Die Philippinen sind außer dem kleinen Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Rund 82 Prozent der knapp 100 Millionen Philippiner gehören der römischen Kirche an. 333 Jahre spanische Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Der starke Volksglaube widerstand auch dem Versuch einer Protestantisierung nach Übernahme des Archipels durch die USA 1898. Heute wirken auf den Philippinen 131 Bischöfe und mehr als 9.200 Priester; es gibt rund 3.300 Gemeinden.
Stark engagiert ist die philippinische Kirche im Bereich Bildung und Armenfürsorge. Hier ersetzt sie den fehlenden Sozialstaat und sorgt für eine starke Bindung der Menschen an die Institution. Eine große Rolle für das kirchliche Leben spielen auch die Basisgemeinden. In der Armutsdebatte zeigten sich aber immer wieder Gräben zwischen konservativen und eher befreiungstheologischen Positionen.
Größte Bedeutung misst der Vatikan der philippinischen Kirche für die Evangelisierung Asiens bei. Aus dem ganzen Kontinent kommen angehende Kirchenmitarbeiter zum Studium ins Land und kehren als Missionare zurück. Trotz säkularer Verfassung besitzt die katholische Kirche starken Einfluss auf das politische Leben. Der erfolgreiche Kampf gegen die Marcos-Diktator 1986 ging entscheidend auf ihr Konto. Im Konflikt mit den islamischen Separatisten auf der Insel Mindanao erfüllt sie für die Regierung eine wichtige Vermittlerrolle.
Wiederholt musste sich die Kirche aber auch dem Vorwurf einer zu großen Nähe zur Macht stellen. Für Empörung sorgte 2011 ein Korruptionsskandal um die frühere Präsidentin Gloria Arroyo, in den mehrere Bischöfe verwickelt waren. Boden verliert die Kirche derzeit im Bereich Familienpolitik und Sexualmoral. Gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stemmte sie sich 2012 vergeblich gegen ein Reproduktionsgesetz, das unter anderem eine staatliche Verteilung von Verhütungsmitteln vorsieht. (KNA)
15.01.2015
Papst Franziskus setzt seine Asienreise mit einem fünftägigen Besuch auf den Philippinen fort. Dabei steht auch eine Begegnung mit Überlebenden und Hinterbliebenen der Taifun-Katastrophe vom November 2013 auf dem Programm.
Staatspräsident Benigno Aquino und die katholischen Bischöfe des Landes empfingen den Papst am Donnerstagmittag auf dem Luftwaffenstützpunkt Villamor Air Base im Süden Manilas. Jugendgruppen begleiteten den Gang des Papstes über den roten Teppich mit Tanzdarbietungen zu geistlicher Popmusik. Die Philippinen sind mit einem Katholikenanteil von 82 Prozent das größte katholisch geprägte Land Asiens.
Bei tropischen Temperaturen und volksfesthafter Stimmung hatten sich Tausende bereits am Flughafen versammelt. Große Menschenmengen säumten auch die Route des Papstes zur neun Kilometer entfernten Vatikanbotschaft, wo er während seines Aufenthalts in Manila wohnt. Franziskus legte den Weg im offenen Papamobil zurück, begleitet von Manilas Kardinal Luis Tagle.
Das eigentliche Programm in Manila beginnt am Freitagmorgen mit der offiziellen Begrüßung am Amtssitz des Präsidenten. Nach einer persönlichen Unterredung mit Aquino hält Franziskus eine Rede vor rund 350 Diplomaten und Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Danach feiert er in der Kathedrale eine Messe. Am Nachmittag ist ein Treffen mit katholischen Familien in einem großen Einkaufszentrum geplant.
Neues Friedenstreffen der Weltreligionen
Auf dem Flug nach Manila hatte Franziskus vor den mitreisenden Journalisten betont, er wolle "die Armen" in den Mittelpunkt seiner Botschaft auf den Philippinen stellen. Es gehe ihm insbesondere um die Opfer des Tsunami vom Herbst 2013 und um die Menschen, die weiterhin an dessen Folgen litten, ohne zu resignieren. Franziskus erinnerte daran, dass er unlängst philippinische Hausangestellten zum Abendessen in das vatikanische Gästehaus Santa Marta eingeladen habe. Die Berichte über ihre Probleme vor allem infolge der Trennung von ihrer Heimat und ihren Familien hätten ihn sehr beeindruckt.
Auf dem Flug kündigte Franziskus auch ein neues Friedenstreffen der Weltreligionen in Assisi an. Er selbst habe mit Kardinal Jean-Louis Tauran, dem Präsidenten des vatikanischen Dialogrates, darüber gesprochen. Weitere Einzelheiten nannte Franziskus nicht. Papst Johannes Paul II. hatte erstmals im Herbst 1986 Vertreter der Weltreligionen zu einem Friedenstreffen in die mittelitalienische Franziskus-Stadt eingeladen und damit ein breites Echo ausgelöst.
Benedikt XVI. hatte zum 25. Jahrestag 2011 ebenfalls ein Friedenstreffen der Religionen nach Assisi einberufen. Papst Franziskus hatte im Herbst 2013 die Stadt seines Papstnamen-Patrons zu einer Pilgerreise aufgesucht.
Zweite Station
Die Philippinen sind die zweite Besuchsetappe der am Montag begonnenen Asienreise des Papstes. In Sri Lanka hatte Franziskus seit Dienstag den neugewählten Staatspräsidenten Maithripala Sirisena und Vertreter der Religionsgemeinschaften getroffen. Im Zentrum des geistlichen Programms standen eine Heiligsprechung in Colombo und ein Besuch der ehemaligen Bürgerkriegsregion im Norden des Landes.
Am Mittwochabend besuchte Franziskus in Colombo überraschend einen buddhistischen Tempel. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi nahm der Papst kurzerhand die Einladung eines buddhistischen Repräsentanten in den Mahabodhi-Tempel an. Gemäß der Sitte zog der Papst beim Betreten seine Schuhe aus. Dem Gesang der Mönche hörte Franziskus laut Lombardi "mit großem Respekt" zu. Anschließend traf er am Sitz des Kardinals von Colombo, Albert Malcolm Ranjith, mit den 20 Bischöfen Sri Lankas zusammen. Ursprünglich war die Begegnung schon nach der Ankunft am Dienstag vorgesehen gewesen.
Treffen mit Rajapaksa
Außerhalb des Programms empfing Franziskus am Mittwochabend auch den abgewählten Staatspräsidenten Mahinda Rajapaksa. Die rund 15-minütige Begegnung in Der Apostolischen Nuntiatur in Colombo kam laut Lombardi auf Wunsch Rajapaksas zustande und hatte "rein privaten Charakter". Rajapaksa muss sich innenpolitisch derzeit mit Vorwürfen versuchter Wahlmanipulation auseinandersetzen. Wegen seines autoritären Regierungsstils war er international umstritten.
Es ist die siebte Auslandsreise von Papst Franziskus und seine zweite Reise nach Asien nach einem Besuch in Südkorea im August. Benedikt XVI. unternahm in seinem achtjährigen Pontifikat (2005-2013) abgesehen von seinen Visiten im Nahen Osten keine Asienreise. Johannes Paul II. (1978-2005) besuchte die Philippinen 1981 und 1995; bei der zweiten Reise war er auch zu Gast auf Sri Lanka.
Die Philippinen sind außer dem kleinen Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Rund 82 Prozent der knapp 100 Millionen Philippiner gehören der römischen Kirche an. 333 Jahre spanische Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Der starke Volksglaube widerstand auch dem Versuch einer Protestantisierung nach Übernahme des Archipels durch die USA 1898. Heute wirken auf den Philippinen 131 Bischöfe und mehr als 9.200 Priester; es gibt rund 3.300 Gemeinden.
Stark engagiert ist die philippinische Kirche im Bereich Bildung und Armenfürsorge. Hier ersetzt sie den fehlenden Sozialstaat und sorgt für eine starke Bindung der Menschen an die Institution. Eine große Rolle für das kirchliche Leben spielen auch die Basisgemeinden. In der Armutsdebatte zeigten sich aber immer wieder Gräben zwischen konservativen und eher befreiungstheologischen Positionen.
Größte Bedeutung misst der Vatikan der philippinischen Kirche für die Evangelisierung Asiens bei. Aus dem ganzen Kontinent kommen angehende Kirchenmitarbeiter zum Studium ins Land und kehren als Missionare zurück. Trotz säkularer Verfassung besitzt die katholische Kirche starken Einfluss auf das politische Leben. Der erfolgreiche Kampf gegen die Marcos-Diktator 1986 ging entscheidend auf ihr Konto. Im Konflikt mit den islamischen Separatisten auf der Insel Mindanao erfüllt sie für die Regierung eine wichtige Vermittlerrolle.
Wiederholt musste sich die Kirche aber auch dem Vorwurf einer zu großen Nähe zur Macht stellen. Für Empörung sorgte 2011 ein Korruptionsskandal um die frühere Präsidentin Gloria Arroyo, in den mehrere Bischöfe verwickelt waren. Boden verliert die Kirche derzeit im Bereich Familienpolitik und Sexualmoral. Gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stemmte sie sich 2012 vergeblich gegen ein Reproduktionsgesetz, das unter anderem eine staatliche Verteilung von Verhütungsmitteln vorsieht. (KNA)