Paderborner Laienvertreter hofft bei Magdeburger Gesprächsforum auf Ergebnisse

Raus aus der Dialogschleife

Die Ungeduld im Dialogprozess wächst. "Wir müssen vom Dialog zur Tat kommen", sagt Hans-Georg Hunstig vom Paderborner Diözesankomitee im domradio.de-Interview. Ab Freitag diskutieren Bischöfe und Laien über die Zukunft der Kirche.

Blick zurück: Gesprächsforum 2013 (KNA)
Blick zurück: Gesprächsforum 2013 / ( KNA )

domradio.de: Was denken Sie, was wird die nächste Runde, das Gesprächsforum in Magdeburg bringen?

Hans-Georg Hunstig (Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn): Die verantwortlichen Bischöfe, die uns eingeladen haben, werden berichten, was seit dem letzten Mal als wir uns vor einem Jahr in Stuttgart getroffen haben, passiert ist. Da sind die Erwartungen natürlich groß, weil wir alle gespannt sind, was die Bischöfe uns da weitergeben zu den Themen, die sie im letzten Jahr angeschnitten haben. Im letzten Jahr war zum Beispiel das Thema Liturgie, wie können wir eine näher an den Menschen sich orientierende Liturgie feiern. Da sind eine ganze Menge von Ideen letztes Mal aufgegriffen worden. Ich muss gestehen, ich habe noch nicht sehr viel davon erlebt. Ich hoffe, dass die Bischöfe uns dazu einiges erzählen und auch zu den anderen Punkten, die auch in den früheren Veranstaltungen da waren. Da ist viel Nachholbedarf, damit wir auch aus der Dialogschleife herauskommen. Ich sage immer: Wir müssen vom Dialog zur Tat kommen. Da hoffe ich, dass das passiert.

Und zum Hauptthema Mission in der Gegenwart, wie wir heute unseren Glauben an Gott mit den Menschen in Verbindung bringen - da hoffe ich auch, dass wir mit den über 300 Delegierten zu guten Gedanken kommen, die dann natürlich wieder umgesetzt werden müssen.

domradio.de: Wie kann denn Ihrer Meinung nach Verkündigung heute gelingen, den Glauben mit den Menschen in Verbindung zu bringen?

Hunstig: Ich glaube, da haben wir eine ganze Menge gute Beispiele in Deutschland. Wir haben zum Beispiel im Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Herbst eine Broschüre veröffentlicht, zu dem Thema "Kirche neu und an neuen Orten". Wir sind an verschiedene Stellen gegangen und haben geguckt, wie passiert das. Zum Beispiel macht die Citykirche Wuppertal eine hervorragende Arbeit. Man geht auf die Straße, man geht in Kinos, man geht auf ganz andere Art und Weise auf die Menschen zu. Ich stelle mir das immer mehr so vor: Nicht eine Weitergabe, dass ich einen fertigen Glauben jemand anderes weitergebe, ich glaube, wir müssen noch viel mehr lernen, dass die Menschen, die mit uns zusammen sind, ja auch einen wie auch immer gearteten Glauben haben . Ich persönlich halte eine Menge von dem Begriff Glaubenskommunikation, nicht so sehr Mission - ich gebe etwas weiter, was ich natürlich von Gott und von Jesus Christus im Evangelium niedergelegt bekommen habe, sondern das muss ich ja mit jemand anderes kommunizieren, der anders tickt, der anders denkt, der ganz anders strukturiert ist. Das ist, glaube ich, die Chance, die wir haben, aber natürlich auch die Schwierigkeit. Da passiert schon eine ganze Menge. Ich habe selbst vieles auch in der Gemeinde in den letzten Monaten und Jahren erlebt, in vielen anderen Gruppierungen wird das ausprobiert, nur ich glaube, das hat sich noch nicht so durchgesetzt. Da hoffe ich, dass wir in Magdeburg einen Schub kriegen, dass das verstärkt wird.

Ein ganz neuer Punkt ist ja in den letzten Jahrzehnten dazukommen - wir leben ja in einer Welt von Menschen, die teilweise auch in anderen Religionen beheimatet sind. Wie wir unsere christliche Botschaft kommunizieren mit Menschen, die islamischen Glaubens sind. Das ist eine spannende Zeit, in der wir leben und da können wir auch eine Menge machen.

domradio.de: Viele drängen auf mehr Mitsprache von Laien, einen anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen bzw. eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral. Inwiefern werden diese Punkte denn thematisiert in Magdeburg?

Hunstig: Das ist einer der wichtigsten Punkte aus meiner Sicht. Ich habe beim zweiten Dialogprozess, das war in Hannover vor zwei Jahren, gesagt, die Frage des Umgangs mit den wiederverheiratet Geschiedenen ist Lackmustest des Dialogprozesses. Ich glaube, da ist eine Menge ins Rollen gekommen. Ich weiß auch aus vielen Gesprächen, dass die Bischöfe im Hintergrund in Arbeitsgruppen darüber diskutieren, das haben die Bischöfe uns auch vor zwei Jahren zugesagt. Es gibt dazu im Herbst die Bischofssynode, das ist ja ein Rückenwind, den wir bekommen haben für unseren Prozess in Deutschland. Papst Franziskus hat ja zu der Bischofssynode eingeladen zum Thema Ehe und Familie, da sind ja auch schon Vorbereitungen getroffen. Es hat Umfragen gegeben auch aus Deutschland, es ist vieles nach Rom transportiert worden.

Und der Bischof von Antwerpen hat eine gute Stellungnahme dazu gegeben, welche Rolle spielt das Gewissen, was ist seit Humanae Vitae (Enzyklika von Papst Paul VI., Anm. d. Red.) in der Kirche passiert, was muss auch dort vielleicht wieder verändert werden - kollegial mit allen Bischöfen und mit der ganzen Kirche. Welche Bedeutung hat der Sensus Fidei (Glaubenssinn des ganzen Gottesvolkes, Anm. d. Red.)? Da ist eine Menge im Gange und ich hoffe, dass wir in Magdeburg da auch was hören, was da passiert ist, damit dass in Veränderung führen kann. Ich glaube dieser Gedanke, den der Bischof von Antwerpen hat, dass gerade Menschen, die Schwierigkeiten haben, die Probleme haben, gerade für sie gibt es die Eucharistie, das Brot des Lebens und nicht nur für die Starken und die Gesunden. Ich glaube, da steckt eine ganze Menge drin, um da vielleicht auch dem Anspruch Jesu nachkommen zu können.

domradio.de: Der Dialogprozess, wie er im Moment stattfindet, heißt ja einmal im Jahr treffen sich Bischöfe und Laien für mehrere Tage und sprechen über die Themen, die gerade anliegen. Ist das denn Ihrer Meinung nach der richtige Weg, um die Krise der Kirche zu beenden?

Hunstig: Wenn Sie mich konkret fragen, ich hätte mir eine Synode gewünscht, wir haben ja 1975 die Synode der Bistümer Deutschlands gehabt, das hat eine gewisse Verbindlichkeit. Dieser Dialogprozess bedeutet, wir sprechen miteinander in einer großen Runde und in einem Jahr kommen wir sogar in einer veränderten Zusammensetzung wieder zusammen. Es sind ja nicht immer dieselben Delegierten. Ich habe das Glück, dass ich nun zum vierten Mal dabei bin, aber viele sind das erste Mal dabei, sie haben ja den Prozess bisher gar nicht mitgemacht. Das ist problematisch, aber die Bischöfe haben sich dazu entschieden, diesen Weg zu gehen. Der Bischof in Trier hat eine Diözesansynode einberufen, wo diskutiert wird, wo natürlich auch viel verbindlicher Dinge verabredet werden. Aber gut, wir hoffen, dass dieser Dialogprozess auch in dieser Art und Weise fruchtbar sein kann für unsere Kirche. Letztlich hätte ich mir etwas anderes gewünscht, aber wir lassen uns natürlich selbstverständlich auf dieses Gespräch ein.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch


Quelle:
DR