Kardinal Woelki äußert sich zum Kommunionstreit

"Den Vorsitzenden bereits im März 2017 informiert"

Der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki weist Vorwürfe zurück, wonach er in der Debatte um eine pastorale Handreichung zum Zugang zur Kommunion für nichtkatholische Ehepartner hinter dem Rücken der Bischofskonferenz agiert habe. Sein Standpunkt sei spätestens seit März 2017 klar gewesen.

Kardinal Woelki auf dem Katholikentag (DR)
Kardinal Woelki auf dem Katholikentag / ( DR )

DOMRADIO.DE: Hier auf dem Katholikentag sucht man den Frieden. Viele Gläubige sagen im Hinblick auf die aktuelle Debatte um den Zugang zur Kommunion für nichtkatholische Ehepartner: "Wir sind ja friedlich, aber da oben unsere Bischöfe, die spielen nicht mit".

Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln): Wir in der Bischofskonferenz haben in der Tat gerade sehr wichtige Fragen miteinander zu diskutieren, dazu gehört sicherlich auch mal die Auseinandersetzung und die unterschiedliche Sicht auf die Dinge. Bei der von Ihnen genannten Frage geht es um eine ganz zentrale und wichtige Frage, die Frage der Eucharistie, die für uns katholische Christen und auch unsere orthodoxen Mitchristen zentral ist, weil die Eucharistie immer auch mit der Kircheneinheit und der Bekenntniseinheit sehr eng verbunden ist. Und da gibt es eben mit Blick auf das unterschiedliche Verständnis der Kirche und ein anderes Sakramentenverständnis zwischen katholischen und evangelischen Christen immer noch Differenzen. Und darüber sprechen wir gerade miteinander und tauschen uns aus. Und da gibt es sicherlich die ein oder andere unterschiedliche Sicht. Aber es ist auch gut, dass wir darum ringen.

DOMRADIO.DE: Es steht der Vorwurf im Raum, Sie hätten den Brief an den Heiligen Vater mit einigen Bischöfen an der Mehrheit in der Bischofskonferenz vorbei initiiert. Auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, sei nicht informiert gewesen. Ihnen wird schlechter Stil vorgeworfen.

Woelki: Das kann ich nicht verstehen. Ich wundere mich auch darüber, dass das so dargestellt wurde. Ich habe bereits am 16. März 2017, also wenige Tage nachdem dieses Thema erstmals auf der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Bensberg aufgeschlagen ist, an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz einen Brief geschrieben. Ich habe ihm darin meine Sorge mitgeteilt und ihm schriftlich meine persönliche Position dargelegt. Ich habe in diesem Brief auch sehr deutlich gemacht, dass es mir darum geht, dass wir hier in der Bischofskonferenz eine gemeinschaftliche Lösung finden, die einheitlich ist und die vor allen Dingen auch abgestimmt ist mit den römischen Dikasterien (Als Dikasterien bezeichnet man die einzelnen Ämter der römischen Kurie. Sie sind die vom Papst (Heiliger Stuhl) mit der Leitung der römisch-katholischen Kirche beauftragten Zentralbehörden (Anm.d.Red.)).

Deutschland ist das Land der Reformation, aber es ist auch nur ein Land der Reformation. Der Protestantismus ist weltweit vertreten. Wir als katholische Kirche sind weltweit vertreten. Deshalb müssen wir in dieser wichtigen Frage auch das Universalkirchliche mitbedenken. Das fordert auch die Synodalität und die Kollegialität untereinander und die Einheit mit dem Papst. Deshalb habe ich schon damals im März in meinem Brief deutlich gemacht, dass ich nur einer Lösung zustimmen kann, die auch mit den anderen Bischofskonferenzen und den Verantwortlichen in Rom  abgestimmt ist und wo wir in Einheit miteinander sind.

DOMRADIO.DE: Sie waren mit mehreren Bischöfe in Rom zu diesem Thema. Der Vatikan hat den Ball zurückgespielt und darum gebeten, dass sich die deutschen Bischöfe untereinander einig werden sollen.

Woelki: Ja, wir sollen das einmütig regeln. Aber das heißt natürlich in der kirchlichen Gemeinschaft, und damit kommt eben sehr deutlich zum Tragen, dass wir in unserem Ringen um eine Lösung immer die gesamte kirchliche Gemeinschaft mitbedenken müssen. Wir müssen mitbedenken, dass wir auch in der Ökumene mit unseren orthodoxen Geschwistern stehen. Wir müssen mitbedenken, dass die pastorale Handreichung, die da angedacht ist, zwar Lösungen anbietet für evangelische Christen, aber umgekehrt keine Lösungen anbietet für katholische Christen. Also, wir müssen eine Lösung finden, die beides gegeneinander abwiegt und die universalkirchlich eben auch verantwortbar ist und auf die gesamtkirchliche Ökumene zu vertreten ist. Das wird eine große Herausforderung sein. Ich bin gespannt, wie uns das gelingen wird. Ich finde es toll, dass der Papst uns dieses Vertrauen schenkt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie eine Prognose?

Woelki: Wir werden miteinander und mit dem Heiligen Vater auf einem guten Weg sein. 

Das Interview führte DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR
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