Bistum Münster digitalisiert Noten-Sammlung des Römers Santini

Römischer Nachlass in der westfälischen Provinz

Das Bistum Münster digitalisiert die Noten-Sammlung des römischen Priesters und Musikers Abate Fortunato Santini. Die Handschriften und Drucke seien eine der wertvollsten Quellen italienischer Musik des 16. bis 19. Jahrhunderts.

Alte Notenblätter / © Africa Studio (shutterstock)

Dies teilte das Bistum mit. Santini (1777 bis 1861) hatte den Angaben zufolge in Adelsarchiven Manuskripte und Drucke von Komponisten abgeschrieben oder aus Einzelstimmen Partituren erstellt

Zusammen mit dem musikalischen Nachlass seines Lehrers Giuseppe Jannacconi (1740 bis 1816) entstand eine beachtliche Sammlung. 1820 erschien sein erster Katalog mit rund 2.000 Titeln und machte ihn auch international bekannt, wodurch sich der Bestand um deutsche, englische, französische und weitere Werke erweiterte.

Wertvolle Manuskripte bei Hochwasser verlorengegangen

Auf Initiative des münsterschen Domvikars und Kirchengesanglehrers Bernhard Quante (1812 bis 1875) verkaufte Santini seine Sammlung 1855 an das Bistum Münster, wie es hieß. Nach dessen Tod kam sie 1862 in die westfälische Stadt. 1923 übernahm die Universitätsbibliothek die Sammlung für 25 Jahre per Leihvertrag.

Fünf Prozent des Bestands wurden bei einem Hochwassereinbruch im Januar 1946 geflutet und nur teilweise gerettet. Dabei gingen bedeutende Manuskripte etwa von Palestrina und Pergolesi verloren. Nach Auslauf des Leihvertrages 1948 übernahm das Bistum wieder die Sammlung und lagerte sie im Diözesanarchiv. Heute lagern in der Diözesanbibliothek 4.500 Handschriften und 1.200 Drucke.

Bis 1985 wurde das Material laut Bistum auf Mikrofiches verfilmt. Für die Digitalisierung habe die Diözese nun eine auf drei Jahre befristete und von der Uni bezuschusste Projektstelle eingerichtet. "Ich bin dabei, den gesamten Bestand aufzulisten, vor allem die Drucke, die bisher noch nirgendwo digital vollständig erfasst sind", erklärte der Musikwissenschaftler Michael Werthmann.

Handschriftliche Vermerke können neue Erkenntnisse liefern

Ein besonderes Augenmerk legt Werthmann nach eigenen Worten auf handschriftliche Vermerke, die neue Erkenntnisse für die Forschung liefern könnten. "Damit sind zum Beispiel beschriebene Einlegeblätter oder auch persönliche Widmungen gemeint."

So habe Felix Mendelssohn Bartholdy auf das Titelblatt seines Violinkonzertes eine Widmung an Santini geschrieben und ihm dann das Werk zwischen 1845 und 1847 zukommen lassen. Werthmann kündigte auch die Erarbeitung einer digitalen Plattform mit Erklärtexten zu Santini, wichtigen Werken und Wegbegleitern an.


Domplatz in Münster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Domplatz in Münster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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