Historische Praktiken der Totenfürsorge wirkten heute oft befremdlich, ließen sich aber aus ihrer Zeit heraus verstehen, erklärte der Byzantinist Michael Grünbart vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" als Organisator. "Die Totenfürsorge früherer Epochen war nicht pietätlos, sondern im damaligen Verständnis Ausdruck der Fürsorge und der Wertschätzung des Verstorbenen."
Prominentes Beispiel sei der malträtierte Leichnam des mittelalterlichen Stauferkaisers Barbarossa (um 1122-1190), dessen sterbliche Überreste zum Zwecke der Einbalsamierung und Teilbestattung zerteilt worden seien. "Dies wirkte dem Verfall entgegen und diente der Ehrung des Verstorbenen an mehreren Orten", so Grünbart.
Unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema
Weitere Fallbeispiele, die laut Uni auf der hybrid stattfindenden Tagung eine Rolle spielen: die oströmischen antiken Totenstädte in Assos und Bogazkoy in der heutigen Türkei, die Furcht vor Untoten und Vampiren vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit, jüdisches Totengedenken zwischen Synagoge und Friedhof im Hochmittelalter und das byzantinische Totenmahl in Kontinuität von heidnischer zu christlicher Gedenkpraxis.
Auf dem Programm steht auch Totenfürsorge heute zwischen "Entsorgung, Event und digitalem Friedhof".