffens der DBK in Lingen teil. Dabei überreicht die kfd 30.000 Unterschriften für die Forderung nach einer umfassenden Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Die Online-Petition von Maria 2.0 hat inzwischen 15.000 der angestrebten 35.000 Unterschriften.
11. bis 18. Mai: Bundesweit schließen sich Tausende Frauen aus katholischen Gemeinden der Protestaktion an. Eine Woche lang lassen sie ihre Ehrenämter ruhen und betreten keine Kirchen. Manche feiern in Eigenregie Freiluft-Sonntagsgottesdienste. Nach Angaben der Initiatorinnen aus Münster haben über 1.000 Gruppen mit rund 10.000 Menschen teilgenommen. Die Petition hat inzwischen 25.000 Unterzeichnungen.
12. Mai: Erzbischof Stephan Burger spricht mit Vertreterinnen von Maria 2.0. Als erster deutscher Bischof beruft er eine "Kommission für Geschlechtergerechtigkeit" ein und bittet die Protestierenden, sich dort mit ihren Anliegen einzubringen. Später bekunden einige Bischöfe Verständnis für das Anliegen der Frauen, kritisieren aber den Eucharistie-Streik, andere lehnen die Forderung nach einer Priesterweihe für Frauen ab.
14. Mai: Die oberbayerische Lehrerin Johanna Stöhr gründet die Gegenbewegung Maria 1.0. Frauen, die nach Weiheämtern strebten, seien "auf dem Holzweg".
19. Mai: Die Initiatorinnen beenden die Streikwoche mit einem Appell: "Ladet Eure Bischöfe in Eure Küchen ein - nicht in ihrer hierarchischen Funktion, sondern als Mitchristen. Und dann reden wir miteinander."
29. Juni: Papst Franziskus schreibt einen Brief an die deutschen Katholiken. Auf die Forderung nach Zulassung von Frauen zu Weiheämtern geht er darin nicht ein.
21. Juli: Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) startet die Aktion "Maria, schweige nicht!" in Anlehnung und verbunden mit Maria 2.0.
6. Juli: Rund 600 Teilnehmer marschieren bei einer "Via Maria"-Demonstration in Münster mit.
8. Juli: Die Deutsche Bischofskonferenz teilt mit, dass es beim "verbindlichen synodalen Weg" auch ein offizielles Forum zu "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" geben wird.
14. August: Der Mainzer Bischof Kohlgraf trifft die Gruppe von Maria 2.0 aus Nieder-Olm. Die Petition hat 34.200 Unterschriften.
16.08.2019
Seit Jahresbeginn ist die Initiative Maria 2.0 mit ihrer Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche präsent. Und die Aktivistinnen haben noch viel vor.
Neulich ist Andrea Keber wieder von Bekannten auf der Straße angesprochen worden: "Wir haben gelesen, was ihr da macht. Toll! Endlich mal eine gute Aktion!" Die "gute Aktion", das ist "Maria 2.0 und aus dem Leben Kebers und ihrer Mitstreiterinnen inzwischen nicht mehr wegzudenken. Als im Januar eine Frauengruppe aus Münster Maria 2.0 über Facebook startete, waren die Frauen aus der Pfarrei Sankt Franziskus in Nieder-Olm bei Mainz sofort entschlossen mitzumachen. "Wenn sich in unserer Kirche etwas verändern soll, dann müssen wir es jetzt anpacken", da war sich Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Keber sicher.
Regelmäßige Aktionen ab September
Gemeinsam mit Pfarrsekretärin Annette Pospesch und Regina Adams, der Trägerbevollmächtigten der Kita, trommelte sie weitere Frauen zusammen. Pfarrer Hubert Hilsbos unterstützte sie sofort. "Ich habe ihn gefragt, wie er zu dem Thema steht", berichtet Regina Adams, "und er sagte: 'Es gibt nicht zu wenige Priester, es gibt zu wenige Priesterinnen.'" Das habe sie bestärkt. Maria 2.0 bestimmt inzwischen den Terminkalender der Frauen. Nachdem sie in der Streikwoche im Mai ihre Ehrenämter niedergelegt hatten und an Pfingsten vor dem Mainzer Dom protestierten, reisten sie im Juli zur Großdemonstration nach Münster. Ab September wird es regelmäßige Aktionen rund um den Mainzer Dom geben.
Ebenso wie die Gruppe aus Nieder-Olm hat auch Eveline Viernickel aus Freiburg-Rieselfeld über die sozialen Netzwerke von Maria 2.0 erfahren. Ende Juni organisierte sie mit ihrer Gruppe eine Demonstration vor dem Münster, während drinnen Christian Würtz zum Weihbischof geweiht wurde. Über 700 Menschen kamen. "Wir wollten den Bischöfen zeigen: Guckt hin, hier sind Frauen, die aus der Mitte eurer Gemeinden kommen, die eure Arbeit mit euch tragen." Auf den Plakaten der Demonstrantinnen stand zu lesen: "2.000 Jahre sind genug. Jetzt: Gleichberechtigung. Amen." oder "Wir können nicht nur Zopf. Wir können auch Mitra." Seither organisieren die Freiburgerinnen eine sonntägliche "Aufwache" - "immer von elf bis halb 12, wenn das Domkapitel aus der Messe kommt".
Aufmerksamer Zuhörer
Einen der ersten Dialoge gab es in Münster, wo die Bewegung ihren Anfang nahm. Nachdem das Schweigen des Bistums auf Maria 2.0 zunächst "sehr laut" gewesen sei, wie Mitinitiatorin Andrea Voß-Frick sagt, folgte Bischof Felix Genn im Juni einer Einladung der Frauen. Es sei ein gutes Gespräch gewesen. "Der erste Satz von Bischof Genn in unserem Gespräch war: 'Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören.' Und das hat er auch sehr aufmerksam und beeindruckend präzise getan." Ein weiteres Treffen sei in Planung.
"Wir müssen den Druck aufrecht erhalten", sagt Voß-Frick. "Jetzt ist ein Punkt, an dem etwas verändert werden kann, und das merken auch diejenigen, die etwas entscheiden können." Darum sei eine gute Vernetzung wichtig, auch mit anderen katholischen Kreisen. Dazu zählen die Katholische Frauengemeinschaft (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Reform-Gruppierung "Wir sind Kirche", sagt Voß-Frick. Die Maria 2.0-Gruppen netzwerken inzwischen auch untereinander. Ende August wird es ein Vernetzungstreffen für das Bistum Münster geben; zu Beginn der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda im September ist ein neuer Aufruf gemeinsam mit der kfd geplant.
Dialog mit Bischof Gerber
Auf die Aktion zur Konferenz ist auch Barbara Vogler gespannt. Sie hat in Fulda, inspiriert von Maria 2.0, gemeinsam mit Irene Heigel die Initiative "Neuanfang in der katholischen Kirche" begründet. Kurz nach der Streikwoche lud Bischof Michael Gerber fünf Frauen der Gruppe ein. "Es war ein wirklicher Dialog, wir haben uns ernst genommen gefühlt. Natürlich waren wir etwas enttäuscht, weil er dem Thema Frauenpriestertum eine klare Absage erteilt hat", berichtet Vogler. "Er will sich aber dafür einsetzen, dass Frauen auf anderen Ebenen mehr Verantwortung in der Kirche bekommen."
Vogler sieht den guten Willen des Bischofs, will sich damit aber nicht zufrieden geben: "Es geht um Gleichberechtigung auf allen Ebenen. Vielleicht warten die Bischöfe darauf, dass sich die erste Begeisterung für Maria 2.0 legt und alles wieder beim Alten ist. Wir werden aber weiterkämpfen." Oder, wie Andrea Keber aus Nieder-Olm es formuliert: "Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir bleiben dran, es gibt uns auch in einem Jahr noch - und wir werden immer mehr."
Seit Monaten sorgt die Frauenprotestaktion Maria 2.0 in der Kirche für Aufsehen. Die wichtigsten Ereignisse:
Januar: Frauen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster gründen die Bewegung Maria 2.0. In einem offenen Brief an Papst Franziskus fordern sie die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Eine Petition wird zur Unterschrift freigegeben.
11. März: Mitglieder der Maria 2.0-Gruppen nehmen an der Aktion #MachtLichtAn der kfd während des Frühjahrstreffens der DBK in Lingen teil. Dabei überreicht die kfd 30.000 Unterschriften für die Forderung nach einer umfassenden Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Die Online-Petition von Maria 2.0 hat inzwischen 15.000 der angestrebten 35.000 Unterschriften.
11. bis 18. Mai: Bundesweit schließen sich Tausende Frauen aus katholischen Gemeinden der Protestaktion an. Eine Woche lang lassen sie ihre Ehrenämter ruhen und betreten keine Kirchen. Manche feiern in Eigenregie Freiluft-Sonntagsgottesdienste. Nach Angaben der Initiatorinnen aus Münster haben über 1.000 Gruppen mit rund 10.000 Menschen teilgenommen. Die Petition hat inzwischen 25.000 Unterzeichnungen.
12. Mai: Erzbischof Stephan Burger spricht mit Vertreterinnen von Maria 2.0. Als erster deutscher Bischof beruft er eine "Kommission für Geschlechtergerechtigkeit" ein und bittet die Protestierenden, sich dort mit ihren Anliegen einzubringen. Später bekunden einige Bischöfe Verständnis für das Anliegen der Frauen, kritisieren aber den Eucharistie-Streik, andere lehnen die Forderung nach einer Priesterweihe für Frauen ab.
14. Mai: Die oberbayerische Lehrerin Johanna Stöhr gründet die Gegenbewegung Maria 1.0. Frauen, die nach Weiheämtern strebten, seien "auf dem Holzweg".
19. Mai: Die Initiatorinnen beenden die Streikwoche mit einem Appell: "Ladet Eure Bischöfe in Eure Küchen ein - nicht in ihrer hierarchischen Funktion, sondern als Mitchristen. Und dann reden wir miteinander."
29. Juni: Papst Franziskus schreibt einen Brief an die deutschen Katholiken. Auf die Forderung nach Zulassung von Frauen zu Weiheämtern geht er darin nicht ein.
21. Juli: Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) startet die Aktion "Maria, schweige nicht!" in Anlehnung und verbunden mit Maria 2.0.
6. Juli: Rund 600 Teilnehmer marschieren bei einer "Via Maria"-Demonstration in Münster mit.
8. Juli: Die Deutsche Bischofskonferenz teilt mit, dass es beim "verbindlichen synodalen Weg" auch ein offizielles Forum zu "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" geben wird.
14. August: Der Mainzer Bischof Kohlgraf trifft die Gruppe von Maria 2.0 aus Nieder-Olm. Die Petition hat 34.200 Unterschriften.