Papst ruft päpstliches Familien-Institut zu Neuorientierung auf

"Schöpfungsplan Gottes lesen"

Papst Franziskus hat das römische "Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie" zu einer Neuorientierung aufgerufen. Das Kirchenoberhaupt äußerte sich bei einer Audienz im Rahmen der Eröffnung des Akademischen Jahres.

Papst Franziskus betritt die Audienzhalle / © Claudio Peri (dpa)
Papst Franziskus betritt die Audienzhalle / © Claudio Peri ( dpa )

Die an der Lateran-Universität angesiedelte Einrichtung, die als Denkfabrik der traditionellen kirchlichen Morallehre gilt, müsse "die nötige Öffnung der Intelligenz des Glaubens für die seelsorgerische Aufgabe des Nachfolgers Petri unterstützen", sagte der Papst zu Angehörigen des Instituts im Vatikan.

Persönliche Ansprache des Papstes ist ungewöhnlich

Eine theologische Lehre, die sich nicht am Ziel der Glaubensverkündigung und der Seelsorge der Kirche orientiere, sei ebenso undenkbar wie eine Seelsorge, die den Schatz der Offenbarung und der Tradition nicht würdige, so der Papst weiter. Es gehe darum, auf Ebene der Lehre und der Seelsorge die Wahrheit und Schönheit des Schöpfungsplans Gottes für die heutige Zeit zu lesen und zu interpretieren. Dass der Papst persönlich eine Ansprache dazu hält, ist sehr ungewöhnlich.

Eingeschlagener Richtungswechsel

Im Umfeld der beiden Bischofssynoden über Ehe und Familie hatten sich Vertreter des Instituts wiederholt ablehnend über Veränderungen oder Weiterentwicklungen der kirchlichen Morallehre geäußert. Im August hatte der Papst den vormaligen Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Familie, Erzbischof Vincenzo Paglia, zum neuen Großkanzler des Instituts ernannt. Beobachter deuteten diese Personalie bereits als von Franziskus verordneten Richtungswechsel.

Das 1981 von Johannes Paul II. (1978-2005) gegründete Institut hat neben seinem Sitz in Rom rund ein Dutzend Niederlassungen auf allen Kontinenten.


Quelle:
KNA