Papst ruft zu Annäherung von Christen und Muslimen auf

"Wir sind Brüder"

Franziskus hat zu einem Aufeinander-Zugehen zwischen Christen und Muslimen aufgerufen. "Wir haben alle einen gemeinsamen Vater. Wir sind Brüder", sagte er bei einer Begegnung mit Vertretern des jordanischen Royal Institute for Interfaith Studies.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz / © Ettore Ferrari (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz / © Ettore Ferrari ( dpa )

Den Dialog zwischen Glaubensgemeinschaften nannte er "Aufbauarbeit" in einer Zeit, in der Zerstörung und Krieg an der Tagesordnung seien. Von dem Institut war im Oktober 2007 die Initiative zu dem Appell "A Common Word" ausgegangen, mit dem 138 Islamgelehrte die christlichen Kirchen zum Gespräch einluden. Mitglieder des 1994 von Prinz Hassan bin Talal gegründeten Lehr- und Forschungsinstituts mit Sitz in Amman hielten sich zu einer Tagung mit dem Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog in Rom auf. Franziskus traf mit ihnen vor seiner wöchentlichen Generalaudienz zusammen.

Dialog bedeute, "mit dem Wort aus sich herauszugehen und das Wort des anderen zu hören", sagte der Papst. Dies sei "die erste Etappe eines Wegs: Nach der Begegnung der Worte begegnen sich die Herzen, und es beginnt ein Dialog der Freundschaft, der mit einem Händedruck endet", so Franziskus weiter. "Das kann jedes Kind. Warum machen das nicht auch wir?", fragte er.

Franziskus prangert Wegwerfkultur an

Weiter hat Papst Franziskus eine "Wegwerfkultur" angeprangert. Am biblischen Beispiel des Hirten, der das verlorene Schaf sucht, verdeutlichte er bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz, dass Gott allen Sündern gegenüber barmherzig sei. "Gott sortiert niemanden aus, er liebt jeden Einzelnen", so der Papst. Für Jesus gebe es keine "endgültig verlorenen Schafe, sondern nur solche, die gesucht werden müssen". Franziskus forderte "missionarischen Schwung" und ein "Herausgehen auf der Suche nach einem Weg der Brüderlichkeit".

Kirchengemeinden dürften einen Schwund an Gläubigen in ihren Reihen nicht als "unvermeidlichen Verlust" hinnehmen, so der Papst weiter. Sonst laufe die Kirche Gefahr, sich "sozusagen im Schafstall zu verschließen, wo abgestandene Luft, Gestank herrscht". Die "Herde des Herrn" müsse immer unterwegs sein und dürfe Gott nicht in ihren eigenen Schemata und Strategien einsperren. Es brauche eine dynamische, offene, stimulierende und kreative Perspektive. Für einen Schäfer sei kein Weg zu weit, "und kein Stall kann auf einen seiner Brüder verzichten", so der Papst.

In seinen Grüßen an die deutschsprachigen Pilger erwähnte Franziskus unter anderem auch Angehörige und Freunde der Päpstlichen Schweizergarde, die zur Vereidigung der Gardisten am Freitag nach Rom gereist waren.


Quelle:
KNA