Hilfswerke beklagen Verstöße gegen das Recht auf Wohnen

Prekäre Wohnbedingungen und Vertreibungen

Klimawandel und Umweltzerstörung gefährden das Menschenrecht auf Wohnen: Zu diesem Schluss kommt ein Bericht von Misereor, den das katholische Hilfswerk am kommenden Montag vorstellt.

Township in Kapstadt / © Christopher Beschnitt (KNA)
Township in Kapstadt / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Die Stadtbevölkerung lebe häufig unter prekären Bedingungen und in informellen Siedlungen, sagte die Misereor-Referentin für städtische Entwicklung und Klima, Clara Weichelt, vorab an diesem Freitag. "Durch die schlechten Rahmenbedingungen kann sie sich kaum vor extremer Hitze, starken Regenfällen und Überschwemmungen schützen."

Laut dem Bericht, den Misereor gemeinsam mit der Global Initiative for Economic, Social and Cultural Rights (GI-ESCR) und Partnerorganisationen verfasst hat, leben weltweit 1,8 Milliarden Menschen in mangelhaften Behausungen, ohne festen Wohnsitz oder in informellen Siedlungen.

Über Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten

Im vergangenen Jahrzehnt seien etwa 20 Millionen Menschen pro Jahr durch klimabedingte Katastrophen in die Flucht getrieben worden. Schätzungen zufolge könnten im Jahr 2050 eine bis zwei Milliarden Menschen in informellen Siedlungen leben.

Schon heute lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, hieß es weiter. Es brauchte nationale Strategien, um die Auswirkungen der Klimakrise in urbanen Gebieten zu bekämpfen und die Menschen zu schützen.

Gesicherter Wohnraum elementar zum Schutz der Gesundheit

Jedoch würden Risiken wie Überschwemmungen bisweilen sogar als Rechtfertigung für Vertreibungen genutzt, um Raum für Modernisierungsprojekte zu schaffen. "Die Umsetzung ökologischer Ziele auf Kosten von Menschenrechten ist nicht hinnehmbar", betonte Weichelt.

Während der Corona-Pandemie sei zudem deutlich geworden, dass gesicherter Wohnraum elementar zur Eindämmung von Infektionsrisiken und zum Schutz der Gesundheit sei.

Vertreibungen während Corona-Krise

Partnerorganisationen von Misereor berichteten jedoch von Vertreibungen während der Ausgangssperren, etwa in Südafrika. "Dies sind schwere Verletzungen des völkerrechtsverbindlichen Menschenrechts auf Wohnen, das Verantwortliche jedoch meist ohne jede Konsequenz missachten können", sagte Weichelt.

Zu Corona-Zeiten durchgeführte Vertreibungen trügen zudem zu einer schnelleren Ausbreitung der Pandemie bei, mahnte die Expertin. Die berichteten Fälle, auch aus lateinamerikanischen und asiatischen Ländern, müssten daher unabhängig untersucht werden.

Die Vereinten Nationen haben den gesamten Monat Oktober als "Urban October" deklariert. Am kommenden Montag ist der Welthabitattag, am 31. Oktober der Welttag der Städte.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA