Papst Franziskus reist im September nach Kolumbien

Stimme der Versöhnung

Kolumbien bereitet sich auf einen historischen Papstbesuch im September vor. Franziskus soll zur Versöhnung in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land beitragen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Papstreise (dpa)
Papstreise / ( dpa )

Schon die Ankündigung des Besuches geriet zu einem außergewöhnlichen Ereignis. Die kolumbianische Bischofskonferenz hatte die Presse in ihren Sitz in der Hauptstadt Bogota eingeladen und neben dem Vorsitzenden, Erzbischof Luis Augusto Castro aus Tunja, und Bogotas Erzbischof, Kardinal Ruben Salazar Gomez, stand auch Präsident Juan Manuel Santos mit seiner Ehefrau auf dem Podium. Die meisten kolumbianischen TV-Anstalten unterbrachen ebenso ihr Programm wie auch die kontinentalen Nachrichtensender.

Nun ist also offiziell, was schon lange erwartet worden war: Papst Franziskus wird vom 6. bis 10. September Kolumbien besuchen. Nur ein kleines Detail unterscheidet die Ankündigung in Bogota von der zeitgleich im Vatikan übermittelten Mitteilung. Hier wird der Besuchszeitraum vom 6. bis 11. September angegeben, weil der Rückflug eben erst am nächsten Tag wieder in Rom endet.

Über das Programm

Nähere Details verriet derweil Militärbischof Fabio Suescun Mutis der Tageszeitung "El Tiempo": Der Papst werde während des gesamten Aufenthaltes in Bogota übernachten. Die Anreisen nach Villavicencio (Flugdauer etwa 20 Minuten), Medellin (30 Minuten) und Cartagena (75 Minuten) erfolgen dann mit der kolumbianischen Fluglinie Avianca.

Zuvor war spekuliert worden, Franziskus werde auch die bettelarme Unruheprovinz Choco im Westen des südamerikanischen Landes besuchen, doch im offiziellen Programm taucht dieser Punkt nicht mehr auf.

Trifft der Papst Spitzen der FARC?

Derweil hat das innenpolitische Rennen um einen Termin beim Besuch des Papstes schon begonnen. Erzbischof Castro warnte vor übertriebenen Erwartungen: "Wir dürfen nicht vergessen, dass der Papst schon 80 Jahre alt ist." Daran müsse sich das Programm orientieren. Schon jetzt wird deutlich, dass die Unterstützung des Friedens- und Versöhnungsprozesses die große Überschrift über dem Besuch sein wird. "Machen wir den ersten Schritt" lautet das Motto der Reise.

Und deshalb wird Franziskus wohl auch mit den Spitzen der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC sowie Opfern des bewaffneten Konflikts zusammentreffen. "Ich glaube, dass ein Treffen zwischen den früheren Feinden Teil des Programms sein wird", so Militärbischof Suescun Mutis, der als Cheforganisator gilt. Der Papst wolle mit Opfern und Protagonisten des Krieges zusammenkommen, um einen Schritt für die Versöhnung zu tun und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Vermittlerrolle im Friedensprozess

Ähnlich äußerte sich Präsident Santos. Das Kirchenoberhaupt komme, um Kolumbien beim Aufbau des Friedens zu unterstützen, sagte der Friedensnobelpreisträger. Regierung und FARC-Guerilla hatten sich im vergangenen Jahr nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. Für seine Bemühungen hatte Santos den Nobelpreis bekommen.

Papst Franziskus hatte sich immer wieder hinter den in dem südamerikanischen Land nicht unumstrittenen Friedensprozess gestellt. Die rechtsgerichtete Opposition kritisiert zu große Zugeständnisse an die Rebellen. Der jahrzehntelange Konflikt zwischen Staat und Guerilla hat rund 300.000 Menschenleben gekostet und mehr als sieben Millionen Kolumbianer zu Binnenflüchtlingen gemacht.

Fünfte Reise in vier Jahren nach Südamerika

Ein zweiter Schwerpunkt der Reise dürfte der Rückblick auf die kirchenhistorisch bedeutsame Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe 1968 in Medellin sein - ein Meilenstein für die Entstehung der späteren Befreiungstheologie. Das Schlussdokument schrieb unter anderem eine "vorrangige und solidarische Option für die Armen" fest, die theologisch begründet sei.

Der Besuch von Franziskus ist seine fünfte Reise als Papst nach Lateinamerika. Im Juli 2013 nahm er am Weltjugendtag in Brasilien teil, im Juli 2015 reiste er nach Ecuador, Bolivien und Paraguay, im September des gleichen Jahres machte er auf dem Weg in die USA auf Kuba Station. Im Februar 2016 reiste er zu einer Begegnung mit dem russischen Patriarchen Kyrill I. nochmals nach Kuba und weiter nach Mexiko. Sein Heimatland Argentinien besuchte der 80-Jährige seit seiner Papstwahl im März 2013 bislang nicht. Franziskus ist nach Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) der dritte Papst, der Kolumbien besucht.


Quelle:
KNA