Fazit der Papstreise nach Marokko

Der oberste Brückenbauer im Brückenland

Es war ein kurze Reise. Nur zwei Tage dauerte die Visite von Papst Franziskus in Marokko. Bereits am Sonntagabend landete er wieder in Rom. Was ist von der Reise hängen geblieben? Und welche Themen waren dem Papst wichtig?

Papst Franziskus und König Mohammed VI. / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus und König Mohammed VI. / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: 34 Jahre lang hatte kein Papst mehr Marokko besucht. Bis Papst Franziskus nun kam. Am vergangenen Freitag ist er für zwei Tage in das muslimische Land gereist. Was hat der Papst denn in Marokko gemacht? Was waren die Themen?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatikan): Da sind in Marokko drei Themen zusammengekommen. Das erste Thema ist sicherlich der interreligiöse Dialog. Innerhalb dessen ist sicherlich ganz besonders der Dialog mit dem Islam hervorzuheben, der dem Papst sehr wichtig ist und den er immer wieder betont. Zuletzt hat er dies bei seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate getan und jetzt eben in Marokko. Das merkte man auch an den einzelnen Tagesordnungspunkten. In den zwei Tagen seines Besuchs hat er sich immer wieder an Vertreter des Islam gewandt. Er war auch in einer Prediger- und Predigerinnen-Schule zu Gast. Das war ihm sehr wichtig.

Der zweite Punkt waren die Flüchtlinge. Er hat bei seiner Visite in Marokko Flüchtlinge besucht und auch immer wieder auf dieses Thema hingewiesen. Marokko ist ja eines der Länder, über das sehr viele Flüchtlinge und Migranten nach Europa kommen.

Und das dritte ist die Brückenfunktion, die Marokko hat. Marokko sei, so Papst Franziskus, "die Brücke von Europa nach Afrika und von Afrika nach Europa". Da begegnen sich Kulturen begegnen sich Kontinente. Es ist sicherlich auch ganz wichtig, die Internationalität dieses Landes als Brückenland hervorzuheben. Das waren die drei Dinge, die ihm am Herzen gelegen haben.

DOMRADIO.DE: Welchen Stand hat denn die Kirche im Allgemeinen dort?

Hagenkord: Es ist ein muslimisches Land. Die Kirche ist eine sehr kleine Kirche und die katholische Kirche ist ein Teil davon. Was sie aber auszeichnet, ist, dass es vor allen Dingen eine internationale Kirche ist. Wir haben das bei der Abschlussmesse am Sonntagabend sehen können. Da waren ungefähr 10.000 Menschen aus 60 Nationen da. Die meisten sind nicht etwa extra aus Spanien oder Portugal angereist, was ja nicht so weit weg ist, sondern tatsächlich aus Marokko selbst zur Messe gekommen.

Diese vielen Nationen machen die Kirche aus. Sie ist vielsprachig, sie ist afrikanisch aber auch europäisch geprägt. Spanier sind vor allen Dingen dort, aber auch Italiener und natürlich sehr viele Menschen aus Afrika.

DOMRADIO.DE: Und wie ist die Lage der Christen in Marokko? Was können Sie da sagen?

Hagenkord: Marokko ist ein Land, das sich sehr deutlich gegen eine fundamentalistische Ausrichtung des Islam einsetzt. Das fängt beim Staat und der Gesellschaft an und führt auch über den Islam selber. Dass der Papst eine Schule für Prediger und Predigerinnen besucht hat, spricht ja schon für sich. Die bilden ja nicht nur fürs eigene Land aus, sondern sind sehr stolz darauf, dass immer mehr afrikanische Länder ihre Imame dorthin schicken, um einer sehr fundamentalistischen Ausrichtung des Islam "zu entgehen".

Das zeigt schon sehr deutlich, worauf es Marokko ankommt. Sie wollen die Brückenfunktion zwischen Afrika und Europa ausbauen. Das ist eine Chance, die dieses Land und diese Gesellschaft hat. Und die Christen spielen da – natürlich als Minderheit – ihre Rolle. Marokko ist ein islamisches Land. Aber bei der Achtung von Religion ist dem Staat und der Gesellschaft schon wichtig, dass die Christen auch vorkommen können. Von daher können die Christen Kirchen bauen und können sich versammeln. Da gibt es keine Beeinträchtigungen.

Das hat man auch beim Papstbesuch gemerkt. Der König hätte ihn ja nicht einladen müssen. Der König wollte das aber. Es muss immer das Staatsoberhaupt einladen. Also, der König wollte den Papst empfangen und wollte auch zeigen, wie wichtig ihm der Dialog mit dem Christentum ist, und das spiegelt sich auch in der Situation der Christen im Land wider.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Pater Bernd Hagenkord / © Francesco Pistilli (KNA)
Pater Bernd Hagenkord / © Francesco Pistilli ( KNA )
Quelle:
DR
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