Bischöfe Bode und Heße für offeneren Umgang mit Homosexuellen

Seelsorge soll keinen ausschließen

Die Bischöfe Franz-Josef Bode und Stefan Heße haben sich für einen offeneren Umgang ihrer Kirche mit Homosexuellen ausgesprochen. Seelsorge dürfe heute weniger denn je die ausschließen, die um Begleitung bitten, betonte Bode.

Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa (shutterstock)
Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa ( shutterstock )

"Wenn schwule Männer und lesbische Frauen sich trotz erlebter Zurückweisungen als gläubige Christinnen und Christen bekennen und in der Kirche um pastorale Begleitung auf ihrem Lebensweg bitten, ist das sehr beeindruckend und fordert heraus, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln", schreiben Bode und Heße in einem gemeinsamen Geleitwort eines am Dienstagabend in Hamburg vorgestellten theologischen Buches.

Mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen befassen

Der Hamburger Erzbischof Heße betont: "Ich sehe, dass wir als Kirche nur glaubwürdig in diese Gesellschaft hineinwirken können, wenn wir uns mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen befassen." Dazu gehörten in Hamburg selbstverständlich auch schwule Männer und lesbische Frauen.

Bode, Bischof von Osnabrück und zugleich stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ergänzt: "Seelsorge darf heute weniger denn je die ausschließen, die um Begleitung bitten." Bode hatte bereits im Januar vergangenen Jahr angeregt, über Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften nachzudenken.

Sammelband "Mit dem Segen der Kirche?" vorgestellt

Der Sammelband "Mit dem Segen der Kirche? Gleichgeschlechtliche Paare im Fokus der Pastoral" enthält Beiträge einer nicht-öffentlichen Fachtagung der katholischen Akademien Osnabrück und Hamburg, die bereits im Juni 2018 in Hamburg stattgefunden hatte. Darin plädieren deutschsprachige Theologen, kirchliche Mitarbeiter und Betroffene für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch die Kirche.

"Die katholische Kirche befindet sich in einem Grundlagenstreit", sagte der Theologe Hans-Joachim Sander, einer der Autoren, bei der Buchvorstellung. Bislang berufe sie sich ausschließlich auf innerkirchlich gewachsene Überzeugungen und nehme nicht zur Kenntnis, dass es Erfahrungen der Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts gebe, so der in Salzburg lehrende Dogmatiker.

Thomas Schüller forderte mehr Mut von den deutschen Bischöfen in dieser Frage. Der Münsteraner Kirchenrechtler erläutert in seinem Beitrag in dem Band, dass es den einzelnen Bischöfen schon jetzt durchaus möglich sei, für ihre jeweiligen Bistümer Segnungen homosexueller Paare zu erlauben.

Woelki: Homosexualität keine Krankheit

Im Mai diesen Jahres hatte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki auch noch einmal betont, dass er Homosexualität keinesfalls für eine Krankheit halte.

Mit Blick auf die Priesterausbildung sagte der Kardinal: "Wir haben nicht zuletzt durch die schlimmen Erfahrungen des Missbrauchsskandals gelernt, dass wir Sexualität in der Priesterausbildung nicht tabuisieren dürfen, sondern, im Gegenteil, thematisieren müssen. Wir wollen allen Priesteramtskandidaten, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, zu einer vertieften Reflexion über ihre Sexualität verhelfen. Das gehört zur Vorbereitung auf das priesterliche Leben dazu und muss in der Ausbildung seinen festen Platz haben."


Bischof Franz-Josef Bode im Portrait während einer Rede / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode im Portrait während einer Rede / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Reiner Diart (Erzbistum Köln)
Quelle:
KNA