Katholikenkomitee fordert Segensfeiern für homosexuelle Paare

"Nicht auf vermeintliche Defizite von Paaren schauen"

​Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat seinen Ruf nach kirchlichen Segensfeiern für lesbische und schwule Paare erneuert. Die Kirche schaffe durch Abweisungen ansonsten "existenzielle Notsituationen".

In den USA herrscht Streit über den Umgang mit Homosexualität im geistlichen Amt / © Manuel Lopez (dpa)
In den USA herrscht Streit über den Umgang mit Homosexualität im geistlichen Amt / © Manuel Lopez ( dpa )

Wenn solche Paare für ihr gemeinsames Leben den "kirchlich vermittelten Segen Gottes" wünschten, dürften diese nicht abgewiesen werden, heißt es in einer am Samstag auf der ZdK-Vollversammlung in Bonn verabschiedeten Beschluss. Andernfalls schaffe die Kirche "Härten" und mitunter "existenzielle Notsituationen".

Kirche beruft sich auf biblische Überlieferung

Anders als viele evangelische Landeskirchen erlaubt die katholische Kirche weder eine Eheschließung noch eine Segnung schwuler und lesbischer Partnerschaften. Nach geltender katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Die Kirche beruft sich dabei vor allem auf die biblische Überlieferung und das sogenannte Naturrecht, nach dem der Geschlechtsakt immer auch auf Zeugung von Nachkommen ausgelegt sein muss.

Der katholische Katechismus fordert deshalb Homosexuelle zur Keuschheit auf. Gleichzeitig mahnt das für Glaubensfragen maßgebliche Lehrbuch, den Betroffenen "mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen" und sie keinesfalls "in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen".

Keine Verwechslungsgefahr mit der Ehe-Sakramentenspendung

Das ZdK hatte sich bereits 2015 prinzipiell für eine Segnung homosexueller Paare ausgesprochen. In dem jetzt verabschiedeten Papier bezeichnet das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien die theologischen Grundlagen, auf denen gleichgeschlechtliche Paare von Segnungsfeiern ausgeschlossen werden als überholt. Auch bestehe keine Verwechslungsgefahr mit der Sakramentenspendung in der Eheschließung.

Zuletzt brachte ein Sammelband mit dem Titel "Mit dem Segen der Kirche? Gleichgeschlechtliche Paare im Fokus der Pastoral" Bewegung in die innerkirchliche Debatte. Darin hielten der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße fest: "Wenn schwule Männer und lesbische Frauen sich trotz erlebter Zurückweisungen als gläubige Christinnen und Christen bekennen und in der Kirche um pastorale Begleitung auf ihrem Lebensweg bitten, ist das sehr beeindruckend und fordert heraus, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln."

Erzbischof Heße: Intensivere theologische Auseinandersetzung

Zu einer Segnung von homosexuellen Paaren äußerten sich Bode und Heße allerdings nicht explizit. Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte, solche Segnungen halte er derzeit nicht für möglich. Heße, der auch Geistlicher Assistent des ZdK ist, sagte auf der Vollversammlung, er wünsche sich eine intensivere theologische Auseinandersetzung mit dem Thema. "Dann hängt der Segen nicht in der Luft."

Das ZdK "ermutigt" in seinem Papier die Ortsbischöfe, nach entsprechenden Normen zu suchen, die derartige Segensfeiern ermöglichen. Das sei kirchenrechtlich möglich. Davon könnten auch andere Partnerschaften profitieren, denen eine kirchliche Trauung nicht offenstehe, wie etwa geschiedene Katholiken, die in einer neuen Beziehung leben.

Die Erklärung "Segen schenken – Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare" werbe für eine differenzierte Sicht auf Partnerschaft und Sexualität. Nicht auf vermeintliche Defizite von Paaren solle geschaut werden, sondern auf die Liebe und die Gottessehnsucht, die sich im Wunsch nach einem kirchlich vermittelten Segen ausdrücke.


Quelle:
KNA , ZdK
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