ZdK-Treffen beschäftigt sich mit Sexualethik

"Spannung zwischen Lehre und Leben"

Bei seiner Frühjahrsvollversammlung wollen die Delegierten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken über "Zukunftshorizonte christlicher Sexualethik" beraten. Warum, erklärt Generalsekretär Stefan Vesper im domradio.de-Interview.

ZdK-Versammlung (ZdK)
ZdK-Versammlung / ( ZdK )

domradio.de: Sie starten mit einem politischen Thema in Ihr Treffen, nämlich "Demokratie in Bewegung". Was steckt dahinter?

Vesper: Uns als katholischen Christen ist es im Zentralkomitee immer wichtig, dass sich die Menschen in Politik und Gesellschaft engagieren. Im Vorfeld der Wahl haben wir ein Papier zur Beratung vorliegen, das über neue Formen der politischen Beteiligung spricht. Die Demokratie ist ja in Bewegung, man engagiert sich sowohl in Parteien als auch in Bürgerinitiativen oder im Internet. Und wir reflektieren darüber, wie man beide Formen besser verzahnen kann. Wir finden beides wichtig.

domradio.de: Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung ist auch das Thema Sterben und Palliativmedizin. Was besprechen Sie da?

Vesper: Auch hier haben wir ein Papier vorbereitet, das unter dem Titel "Leben bis zuletzt, Sterben in Würde" für eine stärkere Verbreitung der Palliativmedizin einsetzt. Wir glauben, jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Und Menschen, die so schwer erkrankt sind, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist, brauchen eine gute palliative Versorgung. Das gibt es schon vielfach, aber noch nicht ausreichend. Diese Versorgung kann ja nicht mehr heilen oder will das Leben verändern, aber sie will dafür sorgen, dass ein bestmöglicher Erhalt von Lebensqualität gegeben ist, so dass die Menschen, die sterben, wirklich gut betreut sind. Wir wollen hier schauen: Wie sieht es auch in Deutschland? Wo müssen wir einen besseren Ausbau fordern? Uns ist das sehr wichtig in der Debatte um ein menschenwürdiges Sterben. Ein weltweit führender Experte zu dem Thema, Professor Gian Domenico Borasio aus Luzern, kommt deshalb auch dazu zu uns.

domradio.de: Sie diskutieren also nicht nur, Sie fordern auch?

Vesper: Wir haben zu beiden Themen - Bürgerbeteiligung und Sterbehilfe - Erklärungen. Wenn wir die beschließen, werden wir sie im Fall der Sterbehilfe an alle verantwortlichen Ministerien in Bund und Ländern schicken, werden uns aber auch persönlich dafür einsetzen.

domradio.de: Am Ende der Konferenz geht es schließlich auch noch um die Zukunft der Sexualethik. Was kann das ZdK da besprechen?

Vesper: Neben den politischen Themen besprechen wir auch immer ein Thema aus kirchlichen Bezügen, das uns besonders wichtig ist. Zuletzt haben wir über Ökumene, die Rolle der Frau in der Kirche und wiederverheiratete Geschiedene gesprochen. Und diesmal geht es um Zukunftshorizonte christlicher Sexualethik. Professor Hilpert aus München wird uns darüber berichten. Wir sehen eben mit Sorge, dass es eine große Spannung zwischen kirchlicher Lehre und Norm auf der einen Seite und dem Verhalten der Menschen auf der anderen gibt: dem, was Menschen für wichtig erachten, wie sie Sexualität leben. Da gibt es viele Fragen zu bedenken. Hier wollen wir Leben und Lehre in eine stärkere Nähe zueinander bringen. So dass kirchliche Morallehre für die Menschen auch relevant ist.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR