Kölner gewinnt Kompositionswettbewerb für Sakralmusik

Genug Feuerkraft für den Dom

Andreas Johannes Theobald hat mit seiner Komposition "Gloria" den 1. Preis des internationalen Wettbewerbs "Musica Sacra Nova 2021" belegt. Den Preis versteht der Kölner als "Schulterklopfer" und Ansporn, weitere Messteile zu ergänzen.

Symbolbild Notenblatt und Stift / © Minerva Studio (shutterstock)
Symbolbild Notenblatt und Stift / © Minerva Studio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Gewonnen haben Sie in der Kategorie "Werk für Chor und Orgel". Erklingen wird Ihr Werk zum ersten Mal bei der Uraufführung in zweieinhalb Monaten. Weil wir es noch nicht hören können: Beschreiben Sie uns doch mal: Wie klingt Ihr Gloria? 

Andreas Johannes Theobald (Komponist und Preisträger des internationalen Musikwettbewerbs "Musica Sacra Nova"): Gloria ist ja ein Lobgesang. Das war eigentlich auch der Anspruch, als ich das Stück geschrieben habe. Es ist ein bisschen in den Weihnachtskontext eingeboren worden und es ist natürlich dann umso mehr glorreich. 

DOMRADIO.DE: Geplant ist auch, den Rest einer Messe - also Kyrie, Sanctus und so weiter - noch zu komponieren. Die Messe könnte dann vielleicht irgendwann im Kölner Dom erklingen, oder? 

Theobald: Ja, da wäre auf jeden Fall genügend Feuerkraft, was die Orgel angeht, eingebaut. Kann ich mir gut vorstellen. 

DOMRADIO.DE: Teilnehmen an dem Wettbewerb konnten junge Musiker wie Sie bis 35 Jahre. Auf dem zweiten Platz ist eine Komposition aus Polen gelandet. Den dritten Platz belegt wieder ein deutsches Werk. Insgesamt waren es 55 Stücke aus 19 verschiedenen Ländern. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung und die Aufzeichnung Ihrer Musik durch den Deutschlandfunk? 

Theobald: Für mich ist das einfach eine Ermutigung und eine Anerkennung der Arbeit, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Es ist für mich wie ein Schulterklopfer; "Mach weiter so!". Das ermutigt mich zum Beispiel, noch mehr Messteile davon zu schreiben. 

DOMRADIO.DE: Durch die Corona-Situation hatte sich die Entscheidung der Jury lange hingezogen. Sie hatten das Werk anonym eingereicht und mussten es natürlich so lange dann auch geheim halten. Fiel Ihnen das schwer? 

Theobald: Das Gute war, nach so langer Zeit habe ich dann irgendwann aufgegeben und gar nicht mehr darauf gewartet. Aber als dann die Entscheidung kam, musste ich auch selber erstmal wieder das Stück rauskramen, um zu gucken, was ich da eigentlich gemacht hatte. Da konnte ich mich schon fast gar nicht mehr dran erinnern. 

DOMRADIO.DE: Chor- und Orgelmusik ist nicht für jeden etwas, aber in der Kirchenmusik überhaupt nicht wegzudenken. Für Sie als 25-Jährigen ist diese Musik aber offensichtlich auch alles andere als altmodisch oder unpopulär. Was begeistert Sie daran?

Theobald: Vielleicht finde ich sie spannend, gerade weil sie so ein unpopuläres Feld ist, zumindest in meinem Umfeld. Ich komme aus dem Jazzbereich und es gibt, glaube ich, keinen meiner Kommilitonen, der dieses Feld so beackert. Abgesehen davon ist das ein bisschen meine Wurzel. Im Jazz geht es ja auch darum, immer seine Wurzel zu finden. Da war ich mal ganz ehrlich mit mir und hab mich zurückbesonnen auf die Musik, die mich am meisten berührt hat, in meiner Kindheit zum Beispiel. Und da sind wir eben hier gelandet. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, aus dem christlichen Glauben heraus.

Theobald: Ja, unter anderem. Es ist einfach eine Musik, die eingebettet ist in einen dramaturgischen Kontext. Das ist einfach etwas ganz Besonderes, was man nicht so oft in anderer Musik findet. Und das reizt mich. 

DOMRADIO.DE: Es gibt großartige Werke, Jahrhunderte oder Jahrtausende alte sakrale Musik, komponierte Messen mit einem Gloria. Wie können Sie da mithalten? Was ist das für ein Gefühl?

Theobald: Da kann ich wahrscheinlich nicht mithalten. Ich verstehe es aber auch eher als so eine Art Verneigung. Ich finde es eine unheimlich Herausforderung, auch auf Latein zu komponieren - das ist ja die Weltsprache von anno dazumal. Heute würde man vielleicht eher auf Englisch schreiben. Aber, gerade weil es so viele Kompositionen gibt, kann man natürlich auch mal gucken: Wie haben das die anderen großen Namen gemacht. Das ist auch eine gute Schule für mich. 

DOMRADIO.DE: Gibt es Komponisten, die ihre Vorbilder sind? 

Theobald: Absolut. Ich bin ein großer Bach-Fan und das ist natürlich auch die Basis von allem. Ich habe aber in den letzten Jahren auch den Link zur Jazzmusik gefunden - in der englischen Chormusik, insbesondere von Gerald Finzi. Das ist ein englischer Komponist, der im 20. Jahrhundert unheimlich tolle sakrale Musik geschrieben hat, die mich sehr inspiriert hat. 

Das Interview führte Katharina Geiger.


Symbolbild: Kirchenmusik/Orgel / © Villiers Steyn (shutterstock)
Symbolbild: Kirchenmusik/Orgel / © Villiers Steyn ( shutterstock )
Quelle:
DR