Wichtige Stationen des katholischen Dialogprozesses

Aufbruch und Erneuerung als Ziel

Am Freitag und Samstag setzt die Deutsche Bischofskonferenz den Dialogprozess der katholischen Kirche mit einem Treffen in Hannover fort. Rund 300 Teilnehmer beraten unter dem Leitwort "Die Zivilisation der Liebe" über die Verantwortung der Kirche in der freien Gesellschaft. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Stationen des 2010 ins Leben gerufenen Dialogprozesses, der nach dem Missbrauchsskandal das Vertrauen in die Kirche wieder herstellen soll.

 (DR)

Januar 2010: Die Deutsche Bischofskonferenz benennt eine interne "Steuerungsgruppe", die einen Dialogprozess über die Kirche in der pluralen Gesellschaft vorbereiten soll. Ihr gehören der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode

(Osnabrück) und Franz-Josef Overbeck (Essen) an. Anlass ist das bevorstehende Jubiläum des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils 2012.



Ende Januar 2010: Der Leiter des Canisius-Kollegs der Jesuiten in Berlin, Pater Klaus Mertes, bringt die Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ins Rollen.



20. September 2010: Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, schlägt bei der Herbstvollversammlung in Fulda einen "breiten Reflektionsprozess" von Bischöfen, Priestern und Laien vor. Dabei solle es auch um das Bild des Priesters, den Umbruch in den Gemeinden, die Verantwortung der Laien, aber auch um die Sprache der Verkündigung und Fragen von Familie, Partnerschaft und Sexualität gehen.



5. November 2010: Unter dem Titel "Der Weg der Kirche in die Zukunft" vereinbaren Vertreter der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zwei gemeinsame Arbeitsprojekte, mit denen überprüft werden soll, wie das Evangelium unter den Bedingungen der heutigen Zeit verkündet werden kann.

Themen sind das "Zusammenwirken von Priestern und Laien in der Kirche" sowie die "Präsenz der Kirche in Gesellschaft und Staat".



21. Januar 2011: Prominente katholische CDU-Politiker rufen zur Zulassung "verheirateter, bewährter Männer" zum Priesteramt auf. Der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller verbittet sich eine "Einmischung" der Politiker in die Frage des Pflichtzölibats für Priester. Sie seien nicht berechtigt, "zu einem innerkirchlichen Thema Stellung zu beziehen".



4. Februar 2011: Mehr als 150 Theologieprofessoren aus dem deutschsprachigen Raum votieren für tiefgreifende Reformen in der Kirche. In einem Memorandum mit dem Titel "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" plädieren sie unter anderem für eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Amtsträgern, die Priesterweihe auch von Verheirateten, eine verbesserte kirchliche Rechtskultur und mehr Respekt vor individuellen Lebensentscheidungen.



9. Februar 2011: Als Antwort auf das Reformpapier der Professoren veröffentlichen rund 250 Priester und Laien ein Gegenmemorandum unter dem Titel "Petition pro Ecclesia". Darin kritisieren sie die Theologen, die der Kirche großen Schaden zugefügt hätten. Sie appellieren an die Bischöfe, dem von den Theologen gezeichneten "verzerrten Bild von der Kirche" öffentlich entgegenzutreten und traditionelle Glaubensinhalte und das christliche Bild von Ehe und Familie zu verteidigen.



17. März 2011: Die Bischöfe verabschieden bei ihrer Vollversammlung in Paderborn einen Rahmen für den Dialogprozess auf Ebene der Bischofskonferenz. Danach soll es bis zum Jahr 2015 eine Reihe kirchlicher Kongresse geben. Darüber hinaus sollen mehrere Großveranstaltungen einbezogen werden: der Papstbesuch, der Nationale Eucharistische Kongress in Köln 2013 sowie die beiden Katholikentage 2012 und 2014



8. Juli 2011: In Mannheim startet die Bischofskonferenz ihren Dialogprozess mit einer Konferenz unter der Überschrift "Im Heute glauben". Dazu kommen rund 300 Vertreter aus Diözesen, Orden, Hochschulen und Verbänden zusammen.



14. August 2011: Eine Delegation der deutschen Bischöfe informiert den Papst in Castel Gandolfo über den Dialogprozess. Benedikt XVI.

würdigt das Projekt als geistlichen Weg der Erneuerung.



25. September 2011: Papst Benedikt XVI. ruft die Katholiken bei seinem Deutschlandbesuch zu Einheit und zu christlicher Demut auf.

Auf den Dialogprozess geht er nicht direkt ein.



5. April 2012: Papst Benedikt XVI. erteilt zu Ostern Reformforderungen von Klerikern eine Absage. Ungehorsam sei kein Weg, um die Kirche zu erneuern. Seine Kritik richtete sich gegen die österreichische "Pfarrer-Initiative", die unter anderem für die Zulassung verheirateter Priester und für wiederverheiratete Geschiedene eintritt. Auch in mehreren deutschen Bistümern haben sich Reforminitiativen von Priestern gebildet, etwa in den Erzbistümern Köln und Freiburg.



16. Mai 2012: Beim Katholikentag in Mannheim bekräftigen Bischöfe und katholische Laien die Notwendigkeit von Reformen in der Kirche. Das Motto des Christentreffens lautet "Einen neuen Aufbruch wagen".