Philipp Rösler bei der ZdK-Herbstversammlung in Bonn

"Für mich gehört der Glaube dazu"

Bundeswirtschaftsminister, FDP-Parteivorsitzender und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Wie Philipp Rösler vermeintliche Gegensätze in seinem Leben vereint, erklärt der Politiker im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Sie sind hier zum Thema "nachhaltig Wirtschaften und Einkaufen" - gelingt Ihnen Letzteres beim persönlichen Einkauf?
Rösler: Das versuche ich. Inzwischen hat sich dieser Gut-Gedanke schon sehr stark durchgesetzt und gilt für viele angebotene Produkte. Das ist eine positive Entwicklung, die den Alltag erleichtert. Und zum Alltag meiner Generation gehört das Thema schlichtweg dazu.

domradio.de: Aus Ihrer Arbeit als Wirtschaftsminister: Bremst das Thema Nachhaltigkeit nicht die Wirtschaft - ihre Betriebe und deren Freiheit - aus?
Rösler: Es gibt niemals Freiheit ohne Verantwortung. Und Verantwortung heiß: für sich selber, für andere, die Umwelt und vor allen Dingen für nachfolgende Generationen. Das können Sie schon daran erkennen, dass der Begriff Nachhaltigkeit keiner aus der Kirchenwelt oder der Umweltbewegung ist, sondern aus der Wirtschaft stammt, der Forstwirtschaft. Nachhaltig ist dort aufgetaucht, als man feststellte, dass man nur so viele Bäume aus dem Wald schlagen kann, wie man dann wieder nachpflanzt. Das zeigt, dass zu einem verantwortlichen Wirtschaften schon immer der Grundgedanke der Nachhaltigkeit gehörte und das noch immer tut.

domradio.de: Muss dieser Gedanke gesetzlich verankert werden - oder reicht der Appell ans Verantwortungsbewusstsein der Wirtschaft?
Rösler: Ich halte nichts von dem Glauben, Probleme nur durch bestimmte Gesetze lösen zu können. Man muss es leben, auch im Alltag. Zum Beispiel bei öffentlichen Ausschreibungen: Früher hat da derjenige den Zuschlag bekommen mit dem günstigsten Angebot. Inzwischen sind wir weiter, es geht heute um das wirtschaftlichste Angebot, das heißt nicht nur in Bezug auf Lebensmittellzyklen und Wiederbeschaffungsfragen, sondern auch im Sinne von sozialer und ökologischer Verantwortung.

domradio.de: Sie sind bekennender Katholik. Wie geht es Ihnen damit in Ihrer Partei, der FDP?
Rösler: Immerhin so gut, dass ich auch ihr Vorsitzender bin. Zur Partei der Toleranz gehört, dass man die unterschiedlichsten Welt- und Wertvorstellungen akzeptiert und miteinander austauscht. Für mich gehört der Glaube dazu, er gibt mir eine gewisse Werteorientierung, daraus mache ich keinen Hehl. Aber ich akzeptiere auch andere Wertvorstellungen.

Das Gespräch führte Johannes Schröer - hören Sie es hier in voller Länge nach.