Kirchentag großer Erfolg - Über 130.000 Dauergäste

Eine erste Bilanz

Die Veranstalter haben den 2. Ökumenischen Kirchentag
(ÖKT) als großen Erfolg und "großartiges ökumenisches Ereignis" bewertet. Katholiken und Protestanten plädierten für einen weiteren ÖKT. Nach Angaben vom Samstag kamen seit Mittwoch mehr als 130.000 Dauerteilnehmer und Zehntausende Tagesgäste zu mehr als 3.000 Veranstaltungen.

 (DR)

Das Christentreffen unter dem Motto «Damit ihr Hoffnung habt» endet am Sonntag mit einem großen Gottesdienst.

Am Abend demonstrierten Tausende Christen mit einer Menschenkette zwischen den Bischofskirchen der Stadt für Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten. Dazu hatte die Bewegung «Wir sind Kirche» aufgerufen. Am letzten Arbeitstag des ÖKT dominierten Kritik an den Banken, Forderungen nach einer gerechteren Wirtschaftsordnung und Appelle zu weiterer Entwicklungshilfe den Kirchentag. Für ökumenische Kontroversen sorgte die frühere Bischöfin Margot Käßmann mit einer Äußerung zur Pille.

Der evangelische ÖKT-Präsident Eckard Nagel bilanzierte vor Journalisten, das Treffen habe die Ökumene vorangebracht. Sein katholischer Kollege Alois Glück bewertete es als Bekenntnis zur Gemeinschaft der Christen. Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sprach von ermutigenden Tagen. Sie hätten den Konfessionen neue Gemeinschaft gebracht. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, lobte die Beteiligung der Orthodoxie. Er widersprach Berichten, bereits für einen 3. ÖKT im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 plädiert zu haben.

Beide Präsidenten sahen in dem Treffen Ermutigung in Zeiten der Verunsicherung. Der Kirchentag, so Nagel, habe keine einfachen Botschaften" in der Finanzkrise, fordere aber soziale Gerechtigkeit. Dafür stehe die Ankündigung eines neuen Sozialworts der Kirchen. Glück ging auf das Thema Missbrauch ein. Es sei beim ÖKT präsent gewesen, habe ihn aber nicht dominiert. Zollitsch sagte dazu, seine Kirche wisse um ihre Verantwortung für Opfer und Aufarbeitung. Sie arbeite «mit Hochdruck» daran, «dass solche Dinge nicht mehr vorkommen».

Eineinhalb Tage nach Käßmanns Bewertung der Pille als «Geschenk Gottes» bei einem Gottesdienst im katholischen Liebfrauendom widersprach Zollitsch der früheren EKD-Chefin. Die Pille sei von Menschen gemacht «und nichts, was von Gott als Geschenk in die Welt hineinkam». Schneider sagte, niemand könne ernsthaft meinen, dass Gott «die Pille auf die Erde gebracht hat». Käßmann gehe es um den verantworteten Umgang mit Sexualität.

Schneider bilanzierte, wie auch Nagel, die diversen Auftritte Käßmanns bei meist überfüllten Veranstaltungen betont positiv. «Ich freue mich von Herzen darüber.» Sie habe den Kirchentag als «Startrampe» genutzt, um wieder in die Öffentlichkeit zu kommen.

Alle Repräsentanten bekundeten ihre Hoffnung auf Fortschritte beim Ringen um Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten. Schneider verwies auf die orthodoxe Mahlfeier mit 20.000 Teilnehmern am Freitagabend. Diese «Vorspeise» habe «richtig Appetit auf die Hauptspeise» gemacht, die nun noch ausstehe. Zollitsch sagte, er verstehe in dieser Frage Sehnsucht und Ungeduld. Aber er warne vor einer Mahlgemeinschaft ohne offizielle Verständigung. Sonst drohten neue Spaltungen.

Am Samstagabend standen eine «Lange Nacht der Wissenschaften», eine musikalische «Nacht der Weltreligionen» sowie Konzerte auf Plätzen und in Kirchen auf dem Programm. Allein zu einem Nena-Konzert erwarteten die Veranstalter mehr als 10.000 Zuschauer.

Am Sonntagvormittag bildet ein großer Gottesdienst auf der Theresienwiese den Abschluss des ÖKT. Danach machen sich die Kirchentagsgäste unter anderem mit neun Sonderzügen auf den Heimweg. 2011 steht der nächste Evangelische Kirchentag in Dresden an, 2012 wird es in Mannheim einen Katholikentag geben.