Kardinal Woelki zum Umgang mit Rechtspopulisten und Wutbürgern

"Mit Demut und Selbstbewusstsein"

Wie umgehen mit Wutbürgern, Rechtspopulisten und ihren aggressiven Parolen gegen Fremde und "die da oben"? Kardinal Woelki ruft zu einer Mischung aus Demut und Selbstbewusstsein, also: Gelassenheit, auf. 

Wutbürger / © Arno Burgi (dpa)
Wutbürger / © Arno Burgi ( dpa )

In seiner Kolumne für das Nachrichtenportal stern.de schreibt Kardinal Woelki, der grassierende Rechtspopulismus brauche und schüre "Daueraufgeregtheit, Verbissenheit in die eigene enge Weltsicht und Interessenegoismus". Wahres, vom Evangelium inspiriertes Christentum dagegen motiviere zum Gegenteil, so Woelki: "Gelassenheit, Demut und Liebe".

Der Kölner Erzbischof, der sich in der Vergangenheit wiederholt massiven Beleidigungen in den sozialen Netzwerken ausgesetzt sah, betont, es sei kein Zufall, "dass christliche Bürger bei jeder Wahl - auch jüngst in Mecklenburg-Vorpommern - deutlich unterdurch­schnittlich für die AfD stimmten."

Ressentiments auch in der Kirche

Zwar gebe es auch bei kleinen Gruppen in der Kirche eine "besorgniserregende Anfälligkeit für ideologisches Denken, fanatische Selbstgewissheit, Ressentiments gegen alles Fremde – ethnische, religiöse und sexuelle Minderheiten - und aggressive Parolen gegen eine liberal-rechtsstaatliche Politik des Maßes und der Mitte", so Woelki. Doch die übergroße Mehrheit folge diesen Auffassungen nicht.

Woelki räumt in seinem Kommentar auch Unzulänglichkeiten und Sünden in der Kirche ein und fordert christliche Demut statt Besserwisserei: "Die Zahl der Deutschen, die meinen, besser 'Kanzler zu können' als die derzeitige, erfahrene Amtsinhaberin, ist ebenso lächerlich wie erschreckend groß".

Konstruktive Kritik nötig

Die Nutzer von sozialen Netzwerken ruft der Kardinal dazu auf, auf eine "anmaßende Herabwürdigung derer, die sich hochkomplexen Steuerungsaufgaben in Staat und Gesellschaft widmen" zu verzichten. Konstruktive Kritik sei in einem gewaltenteiligen, demokratischen, für Selbstkorrektur offenen System notwendig. Der Typ des "verbissenen Wutbürgers" dürfe sich dagegen nicht weiter ausbreiten – sonst drohe ein Verlust des freien, menschenfreund­licheren politischen Systems in Deutschland.

Die Bürger sollten sich laut Woelki den Angriffen der Wutbürger entgegenstellen, "mit Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß - also mit einer Gelassenheit, in der sich Demut und Selbstbewusstsein die Waage halten."

Kritik an der CSU

Woelki hatte sich zuletzt mit einer deutlichen Kritik an den CSU-Positionen zur Flüchtlingspolitik zu Wort gemeldet. Der Partei warf er vor, mit Forderungen nach Obergrenzen für Flüchtlinge oder einer Bevorzugung von Zuwanderern aus dem "christlich-abendländischen Kulturkreis" zur Polarisierung beizutragen und das Geschäft der Rechtspopulisten von der AfD zu betreiben.

Der Erzbischof rief die CSU zugleich zur Verfassungstreue auf: "Wenn die CSU das Grundgesetz ernst nimmt, kann sie keine Obergrenze verlangen. Das lässt das Asylrecht nicht zu." Daher müsse "die unsinnige Diskussion über Obergrenzen aufhören".

AfD als "lachender Dritter"

Woelki warnte die Partei zudem vor der Annahme, sie könne von einer Politik und Rhetorik der Scharfmacherei profitieren. "Wer das will, was die CSU propagiert, wählt am Ende gleich die AfD. Sie wird der lachende Dritte sein."

Der CSU-Vorstand hatte am Samstag sein Flüchtlingspapier einstimmig verabschiedet, allerdings zuvor die Vorrang-Regelung für Zuwanderer aus dem "christlich-abendländischen Kulturkreis" geändert. Diese solle nur für die klassische Einwanderung gelten, aber nicht für die Asyl- und Flüchtlingspolitik.


Quelle:
DR , KNA