Zentralkomitee der deutschen Katholiken wählt neue Spitze

Zwei Kandidaten bewerben sich um höchstes Laienamt in Kirche

Führungswechsel bei den katholischen Laien: Wer folgt Thomas Sternberg? Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp oder der Unternehmer und Professor Ulrich Hemel? Sicher ist: Eine ganze Menge Arbeit steht an.

Autor/in:
Barbara Just und Michael Jacquemain
Pressekonferenz auf der Frühjahrsversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 8. Mai 2018 in Münster / © Harald Oppitz (KNA)
Pressekonferenz auf der Frühjahrsversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 8. Mai 2018 in Münster / © Harald Oppitz ( KNA )

Beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) stehen große Veränderungen an. Ab Januar wird das höchste katholische Laiengremium seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegen. Um sich mit der Hauptstadt vertraut zu machen, findet die Herbstvollversammlung am Freitag und Samstag schon mal dort statt. Wichtigster Tagesordnungspunkt: die Wahl einer neuen Spitze.

Die Suche nach den Kandidaten

Nachdem der seit 2015 amtierende CDU-Politiker Thomas Sternberg (69) im April angekündigt hatte, nicht noch einmal antreten zu wollen, hatte die Suche nach Kandidaten begonnen. Mit der promovierten Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp (65) sowie dem gleichaltrigen Theologen und Unternehmer Ulrich Hemel warfen zwei markante Persönlichkeiten ihre Hüte in den Ring.

Kandidatin Irme Stetter-Karp

Stetter-Karps Biografie ist geprägt von ihrem Engagement im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Hier wirkte sie knapp vier Jahrzehnte als Chefin des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und des Bischöflichen Jugendamt, als Leiterin des Bildungswerks und dann als Caritasdirektorin und Ordinariatsrätin für die soziale Arbeit ihrer Kirche in Württemberg. Inzwischen ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes und Mitglied in ZdK-Leitungsgremien. Als eine der Moderatorinnen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg gilt die gebürtige Ellwangerin innerkirchlich seit Jahren als bestens vernetzt.

"Leidenschaftlich" für Reformen kämpfen

Müde ist sie noch lange nicht, wie sie bekennt. Die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder, die gerne Sport treibt, will weiter "leidenschaftlich" für Reformen in der katholischen Kirche kämpfen, um mehr Beteiligung und Gleichberechtigung von Frauen durchzusetzen. Bei aller Verbindlichkeit werden ihr zugleich Konfliktbereitschaft und -fähigkeit bescheinigt. Auch dann, wenn es mit persönlichen Konsequenzen verbunden ist. 1999 riskierte sie den Job, als sie nach dem von Papst Johannes Paul II. verordneten Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung mit anderen prominenten Katholiken den Verein Donum Vitae (Geschenk des Lebens) gründete.

Sollten ihr die Delegierten die Aufgaben anvertrauen, will sie in den "unvermeidlichen und umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozess" die katholische Stimme einbringen. Etwa wenn es um gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland, den Umgang mit Geflüchteten, um die Pflegereform und eine neue gesetzliche Regelung zur Selbsttötung, um Generationengerechtigkeit und Klimawandel geht.

Kandidat Ulrich Hemel

Der aus dem hessischen Bensheim an der Bergstraße stammende Hemel hatte sich schon nach dem Abitur zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur ethischen Bewältigung des technischen Fortschritts leisten zu wollen. Vor allem aber wollte er zur menschenfreundlichen Erneuerung der Kirche beitragen. Dafür studierte er in Mainz und Rom katholische Theologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Philosophie sowie Sprachwissenschaften. In Regensburg schloss er noch ein Promotions- und Habilitationsstudium in Theologie an.

Zugleich legte Hemel eine Karriere als Unternehmer, Manager und Berater hin; er erlernte mehrere Sprachen, um sich in fremden Ländern auch unterhalten zu können, wie er sagt. Dazwischen zog es ihn immer wieder an die Uni Regensburg, wo er Religionspädagogik unterrichtete. 2008 wurde er sogar zum Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gewählt - doch das römische Placet blieb ihm verwehrt. Warum genau - das ist bis heute nicht ganz klar.

Hemel sieht sich als Teamplayer

Sein Tatendrang blieb davon unberührt. 2017 wurde Hemel Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) und kam dadurch auch ins ZdK. Seit 2018 ist er darüber hinaus Direktor des Weltethos Instituts in Tübingen, das sich wie die gleichnamige und von Hans Küng initiierte Stiftung mit dem Verhältnis der Religionen untereinander und der Suche nach einem alle verbindenden Wertekanon befasst.

Der Vater zweier erwachsener Söhne sieht sich als Teamplayer, auch beim ZdK. Da passt es, dass er sich beim Synodalen Weg in jenem Forum einbringt, wo es um Macht und Gewaltenteilung geht. Die verschiedenen Positionen zu verstehen und trotzdem eine klare Linie zu fahren, dafür möchte er sich einsetzen: "Mir machen solche Herausforderungen Spaß."


Prof. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel (KNA)
Prof. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel ( KNA )

Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr (KNA)
Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr ( KNA )
Quelle:
KNA
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