Tag des offenen Denkmals bietet Geschichte hautnah

Das Kleinod um die Ecke

"Für den Erhalt der alten Mühle!": Sprüche wie dieser fallen immer wieder auf. Jedes Denkmal ist besonders. Am bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" öffnen viele Denkmäler ihre Türen. Auch 1.500 Kirchen-Bauten sind dabei.

Autor/in:
Christian Michael
Tag des offenen Denkmals: Besucher gehen durch den Schellfischtunnel in Hamburg / © Malte Christians (dpa)
Tag des offenen Denkmals: Besucher gehen durch den Schellfischtunnel in Hamburg / © Malte Christians ( dpa )

Ob Trutzburg, Kunst aus dem Kuhstall oder historisches Hochseeschiff: Am bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" öffnen sich in Deutschlands Städten und Dörfern viele Türen, die sonst verschlossen sind. Immer am zweiten Sonntag im September können Kulturbegeisterte Geschichte und Geschichten zum Anfassen erleben.

Es ist eine der größten kulturellen Veranstaltungen Deutschlands - mit rund 8.000 geöffneten Gebäuden und historischen Anlagen. Am nördlichsten Punkt findet sich die "Reetdachkate - Künstlerhaus Rolf-Dietrich Schmidt"; sie liegt an der Grenze zu Dänemark und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das südlichste Denkmal ist die Olympia-Bobbahn samt Bobmuseum in Garmisch-Partenkirchen. Am westlichsten Punkt befindet sich die Sankt Johanneskirche in Waxweiler; das östlichste beteiligte Denkmal ist die Kirche Zodel in Neißaue nördlich von Görlitz an der Grenze zu Polen. Einige von ihnen haben weltweite Bedeutung, andere sind eher Geheimtipps, die sonst kaum im Blick der Öffentlichkeit stehen.

In diesem Jahr will die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Ausrichter den Blick auf Umbrüche in Kunst und Architektur lenken. Im Zentrum steht die Frage: Was bedeutet Moderne? Die Stiftung greift dabei das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses auf und thematisiert revolutionäre Ideen und technische Fortschritte über die Jahrhunderte. Es steht mit seiner ideellen und ästhetischen Ausrichtung als Paradebeispiel für das "Moderne".

Stil, Zeit und Ort

Gegründet 1919 von Walter Gropius (1883-1969) in Weimar, existierte es gerade einmal vierzehn Jahre, bis es 1933 auf Druck des NS-Regimes schließen musste. Dennoch wurde es zu einer der prägenden Schulen für Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert. Gropius brachte es für sich so auf den Punkt: "Das Bauhaus erstrebt die Sammlung allen künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werk-künstlerischen Disziplinen zu einer neuen Baukunst."

Unabhängig von Denkmalgattung, Stil, Zeit und Ort: Gesellschaftliche Umbrüche lassen sich an vielen Denkmälern in Deutschland zeigen, so die Stiftung Denkmalschutz. Knapp vier Prozent aller Immobilien in der Bundesrepublik stehen unter Denkmalschutz; mehr als zwei Drittel der rund 750.000 Baudenkmäler werden von privater Hand bewahrt und gepflegt.

Eröffnungsstadt Ulm

Doch die Denkmalbesitzer sind derzeit in Sorge über die geplante Reform der Grundsteuer. Jahrhunderte alte Baudenkmäler sollen nach den Plänen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) künftig wie normale Gebäude des Baujahrs 1948 behandelt werden. Die Aktionsgemeinschaft Privates Denkmaleigentum (APD) lehnt aber eine finanzielle Mehrbelastung der Denkmaleigentümer ab und fordert einen pauschalen Denkmalabschlag von 25 Prozent. Der Unterhalt sei ohnehin schon teuer und mit Nutzungseinschränkungen verbunden.

Eröffnungsstadt für den bundesweiten Tag des offenen Denkmals ist in diesem Jahr Ulm. An Denkmälern mangelt es dort ganz sicher nicht: das Münster natürlich, die historischen Bürger- und Patrizierhäuser, die Überreste der alten Stadtbefestigung, die Bauten der Bundesfestung und seit einigen Monaten mit Richard Meiers 1993 eröffnetem Stadthaus das jüngste Mitglied auf der baden-württembergischen Denkmalliste.

Die Wahl sei unter anderem auf die Münsterstadt gefallen, weil Denkmalschutz hier einen hohen Stellenwert genieße, so die Stiftung Denkmalschutz. Die offizielle Eröffnung findet um 11.00 Uhr auf dem Münsterplatz statt. Um 18.00 Uhr gastiert in der Pauluskirche "Grundton D", die Benefizkonzertreihe des Deutschlandfunks, zugunsten der Stiftung Denkmalschutz. Bereits am Vorabend wird das Münster mit einer Ton- und Lichtinstallation in ein Meer aus Farben und Tönen getaucht.


Zum "Tag des offenen Denkmals" öffnen viele Bauwerke ihre Türen, wie etwa das Schloss Nymphenburg in München (Bayern),  / © Ursula Düren (dpa)
Zum "Tag des offenen Denkmals" öffnen viele Bauwerke ihre Türen, wie etwa das Schloss Nymphenburg in München (Bayern), / © Ursula Düren ( dpa )

Ulmer Münster mit Stadthaus im Vordergrund (dpa)
Ulmer Münster mit Stadthaus im Vordergrund / ( dpa )
Quelle:
KNA